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Fairer Handel: Warum es sich lohnt, etwas mehr zu bezahlen

In den vergangenen Wochen habe ich über die Vorzüge von unseren Kaffees wie auch der Langzeitröstung im Gegensatz zur Industrieröstung berichtet. Nicht...
Foto: gepa.de

In den vergangenen Wochen habe ich über die Vorzüge von unseren Kaffees wie auch der Langzeitröstung im Gegensatz zur Industrieröstung berichtet. Nicht nur Letzteres, sondern auch der faire Handel ist ein Grund, warum Kaffee bei uns etwas teurer ist. Fairer Handel kostet uns zwar etwas mehr Geld, aber dieses Mehr hat so viel Mehrwert.
Die Orgánico-Kaffees sind eine Mischung hochwertiger Bio-Arabica-Bohnen. Der Rohkaffee für „Orgánico mild“ kommt von Kaffeegenossenschaften aus Mexiko, Peru und Honduras. Da war der erste fair gehandelte Bio-Kaffee, der 1986 auf den deutschen Markt kam. Inzwischen ein echter Klassiker. Heute steht nicht zuletzt dieser Kaffee für eine nachhaltige Zukunft für Mensch und Natur. Für diesen Kaffee hat GEPA aktuell eine Musterkalkulation veröffentlicht. (vgl. www.gepa.de/fileadmin/user_upload/Info/Produktinfo/Musterkalkulation/Musterkalkulation-GEPA-Fair_Trade_Bio-Kaffee-Organico-500g_2023-10.pdf).

GEPA geht für die Musterkalkulation von einem Verkaufspreis zu gerundet 11,00 € für Orgánico (500 g) aus. (Warum diese Musterkalkulation bei uns beim Verkaufspreis nicht ganz hinhaut, dazu später.)
3,38 € = ca. 31 % fließen direkt an die Handelspartner, also die Kaffeegenossenschaften aus verschiedenen Ländern Mittel- und Südamerikas.
1,00 € = ca. 9 % bekommen die verschiedenen „Verarbeiter“, das spaltet sich auf in Transport, Röstung und Verpackung.
1,72 € = ca. 16 % behält GEPA ein und bezahlt damit den Vertrieb oder auch den Internetauftritt, Werbe- und Infomaterialkosten, Räume und das Personal.
1,82 € = ca. 16 % kosten die Lizenzen und Steuern wie Kaffeesteuer und Mehrwertsteuer.
3,08 € = ca. 28 % fließen zuletzt in den Groß- und Einzelhandel, eben die Läden, in denen Orgánico verkauft wird.
Zu unseren Verkaufspreisen: Wir bestellen direkt bei GEPA, ohne einen Großhändler zu bemühen. Wir sind ein sehr „kleiner“ Weltladen, was unsere Umsätze betrifft. Deshalb sind wir alles andere als ein Großabnehmer bei GEPA und haben leider etwas höhere Einkaufspreise als andere, größere Einzelhändler. Bei uns fallen zwar im Laden „nur“ als Kosten, welche wir über unsere Einnahmen decken müssen, Miete, Nebenkosten, Steuer, Versicherung und noch ein wenig sonstige Verbrauchskosten an, aber auch wir müssen diese decken. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten ja ausnahmslos alle ehrenamtlich. Wir haben also keinerlei Personalkosten. Wir sind nicht für uns gewinnorientiert. Wir sind einfach nur leidenschaftlich engagiert für den fairen Handel. Daher schlagen wir meines Wissens für unseren „Gewinn“ bei Lebensmitteln maximal 10 % auf den Einkaufspreis drauf, zusätzlich der Mehrwertsteuer.
Ich bin ob meiner Ausbildung wirtschaftswissenschaftlich leider sehr unbeschlagen. Trotzdem habe ich in meiner lebenslangen Auseinandersetzung mit dem fairen Handel sehr viel dazugelernt, erst recht in den letzten beiden Jahren. Ich behaupte, dass selten irgendwo im Lebensmittelbereich bei uns knapp ein Drittel zurück an die Produzenten und Produzentinnen fließt. Auch nicht im Bio-Bereich. Fragen Sie einmal die Bauern und Bäuerinnen, die Sie kennen, ob diese knapp ein Drittel des Verkaufspreises erhalten.
Aber was machen die Kaffeekooperativen mit dem Geld? Was geschieht mit den 3,38 €, dem knappen Drittel, welches direkt an die Produzenten zurückfließt? Ein Beispiel zeigt, wie die Kooperative Sol y Café (Peru) das Geld einsetzt, das die GEPA für den fairen Bio-Kaffee bezahlt. 82 % der erzielten Einnahmen erhalten die Bäuerinnen und Bauern.
18 % der Einnahmen kommen der Gemeinschaft zugute. Das hat spürbare Auswirkungen, im sozialen wie wirtschaftlichen Bereich. Zur Bildung werden der Bau von neuen Schulräumen, die Ausstattung von Bibliotheken sowie Anschaffung von PCs für einige Schulen unterstützt. Seit 2019 gibt es eine eigene Schule, die die Genossenschaft mit staatlicher Unterstützung gegründet hat. Im Bereich Gesundheit kann ein Krankenpfleger finanziert werden, der die Mitglieder der Kooperative untersucht und behandelt. Dazu gibt es eine Zahnarztpraxis mit einer angestellten Zahnärztin. Ihre Eltern sind Mitglied in der Genossenschaft. Der faire Handel machte ihre Ausbildung erst möglich. Sie leistet auch Aufklärungsarbeit in den Gemeinden zur Zahnpflege und Mundhygiene. Auch ein Fonds für Hinterbliebene bei Todesfällen wird unterhalten.
Außerdem gibt es Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität: Landwirtschaftliche und technische Beratung für die Bäuer*innen findet statt und eine eigene Baumschule wird unterhalten. Aus eigener Anlage wir Biodünger erzeugt und neue Kaffeesorten werden gezüchtet. Ein Fuhrpark wird unterhalten wie dessen Instandhaltung. Dazu wurde eine eigene Rösterei aufgebaut, welche den Verkauf von Kaffee im Inland ermöglicht. Ist das nicht fantastisch, was eine Erzeugerkooperative aus 18 % der Einnahmen gemeinschaftlich aus fairer Bezahlung leisten kann? Ich finde das absolut bewundernswert! (db)
Kommen Sie einfach mal unverbindlich vorbei und probieren einen unserer tollen Kaffees, welcher auch immer gerade zufällig in unserer Kaffeemaschine ist, gegen eine Spende. Wir haben nun wieder „normal“ geöffnet.
Weltladen Untergruppenbach, Heilbronner Straße 1
Öffnungszeiten
Mo. – Sa., 9.30 – 12.00 Uhr
Mo. – Fr., 15.00 – 18.00 Uhr

Erscheinung
Die Brücke – Amtsblatt der Gemeinde Untergruppenbach
NUSSBAUM+
Ausgabe 36/2024
von Weltladen Untergruppenbach e. V.
06.09.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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