Karneval, Fastnacht, Fasnacht, Fasenacht und Fasching, so wird die „fünfte Jahreszeit“ genannt. Bei uns heißt es „Fasänachd“.
Wann hat die Fasänachd in das kleine Dorf Wiesental Einzug gehalten? Schon früh, um 1719, gibt es einen ersten Hinweis. Das Narrentreiben im heutigen Stil reicht gut 125 Jahre zurück. Um 1900 trafen sich spontan verkleidete Gruppen – vor allem Frauen – aus den verschiedenen Zigarrenfabriken. Die Belegschaften kamen an der Spitze des neuen Marktplatzes zusammen, feierten, sangen, tanzten und führten Polonaisen auf. Musik machten ein paar Männer mit ihrer Zieh- und Mundharmonika. Wer kam, der verkleidete sich – wie heutzutage – mit Kleiderresten, Lumpen und Fetzen, präsentierte sich stolz als Schlumpel, auch Schlappe genannt. Wer dahinschlumpelt oder umherschlappt, ist eine Person, die schäbig und schlampig daherkommt und besonders abgehängt aussieht. Zu einer richtigen Fastnachtsschlumpel gehört auch, dass man sich Ruß ins Gesicht reibt, das Antlitz mit einem „Vorhängle“ verhüllt, von Tür zu Tür pilgert und um Essen und vor allem um Flüssiges bettelt. Damals gab es keine Gesichts- und Schminkfarben, wie heutzutage. Die Menschen waren mittellos und griffen auf die einzige Möglichkeit zurück: auf den reichlich vorhandenen schwarzen Ruß im Ofen.
Hielten sich die Fastnachtsaktivitäten in der ersten Hälfte des Jahrhunderts noch in Grenzen, so begann ab 1948 das Narrentreiben auf den Straßen. Die Fastnachter zogen mit einem Rußwägelchen umher, suchten gastfreundliche Häuser und Wirtschaften auf, schnappten sich gelegentlich Mädchen und junge Frauen und tauchten sie in den mitgeführten Ruß. Bekannt ist eine Gruppe, die einen „Bären“ mitführte – an einem Strick: ein Mann, mit dicken Palmenmatten aus den Tabakanlieferungen umhüllt. Ein „Bärentreiber“ folgte ihm mit einer laut knallenden Peitsche.
(W. Schmidhuber)