Schwetzingen, Stadt der kurzen Wege. Und zudem mit kostenlosen Buslinien. Wie wird der Stadtbus angenommen, wie gut funktioniert er? Das wollten die Schwetzinger Grünen vor Ort erfahren. Bei einer Bustour mit den Linien 715 und 716 kamen sie mit vielen Fahrgästen und Busfahrern ins Gespräch.
Zahlreiche Menschen waren mit dem Stadtbus zufrieden. Es gab aber auch viel Kritik. Bemängelt wurden vor allem die wechselnden Abfahrtszeiten. Der Fahrplantakt variiert über den Tag und weist Lücken auf. „Das war früher besser“, so die einhellige Meinung. Eine ältere Frau drückte es drastisch aus: „Diejenigen, die den Fahrplan geändert haben, haben von Tuten und Blasen keine Ahnung“. Und eine andere meinte: „Was gut war, musste man doch nicht ändern“. Große Schwierigkeiten gibt es auch mit dem Verständnis der Fahrpläne und den Fahrtrichtungen der Stadtbusse. „Ich sehe häufig ältere Menschen am Bahnhof ratlos vor den Fahrplänen“, berichtete eine Dame. Vor allem fällt es schwer, die Richtung der Stadtbuslinien zu erkennen. Diese wird zwar an der Frontseite der Busse angezeigt, nicht aber auf der Digitalanzeige am Bahnhof und ist aus den Fahrplänen nur mühsam abzulesen. Daraus resultieren ärgerliche Fehler. Eine Mutter wollte mit ihrer Tochter zum Bellamar, war aber in die falsche Schleife Richtung Schälzig eingestiegen. Selbst die Busfahrer halten Fahrplan, Taktung und Streckenkonzept für verwirrend.
Generell unzufrieden waren die Passagiere mit der Pünktlichkeit. Offenbar berücksichtigen die Fahrpläne nicht die häufigen Staus in der Carl-Theodor-Straße, die regelmäßig zu erheblichen Verzögerungen führen. Nicht gut geregelt ist die Haltestelle am Friedhof. Wenn bei Beerdigungen der Parkplatz dort voll ist, kann der Bus nicht wenden. Häufig komme es deshalb vor, dass die Haltestelle gar nicht angefahren wird. Bedauert wurde, dass nach 19 Uhr kein Busverkehr mehr stattfindet. „Wenn man abends mit dem Zug aus Mannheim oder Karlsruhe kommt, hat man keinen Anschluss mehr“ klagte ein Mitfahrer. Besonders in Stoßzeiten seien die Busse gut besetzt, berichten die Fahrer. Die Schleife der Linie 716 in die Oststadt werde aber kaum genutzt, fast immer seien sie hier allein im Bus.
In ihrem Resümee fanden die Grünen es „toll“, dass der Stadtbus kostenlos ist. Zufrieden waren sie auch mit der Auslastung der Schleifen in den Schälzig und vor allem in die Nordstadt. Dennoch sollte stärker über den Stadtbus informiert und dafür geworben werden. „Man muss aber hinterfragen, ob die Schleifen in die Oststadt weiterhin in beiden Richtungen befahren werden sollen“, so Dr. Johannes-Ludwig Schneider, der für den Gemeinderat kandidiert. „Ganz wichtig ist ein durchgehend regelmäßiger Takt des Fahrplans, der auch Lücken um die Mittagszeit schließen muss. Zudem ist ein Angebot bis in die Abendstunden sehr zu wünschen“, fasste Gemeinderätin Dr. Susanne Hierschbiel die Meinung der Grünen zusammen. Sie forderte auch, dass am Friedhof für den Bus mehr Platz freigehalten wird. Und Gemeinderat Dr. Michael Rittmann ergänzte: „Die Fahrpläne müssen viel übersichtlicher und klarer gestaltet werden. Vor allem muss die Streckenrichtung dabei einfach erkennbar sein, auch auf der Digitalanzeige am Knotenpunkt Bahnhof. Helfen könnten auch große Netzkarten, auf denen nur die Schwetzinger Linien eingezeichnet sind“. Begrüßen würden die Grünen, wenn künftig der Neue Messplatz angebunden wird, um ein Park+Ride-System in die Innenstadt anbieten zu können. Und weitere Haltestellen z. B. in der Lindenstraße und im Gewerbegebiet Hockenheimer Landstraße sollten leicht einzurichten sein. Denn auch beim ÖPNV gilt ganz klar: erst ein gutes Angebot schafft Nachfrage. (pm/red)