Mit dem 11.11. des Vorjahres wird immer die „5. Jahreszeit“, die Fastnachtssession eröffnet. Auch in diesem Jahr stehen in Karlsruhe und Durlach viele Höhepunkte an.
Der Begriff „Fastnachtssession“ leitet sich ab von dem lateinischen „sessio“, was wörtlich übersetzt einfach „Sitzung“ heißt. Seit der Gründung der „Großen Karnevalsgesellschaft“ mit Festordnern im Jahre 1823 erfuhr der bislang noch ungeordnete Karneval in Köln eine neue geregeltere Entwicklung, die vor allem ein ungezügeltes Karnevalstreiben in den Straßen etwas geordneter werden lassen sollte. So wurde der ursprünglich bekannte „kölsche Carneval“ mit der Organisation eines Maskenzugs erneuert. In Folge wurden allerorts Komitees gebildet, die in Sitzungen die Züge vorbereitet haben. Die Karnevalszeit hat sich seit dem 20. Jahrhundert vom Elften im Elften bis zum Dienstag vor Aschermittwoch eingespielt, was bis heute praktiziert wird. Am Aschermittwoch treffen sich die Narren üblicherweise noch einmal zum gemeinsamen traditionellen Fischessen und mancherorts zum Geldbeutel-Auswaschen.
In Karlsruhe haben bereits 1952 engagierte Karlsruher Fastnachter den Bedarf erkannt und die „Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Karnevals-Gesellschaften“ gegründet, die kurze Zeit später in „Festausschuss Karlsruher Fastnacht“ (FKF) umbenannt wurde. Dabei vertritt dieser FKF die Interessen der derzeit 22 angeschlossenen Karlsruher Fastnachts-Vereine und steht ihnen mit Rat und Tat bei Bedarf zur Hilfe. Ihm obliegt auch die Organisation des Karlsruher Fastnachtsumzugs als großes Fest im jährlichen Veranstaltungskalender sowie die zentrale Öffentlichkeitsarbeit. Zu seinen Kernaufgaben gehören ebenso die Pflege des Brauchtums und die Wahrung der närrischen Traditionen.
Seit Januar hatten viele Karlsruher Fastnachtsvereine bereits ihre Prunksitzungen abgehalten. Am vergangenen Samstag bot die Karnevalsgesellschaft Badenia 1900 e. V. ihre Jubiläums-Prunksitzung für 125 Jahre unter dem Motto „Fastnacht im Herzen von Karlsruhe“ an. Neben eigenen Ordensverleihungen gab es u. a. auch einen Gastauftritt der Büchenbronner Hexen. Unter den Gästen im voll besetzten Saal waren auch Vertreter befreundeter weiterer Fastnachtsvereine, die teilweise auch zum Bühnenprogramm beitrugen. Darunter war das bekannte Fastnachts-Urgestein Bernd Lindorf von der KG Fidelio, der als „Narr vom Narrenbrunnen“ auch an diesem Abend sein Debüt gab.
