50 Jahre Gesamtgemeinde Loßburg – das ist wahrlich ein Grund zum Feiern.
Und das haben die Loßburgerinnen und Loßburger am Freitagabend ausgiebig getan. Wer nun Anzugträger mit Schlips und Kragen und feierliche Reden erwartet hatte, der hatte Pech. Wer aber ein fröhliches Fest mit vielen Anklängen an die 70er-Jahre feiern wollte, der kam voll auf seine Kosten. Das Organisationsteam um Karin Armbruster hatte ganze Arbeit geleistet und alles aufgeboten, was es für eine gelungene Jubiläumsfeier braucht. Ortsvorsteher, Gemeinderätinnen und gefühlt die gesamte Mannschaft aus dem Rathaus waren als Helfer im Einsatz. Und auch das Wetter machte endlich mal mit, denn es war trocken und warm.
Schon früh waren die Bänke auf dem Marktplatz gut gefüllt. An den Bewirtungsständen war ordentlich was los, das Angebot erinnerte an die wilden 70er.
Als dann Fernsehstar Hansy Vogt zum „Opening“ ins Kinzighaus rief, waren auch dort die Plätze schnell besetzt.
Vogt, offizieller Botschafter für den Schwarzwald, eroberte mit seiner lockeren und humorvollen Art schnell die Herzen des Publikums. Sein südbadischer Dialekt war auch für Schwaben gut zu verstehen – und wer wollte widersprechen, wenn Vogt verkündet: „Männer sind wie Wolken, je früher sie sich verziehen, umso schöner wird der Tag“.
Zunächst gehörte die Bühne dann den „No Limits“, dem Frauenchor aus Loßburg unter dem Dirigat von Waltraud Seidel. Mit den Carpenters und „Top of the World“ stimmten sie das Publikum auf die Musik der 70er ein. Da durfte dann natürlich auch ABBA nicht fehlen, die Kultband aus dieser Zeit. „Waterloo“ und „I Have a Dream“ luden zum Mitsingen ein, die Outfits mit Schlaghosen und Glitzerfimmel kamen ganz stilecht daher. Auf die Frage von Hansy Vogt, „habt ihr auch was Deutsches im Programm“, erklang der Klassiker „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens, ebenfalls aus den 70ern. Auch dafür gab es viel Beifall.
Bürgermeister Christoph Enderle freute sich sehr über das große Interesse an diesem Jubiläumsabend, auch er und seine Frau waren im Stil der 70er gekleidet, „das lockere Outfit soll ein Symbol für ein fröhliches und cooles Fest sein“, sagte Enderle. Er wünschte sich, dass diese etwas andere Feier noch lange im Gedächtnis bleibt. Enderle erinnerte an die Gemeindereform 1974, die das Ziel hatte, größere Verwaltungseinheiten zu gründen. Er ist überzeugt, dass keiner der Ortsteile für sich alleine erreicht hätte, wo sie heute stehen.
Und dann bat Hansy Vogt vier kommunalpolitische Urgesteine auf die Bühne zu einer kurzen Diskussionsrunde. Die ehemaligen Rathauschefs von Schömberg, Betzweiler-Wälde, Lombach und Wittendorf ließen sich nicht lange bitten. Kurt Winter, der „Schimanski“ von Loßburg, bestätigte, dass „sich Schömberg in Loßburg gut aufgehoben fühlt“. Zunächst hatte die kleine Gemeinde wohl mit Freudenstadt geliebäugelt, doch Kurt Winter ist sich heute sicher, „da wären wir einer unter vielen gewesen, hier in Loßburg konnten wir unsere Stärken viel besser entwickeln“.
Reinhold Johne, der noch heute seinen sächsischen Dialekt pflegt, erinnerte daran, dass Betzweiler und Wälde sich schon 1971 zusammengeschlossen hatten, und „damit ihrer Zeit voraus waren“. Die Doppelgemeinde gab erst 2007 ihre Selbstständigkeit auf, hat aber nach Johnes Ansicht den Zusammenschluss mit Loßburg nie bereut.
Hans Burkhardt war viele Jahre Ortsvorsteher in Lombach und Mitglied im Loßburger Gemeinderat. Er folgte damit einer Familientradition, schon der Vater und der Großvater bestimmten über Jahrzehnte als Bürgermeister die Geschicke von Lombach. Noch immer versorgt der 80-Jährige täglich die Tiere seiner Landwirtschaft und verfolgt kritisch die aktuelle Agrarpolitik.
Gottlob Huß hat gerade erst – nach bald vier Jahrzehnten – sein Amt als Ortsvorsteher von Wittendorf niedergelegt. Er wünscht sich mehr Zufriedenheit und weniger Nörgelei und bilanziert, „es ist nicht alles so gelaufen, wie der Gottlob es wollte, aber wir haben ja eine Demokratie“.
Im Anschluss wurde fröhlich weiter gefeiert; ob einige bis zum Public Viewing am Samstagabend durchgehalten haben, ist nicht überliefert.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal herzlich bei den Helfern dieses Jubiläumsabends bedanken, ohne deren Unterstützung solch ein Fest nicht zu stemmen wäre.