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Familienbetrieb feiert Jubiläum – zwischen digitalem Wandel

50 Jahre Veloland Brand: Eine Fahrrad-Erfolgsgeschichte aus Wiesloch Ein halbes Jahrhundert Radsportgeschichte, unzählige Kunden, Generationenwechsel...
OB Dirk Elkemann (ganz links) beglückwünschte Familie Brand zum Jubiläum. (v.l.) Nastassja Brand, Monika Brand und Peter Brand.
OB Dirk Elkemann (ganz links) beglückwünschte Familie Brand zum Jubiläum. (v.l.) Nastassja Brand, Monika Brand und Peter Brand.Foto: LIP

50 Jahre Veloland Brand: Eine Fahrrad-Erfolgsgeschichte aus Wiesloch

Ein halbes Jahrhundert Radsportgeschichte, unzählige Kunden, Generationenwechsel und ein Neubau mit großem Umfang: Veloland Brand feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Was 1975 mit 15 Rennrädern begann, ist heute ein hochmodernes Fahrradfachgeschäft mit über 2500 Fahrrädern im Lager, digitaler Werkstattsteuerung und einem Team von 20 Mitarbeitenden. Gefeiert wird dieses besondere Jubiläum zwar nicht mit großer Bühne, aber mit vielen kleinen Aktionen – und vor allem im Bewusstsein, was in fünf Jahrzehnten alles geleistet wurde.

Seit 2018 steht Nastassja Brand an der Spitze des Familienunternehmens. „Wir wollen die Traditionen bewahren, gleichzeitig gehören Veränderungen einfach dazu“, sagt sie. Als Quereinsteigerin aus einer anderen Arbeitswelt brachte sie frische Perspektiven mit – und die Erkenntnis, dass moderne Prozesse unabdingbar sind. Unter ihrer Leitung wurde das Unternehmen umfassend digitalisiert: Werkstattabläufe, Kundenkommunikation, Lagerverwaltung – alles läuft heute effizient und elektronisch. „Wir haben in der Werkstatt das Vier-Augen-Prinzip eingeführt. Zudem wurde an jedem Arbeitsplatz ein PC installiert. Das war für viele eine Umstellung, aber notwendig – gerade bei der Arbeit mit E-Bikes.“ Auch das Sortiment wurde weiterentwickelt. Neben klassischen Fahrrädern - die weiterhin rund 40 Prozent des Absatzes ausmachen - setzt Veloland Brand zunehmend auf E-Bikes, Lastenräder und innovative Mobilitätslösungen. Gleichzeitig ist ihr die Kundenbindung durch Service und Fachwissen wichtig – sowie moderne Formate wie die „Ladies Bike Night“, bei der Technikverständnis für Frauen im Fokus steht und weitere Events.

Von den Wohnräumen hin zum Neubau

Ein Wendepunkt war die Entscheidung für den Neubau. „Im alten Geschäft hatten wir irgendwann Fahrräder in Gartenhäusern und eine Kirche als Lager gemietet, es ging sogar bis in die Wohnräume hinein“, erinnert sich Brand. Mit dem Bezug des neuen Standorts 2022 endete diese Platznot. Die moderne Infrastruktur erlaubt heute nicht nur eine hochwertige Präsentation im Verkaufsraum, sondern auch eine durchdachte Lagerhaltung und schnelle Reparaturabwicklung. Ein weiterer Meilenstein war die Integration in das Franchise-System der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG (ZEG) unter der Marke „Veloland“. Das brachte nicht nur optische Professionalität, sondern auch Unterstützung bei Werbung, Organisation und Austausch mit anderen Händlern. Die Entscheidung fiel frühzeitig – sichtbar kommuniziert durch eine Großflächenkampagne. „Wir wollten, dass alle wissen: Jetzt beginnt ein neues Kapitel.“

