
Yolo County? Wer in den beiden Schurwaldgemeinden hat diesen Namen schon einmal gehört oder gelesen? Yolo County ist ein nur etwa 70 Meilen nördlich von San Francisco gelegenes Territorium „von bemerkenswerter landschaftlicher Schönheit, mit einem milden Klima, reichen landwirtschaftlichen Ressourcen und einer starken Weintradition“. Es gibt dort offenbar viele Sehenswürdigkeiten - historische Orte, Naturparks und erstklassige Weinberge. So ist zu lesen, wenn man Yolo County als Suchbegriff im Internet eingibt.
Nach Kalifornien zog es Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts Johannes Jakob Auwärter, geboren am 29. Juli 1859 kurz vor Mitternacht in Schlichten und zwei Tage später dort getauft. Er war der zweitälteste Sohn des Bauern Ulrich Auwärter, der im Ort auch als Totengräber angestellt war. Johannes stammte aus der ersten Verbindung des Vaters, aus der noch acht weitere Kinder entstammten. Nach dem Tod seiner zweiten Gattin am Silvestertag 1890 in Schlichten war Ulrich Auwärter Vater von insgesamt 16 Kindern.
Als 15-Jähriger verließ Johannes Auwärter am 2. November 1874 seinen Heimatort und wanderte nach Nordamerika aus, sein Ziel war es, Farmer in Kalifornien zu werden. In der „Neuen Welt“ heiratete er am 18. Januar 1885 die aus dem nordhessischen Ort Zimmersrode gebürtige Sophie Elisabeth Hucke. Da die Familie Hucke sich ebenfalls zur Auswanderung nach Amerika entschlossen hatte, waren Sophie und ihr älterer Bruder August 1884 nach Kalifornien, genauer nach Dunnigan (Yolo County), gekommen, um Siedlungsland für die Familie zu kaufen. Die restlichen Familienmitglieder folgten kurz darauf.
Johannes und Sophie, er 25, sie 21 Jahre alt, hatten sich kennengelernt, als sie beide auf der Ritchie Ranch in Woodland (Yolo County) arbeiteten. Auwärter hatte angeblich 500 Dollar gespart, und das frischvermählte Paar zog an einen Ort, nicht weit von der Ritchie Ranch entfernt. Um 1889/1890 entschlossen sich die beiden, inzwischen Eltern geworden, von Woodland fortzuziehen. Sie wurden Farmer auf einer Ranch östlich von Sacramento, die sie erworben hatten, und zogen drei Kinder groß: August Ulrich (geboren am 17. November 1885 in Woodland), Anna Martha (zur Welt gekommen am 11. September 1887, ebenfalls in Woodland, gestorben 1913) und Anna Elsa (geboren am 14. August 1891 in Sacramento, sie wurde sage und schreibe 105 Jahre alt).
Über das Leben des Ehepaares auf der Ranch heißt es: Die beiden machten alles selbst - wie beispielsweise das Räuchern von Fleisch in einem Räucherhaus, das Herstellen der eigenen Kleidung, das Brotbacken und die Haltung von Hühnern und Schafen.
Früh erkrankte Sophie Auwärter an Malaria, an der sie dann in ihrem weiteren Leben viel litt. Im Jahr 1917 wurde die Ranch verkauft, und das Ehepaar zog nach Pacific Grove, wo es ein „Sears/Roebuck catalog house“ außerhalb des Ortes baute. Auwärter arbeitete bis 1944 in Pacific Grove als Küster des dortigen El Carmelo Friedhofs. Rückblickend schrieb die Tochter Elsa Auwärter Dildine über ihre Eltern: Irgendwann sagte Sophie, sie sei zu weit von der Stadt entfernt, so bauten ihr Sohn und sein Freund ihr ein Haus in der Stadt, während der Ehegatte John im bisherigen Heim blieb.Johannes Auwärter starb im hohen Alter von 97 Jahren am 22. November 1956 in Carmichael (Sacramento County) im Haus seines Sohnes August, wo er die letzten drei Monate seines Lebens verbracht hatte. Er hinterließ einen Sohn und eine Tochter sowie eine große Schar an Enkel-, Urenkel- und sogar Ururenkelkindern. Seine Gattin war bereits mehr als zwei Jahrzehnte zuvor 70-jährig am 10. Oktober 1933 in Pacific Grove gestorben. Ihr Leichnam wurde verbrannt und die Asche verstreut.
Auch Ulrich Auwärters älteste Tochter Anna Dorothea Auwärter, geboren am 4. Februar 1861 in Schlichten, wollte offenbar in die „Neue Welt“ auswandern. Über die junge Frau heißt es nüchtern im Familienbuch: „Gestorben auf dem Meer während der Fahrt nach Amerika auf dem Schiff“. Genauere Angaben zu ihrem Ableben fehlen jedoch.
Was hat nun das hier Beschriebene mit dem Schurwalddorf Hohengehren zu tun? Zugegeben: Nur wenig. Ulrich Auwärter, der Vater der beiden jungen auswanderungswilligen Menschen, lebte jedoch ab 1899 in Hohengehren. Er war zu jenem Zeitpunkt zweifacher Witwer, nachdem seine beiden Ehefrauen 1873 bzw. 1890 verstorben waren. In dem damals kleinen Ort starb er 76-jährig am 22. Juli 1901 infolge eines „Herzleidens“ und wurde am Vormittag des übernächsten Tages im Beisein des Pfarrers Karl Dolde bestattet. (auh)