Er widmete seine Bütt dem Durlacher Turmbergbähnle. Sein Statement zur diesjährigen Fastnacht: „Ganz allgemein zur diesjährigen Session ist zu sagen, dass es eine recht lange Kampagne ist und dass die vorgezogene Bundestagswahl die politischen Büttenredner vor einige Herausforderungen stellt. Z. B., kann ich den bundespolitischen Teil meiner Rede nach dem 23.02. wohl nicht mehr so bringen. Außerdem wird die Gartenhalle, in der einige Karlsruher Vereine ihren Umzugswagen bauen, für die Durchführung der Wahl benötigt, so dass die Arbeiten erst am Dienstag vor Fastnacht beginnen können. Das wird wohl zeitlich knapp werden.“
Auch der Präsident der Karnevalgesellschaft Fidelio Karlsruhe 1955 e. V. Marco Schenk teilt mir Folgendes zum Stand der Fastnacht mit: „Die Fidelio wurde in dieser Kampagne 70 Jahre alt. Unsere Prunksitzung Mitte Januar war unser Highlight des Vereins. In der Badnerlandhalle war es eine tolle Veranstaltung, und ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf diesen Abend. Dieses Jahr hatten wir wieder grandiose Tänze. An dieser Stelle geht ein großes Kompliment an alle unsere Trainer und Betreuer. Als Fastnachter warten wir natürlich auf den nächsten Geburtstag, der durch 11 teilbar ist. Trotzdem ist es ein tolles Gefühl, dass unser Verein schon seit 7 Jahrzehnten besteht und mit knapp 350 Mitgliedern vielen Menschen ein karnevalistisches Zuhause bietet. Die diesjährige Kampagne ist sehr lang. Das ist auf der einen Seite sehr schön, weil sich vieles entzerrt. Andererseits ist auch Durchhaltevermögen gefragt. Die Bundestagswahl stellt uns vor Herausforderungen, was den Wagenbau angeht. Dieser findet eigentlich ab dem 22.2. in der Gartenhalle statt. Durch die Wahl können wir erst ab Dienstagmittag in die Halle. Das bedeutet schneller bauen, um die Wägen pünktlich zu den Umzügen fertig zu haben.“
An diesem Abend konnte ich auch Michael Maier, Präsident des Festausschusses Karlsruher Fastnacht e. V. kurz FKF (Dachverband der Karlsruher Fastnacht) zu seinen diesjährigen Fastnachtseindrücken befragen: „Wir wünschen uns viele Gäste und Zuschauer, die friedlich, ausgelassen und vor allem in einem bunten nebeneinander die Fastnacht feiern. Dazu haben die Karlsruher Fastnachtsvereine ein buntes Programm für das närrische Volk zusammengestellt, das abrufbar auf der Homepage der FKF bereitgestellt ist unter: karlsruher-festausschuss.de. Für den Umzug gibt es keine besonderen Veränderungen, ein paar organisatorische Anpassungen haben wir dennoch vorgenommen; der Wagenbau für den Umzug KA startet in der Gartenhalle erst am 25.02.25. So ist die Aufstellung der Gruppen ausschließlich auf dem Festplatz und der Herrmann-Billing-Straße und nicht mehr in der Ettlingerstraße. Wie bereits in 2024 ist der Bereich für Zuschauer mit Handicap auf dem Marktplatz und dort auf der Rathaustreppe, dieser Bereich wird dieses Jahr gesondert gekennzeichnet sein, mit blauen Beachflags."
"Herausforderungen gibt es jedes Jahr, aber die Fastnachter finden immer eine Lösung, den ein Grundmotto der Fastnachter in KA ist #MirKönneNetNixMache! Aus den Erkenntnissen und dem Rückblick auf 2024 werden in diesem Jahr erstmals rund 1000 m Wegstrecke zusätzlich durch Gitter zur Kenntlichmachung der Zugstrecke aufgestellt. In diesem Zusammenhang bitten wir die Zuschauer, die Zugstrecke stets für den Zug freizuhalten. Die zusätzlich auf Lücke gestellten Gitter sollen die Wegeführung für die Besucher deutlicher kenntlich machen, wir appellieren mit dem Versuch der „Gitter auf Lückenbegrenzung“ hier an die Vernunft der Zuschauer und hoffen, den „gutselenahen“ Kontakt zu den Aktiven so trotzdem zu ermöglichen. Den Abschluss der Kampagne bildet in KA dann der große Umzug mit 2,22 Kilometer Länge statt. Direkt im Anschluss findet dann die Schlüsselrückgabe an OB Dr. Frank Mentrup statt, und bei der Kehraus-Open-Air-Party vor dem Rathaus wird dann noch gefeiert, bis dann in einer feierlichen Schlussrunde die Fastnacht 2025 beerdigt wird, so Maier weiter.“ (sh)