Der Gründer, der nie ganz ging

„Ich kann schlecht loslassen“, sagt Peter Brand, der das Geschäft 1975 gründete – und sich trotz Ruhestand regelmäßig im Laden blicken lässt. Für ihn war der Weg dorthin alles andere als einfach: Als leidenschaftlicher Rennradfahrer begann er neben seinem Beruf Fahrräder zu reparieren. Die ersten verkauften Räder standen im Wohnzimmer. Den ersten Laden übernahm er in Wiesloch, als ein leerstehender Edeka aufgegeben wurde. „Alles Stück für Stück“ – das war sein Motto. Die Mountainbike-Welle in den 80ern, der E-Bike-Boom ab den 2000ern, schließlich das Leasing über JobRad: Peter Brand erkannte Chancen früh und nutzte sie. „Wir hatten plötzlich so viele Räder, dass wir keine Lagermöglichkeit mehr hatten. Alles war voll – von der Garage bis zur Küche.“ Den Generationenwechsel begleitete er mit Skepsis – „Ich habe manchmal den Kopf geschüttelt: Was macht sie mit meinem Laden?“ – aber auch mit Stolz. Heute weiß er: „Sie macht es gut. Anders, aber gut.“

Werkstatt als Erfolgsfaktor

Ein zentrales Element der Erfolgsgeschichte ist die Werkstatt. Pro Woche werden bis zu 150 Reparaturen durchgeführt – vom platten Reifen bis zum E-Bike-Motortausch. Der technische Anspruch ist gestiegen, die Organisation auch. „Wir arbeiten heute wie ein hochfunktionelles Unternehmen, vergleichbar mit einer Autowerkstatt“, erklärt Nastassja Brand. Reparaturannahme, Ersatzteilbestellungen, Montageprozesse – alles folgt klaren Abläufen. Auch Schulungen spielen eine zentrale Rolle. „Unsere Hersteller – insbesondere Bosch – bieten regelmäßig Weiterbildungen an. Gerade bei Motoren und Elektronik ist aktuelles Know-how entscheidend.“ Der Teamgedanke ist dabei zentral: „Wir haben ein hervorragendes Team – wenn es dem Team gut geht, geht es dem Unternehmen gut.“

Trends in der Fahrradbranche

Die Fahrradbranche ist heute hochdynamisch. Neue Motoren, größere Akkus, elektronische Schaltungen – der Fortschritt ist rasant. „Aber wir beobachten auch eine Gegenbewegung“, sagt Brand. Leichte E-Bikes mit kleinerer Unterstützung sind gefragt, weil viele das Gewicht klassischer Modelle als Einschränkung empfinden. Auch Lastenräder erleben einen Boom – sowohl bei Familien als auch in der städtischen Logistik. Der Reparaturbedarf steigt entsprechend. Und auch die Beschaffung wird komplexer: Räder müssen ein bis eineinhalb Jahre im Voraus bestellt werden. „Früher haben wir ein Drittel vorbestellt, heute müssen wir fast alles im Voraus fix machen. Sonst bekommen wir keine Ware mehr.“ Die Fahrradproduktion ist heute global organisiert: Rahmen und Komponenten stammen größtenteils aus Vietnam und Kambodscha, montiert wird in Europa. Die Brands waren selbst vor Ort, um sich ein Bild zu machen. „Die Qualität ist beeindruckend“, sagt Nastassja. „Und wir verstehen heute viel besser, warum manche Lieferengpässe entstehen – etwa wenn bei 20.000 Rädern nur ein kleiner Vorbau fehlt.“

50 Jahre mit Blick nach vorn

Veloland Brand ist heute mehr als ein Fahrradhändler. Es ist ein Mobilitätsanbieter, Arbeitgeber, Ausbildungsbetrieb und Community-Ort. Ein Unternehmen, das sich stetig wandelt, ohne seine Wurzeln zu verlieren. Zum Jubiläum blickt die Familie zurück – aber vor allem nach vorn. „Die nächsten Jahre bringen sicher neue Herausforderungen“, sagt Nastassja. „Aber mit dem Team, das wir haben, und der Erfahrung, die wir mitbringen, sind wir gut aufgestellt.“ Und Peter Brand? Der genießt seinen Ruhestand – meist auf dem Rad. (dj)

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