Nandus und Strauße gehören zu den Laufvögeln und somit zu den größten Vögeln, die derzeit die Erde bevölkern. Grund genug, um euch diese eindrucksvollen Tiere näherzubringen. Anlass hierzu ist der Nachwuchs bei den Nandus, aber dazu später mehr.
Beginnen wir mit den spannenden Punkten zur Anatomie eines Laufvogels: Die Flugmuskulatur ist vereinfacht und schwach, die Beinmuskeln dagegen sind gut einwickelt. Das Flügelskelett ist mehr oder weniger stark rudimentiert (Es leitet sich vom Wort Rudiment ab, das etwas bezeichnet, das ursprünglich vollständig ausgebildet war oder sein könnte, aber in reduzierter, zurückgebildeter oder unvollständiger Form vorhanden ist) oder fehlt bei einigen der ausgerotteten Arten ganz. Die Finger sind teilweise bekrallt und somit auch als Waffe einsetzbar. Die Beine sind lang und gut ausgeprägt. Wenn überhaupt, dann sind nur noch die Oberschenkelknochen hohl und mit Luftsäcken gefüllt, nicht alle Knochen, wie bei den flugfähigen Vögeln. Die Schwung- und Steuerfedern sind ebenfalls rudimentiert oder zu Schmuckfedern umgebildet. Die Anzahl der Zehen ist beim Nandu auf drei, beim Strauß auf zwei nach vorne weisende Zehen reduziert, was höhere Laufgeschwindigkeiten ermöglicht. Eine Bürzeldrüse fehlt komplett, somit wird das Gefieder nicht eingefettet und ist somit nur begrenzt wasserabweisend. Ein Kropf fehlt. Die Nahrung wird mit dem Schnabel und der sehr zurückgebildeten Zunge aufgenommen und im Muskelmagen zerrieben. Ein Muskelmagen enthält keine Magensäure, die beim Verdauen hilft. Um die Nahrung im Muskelmagen zu zerkleinern, nehmen die Tiere Steine zu sich, die das Essen im Magen zerreiben.
Auch ihr Energieverbrauch unterscheidet sich zu kleineren Vögeln ebenfalls geringer, da die Wärmeabgabe bei großen Körpern relativ klein ist. Das ist die Folge davon, dass das Verhältnis von Körpermasse zu Körperoberfläche weitaus günstiger ist. An heißen Tagen ist andererseits auch die Wärmeaufnahme durch Sonneneinstrahlung relativ gering, sodass die Gefahr einer Überhitzung vermieden wird. Ein großer Körper ermöglicht also eine effektivere Temperaturregulation und Wärmespeicherung. Die Tiere haben die Möglichkeit, große Nahrungs- und Energiereserven für Notzeiten zu speichern, da das Körpergewicht keine nennenswerte Rolle spielt.
Laufvögel stammen also von flugfähigen Vögeln ab und haben im Zuge der Größenzunahme ihre Flugfähigkeit eingebüßt.
Oft werden den Laufvögeln „Spatzenhirne“ nachgesagt. Verhältnismäßig ist das Hirn eines Laufvogels auch recht klein, aber dennoch sind die Tiere nicht dumm.
Das Nahrungsspektrum der Nandus ist sehr breit und umfasst sowohl Gras, Kräuter und Blätter als auch Früchte, Samen, Wurzeln sowie kleine Wirbeltiere und verschiedene Insekten. Die Tiere kommen in verschiedenen Grauschattierungen vor.
Nandus sind außerdem ausgezeichnete Läufer, bei Gefahr ducken sie sich und rennen so schnell sie können davon, hierbei können Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreicht werden. Nandus können sogar auch schwimmen.
Wie die anderen Laufvogelarten leben auch Nandus polygam, das heißt, der Hahn lockt mehrere Hennen in sein Revier, das er gegen Konkurrenten verteidigt. Bei Kämpfen mit anderen Hähnen treten sie sich gegenseitig und attackieren sich mit dem Schnabel.
Für die Brut ist nicht nur bei Nandu, sondern auch bei anderen Laufvogelarten der Hahn zuständig. Dieser gräbt eine Mulde in den Boden, die er mit Blattwerk und anderen Pflanzenteilen, sowie Federn weich auspolstert.
Während der Balz tanzt er dann vor seinen Hennen mit weit ausgebreiteten Flügeln und stößt dabei laute Schreie aus.
Nachdem sich der Hahn mit seinen Hennen gepaart hat, legen diese in das Nest oder in die Nähe ihrer Eier. Der Hahn sammelt die Eier dann ein und rollt sie in sein Nest. In diesem finden bis zu zwanzig Eier Platz. Das Männchen brütet diese durchschnittlich vierzig Tage lang aus und ist anschließend für die Aufzucht der Küken alleine verantwortlich.
Auch in diesem Jahr setzte sich unser Nanduhahn auf sein Nest. Auch in diesem Jahr hatten wir die Hoffnung, dass es diesmal etwas „geben möge“. Denn in den vorherigen Jahren ist leider aus der Brut nie etwas geworden. Aber gut Ding will Weile haben und Übung macht den Meister. Und so schlüpften in diesem Jahr gleich 4 Küken. 2 davon weiß wie der Papa und zwei in dem für Nandus typischen Grau, wie die Tiere auch eigentlich in der freien Wildbahn vorkommen.
Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wieso unser Nandu und zwei seiner Küken dann weiß sind? Das fragt ihr euch zurecht und das ist auch einfach erklärt: Dies kommt vom sogenannten Leuzismus. Nicht zu verwechseln mit dem Albinismus. Der Hauptunterschied zwischen Leuzismus und Albinismus liegt in der Ursache und den Auswirkungen auf die Pigmentierung. Albinismus ist ein genetischer Defekt, der die Produktion von Melanin (Farbpigment) vollständig verhindert. Dies führt zu weißem Fell oder Gefieder und roten Augen (durch den durchscheinenden Augenhintergrund) und außerdem zu rosa Haut bei den betroffenen Tieren. Leuzismus hingegen ist eine Störung, bei der die Melanozyten (Zellen, die Melanin produzieren) zwar vorhanden sind, aber nicht richtig funktionieren oder das Melanin nicht korrekt in die Haut oder das Fell transportieren können. Dies führt zu einer teilweisen oder vollständigen Aufhellung, wobei die Augen oft normal gefärbt sind. Die Augen von unseren Nandus sind blau und die Färbung des Gefieders auch nicht gänzlich weiß. Daher ist bei unseren Tieren von einem Leuzismus die Rede. Und besagter Leuzismus ist vererbbar.
Auch die bekannten „weißen“ Pfaue sind in Wirklichkeit blaue Pfaue mit Leuzismus.
Unser Nandu Papa kümmert sich ganz rührend um die kleinen Küken, läuft mit ihnen durch das Gehege und zeigt, was alles gefressen werden kann und abends wird sich gemeinsam hin gekuschelt.
Schon sehr neugierig flitzen die Kleinen regelrecht durch das Gehege und kommen auch gerne mal etwas näher, um zu schauen, wer denn da so am Zaun steht.
Alles natürlich unter den wachsamen Augen des stolzen Papas. Die Mütter mussten wir in dieser Zeit auf die andere Seite der Anlage sperren, da diese keinerlei Verbindung zu den Jungtieren haben und sie im schlimmsten Fall töten würden.