Redaktion NUSSBAUM
76703 Kraichtal
Comedy-Show

Festhalle Philippsburg: "Limbo of Life" von Michl Müller

Michl Müller reißt in Philippsburg das Publikum von den Sitzen. Comedy, Musik und bissige Sprüche sorgten für Lachtränen und Standing Ovation.
Michl Müller reißt in Philippsburg das Publikum von den Sitzen. Comedy, Musik und bissige Sprüche sorgten für Lachtränen und Standing Ovation.
Michl Müller reißt in Philippsburg das Publikum von den Sitzen. Comedy, Musik und bissige Sprüche sorgten für Lachtränen und Standing Ovation.Foto: hjo

„Keinem Nüchternen wird es einfallen zu tanzen, es sei denn, er wäre verrückt“ soll einst der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph Cicero festgestellt haben. Mehr als 2000 Jahre später wurde diese Aussage durch Michl Müller, der jetzt in der Philippsburger Festhalle auch viele Besucher aus Kraichtal von den Sitzen riss, einmal mehr widerlegt.

Der 54-jährige vielfach ausgezeichnete Kabarettist, Comedian und Fastnachts-Philosoph aus Franken, der 2013 auch mit dem renommierten „Philippsburger Trommlerpreis“ und 2019 mit dem „Bayrischen Verdienstorden“ ausgezeichnet wurde, ist ein Spaßvogel ohnegleichen. Und die Gäste sind „verrückt nach Müller“, stimmen sich mit „Jetzt geht’s los!“ und „Hau nei“ in den bevorstehenden Marathon ein.

Ein „Limbo“ durch alle möglichen Themen

Michl Müller tanzt in der rappelvollen Location den „Limbo Of Life“ mit einem bunten Repertoire an Witzen, Anekdoten, spontanen Einfällen und akrobatischen Musik-Einlagen, das begeisterte Publikum dankt nach drei Stunden Comedy-Power mit bester Bewegungstherapie durch stehende Ovationen. Gleich zu Beginn zäumt er das Pferd von hinten auf, spaziert durch den Saal, begrüßt die alten Schulkameraden John und Natascha, glossiert die Politik in Berlin mit der vergangenen, „zwischen Ballermann und Psychiatrie“ pendelnden Ampel-Regierung sowie die Drillingsgeburt Biden, Trump und Scholz. Da bleibt kein Auge trocken, zumal auch Markus Söder, „der beste bayrische Ministerpräsident seit Entstehung der Alpen“, sein Fett wegkriegt.

„Jetzt wird auch klar, warum Karl Lauterbach Cannabis freigegeben hat“, kalauert Müller, der in seinem T-Shirt mit dem Markenzeichen „Dregg-Sagg“ auftrat. Der Witzbold, der schon mit 14 Jahren Mitglied im örtlichen Raucherclub war, schwingt sich galant von einem Thema zum anderen, berichtet der staunenden Gästeschar in unschlagbarer Mimik und Gestik vom Thermomix, der jetzt Heißluftfritteuse heißt, fabuliert vom Fußball und Breitensport, Kindergeburtstag oder dem sonderbaren pädagogischen Spielzeug für die Jüngsten.

Der Geschenkgutschein für einen Wellness-Besuch im Bayrischen Wald erwies sich für Michl, der schon mal den ersten Preis für das beste Halloween-Kostüm bekommen hatte (er war nackt!) letztlich als Flop, zumal Masseurin Mandy nicht aus Thailand, sondern aus dem Erzgebirge einschwebte. Bei der Frage: Partnermassage oder doppelte Darmspiegelung wurde das Kopfkino in Gang gesetzt, ebenso beim witzigen Yoga-Kurs mit dem „Herabschauenden Hund“.

Witzige Gesangseinlagen mit Lokalkolorit

Dann wird gesungen, bis sich die Balken biegen. Beim Song „Der letzte Tango“ stimmt der Festhallenchor lautstark mit ein. Auch beim Schenkelklopfer „Pfandflaschenrückgabeautomat“ kommt Freude auf, ebenso beim „La Dolce Vita Zuccero“ und „Oh Sole Mio“ mit Mascarpone und Zabaione, seinem ersten Song in italienischer Sprache.

Michl Müller schaut dem Volk aufs Maul, streut auch Lokalkolorit ein, berichtet vom intensiven Mädelsabend, Fitnessstudio, Trimm-Dich-Pfad oder Hallenbad. Dass Seepferdchen-Experte Müller früher auch eine Sportskanone an den Ringen, am Barren, Bock oder beim Völkerball war, dürfte allseits bekannt sein. „Allerdings erwies sich der Kasten als reinster Spermienblocker“.

Zum Brüllen komisch

Und schon erklingt der nächste Gassenhauer und Hit mit dem Titel: „Peter, ich hab mehr!“ (zumindest Gallensteine und Hämorrhoiden). Zum Brüllen komisch auch Müllers Erlebnisse bei den Bundesjugendspielen, einer „Gender-Reveal-Party“ bei Nachbarn mit der Bekanntgabe des Geschlechts, einer Hochzeitsfeier ganz in Rosa, der Suche nach dem 8er-Dübel im Baumarkt oder die besondere „Morgenkacka“ mit Jean-Jacques. Köstlich und tränenreich die ausufernde Erklärung eines von ihm besuchten Handwerker-Rhetorik-Seminars mit den wichtigsten Merksätzen beim Besuch der Kundschaft: „Oh, was ist denn da passiert?“ und „Das habe ich überhaupt noch nicht gesehen!“ bis hin zu „Das wird aber teuer“ und „Ich bin mir nicht sicher, ob wir damit jemals fertig werden“.

Zugabe gefordert

Über die „Kaffeefahrt mit Gerda“, die Erlebnisse auf einem Kreuzfahrtschiff und den Besuch der 86-jährigen Hildegard im Tattoo-Studio, ging es mit dem „Fränkischen Welthit“ und Ballermann-Schlager „Jens, Uwe, Rainer – über euch singt keiner“ auf die Zielgerade. Und das Publikum lag dem fränkischen Gaudiburschen und Possenreißer, Großcousin des Philippsburger Bürgermeisters Stefan Martus, zu Füßen.

Klar, dass die stürmisch geforderte Zugabe zu einer ausufernden Party wurde und sich ein Ohrwurm an den anderen reihte. „Männer, die bügeln, sind sexy“, das Unterhosenlied „Du bist mei Unhos' – immer für mich da“, die „Ingwerreibe“ oder „Fleischereifachverkäuferin“ wurden ebenso lautstark mitgesungen wie „Wenn es Nacht wird am Kilimandscharo“.

Bürger aus Landshausen begeistert

Mit „Das Leben ist ein Limbotanz“ verabschiedete sich der am 10. März 1972 in Bad Kissingen geborene Michael „Michl“ Müller vom Publikum, das sicher noch am nächsten Tag Lachmuskelkater hatte. „Dieser Abend wird als einer der längsten Programme in die Geschichte eingehen“, so der unschlagbare Situationskomiker, der nach vielen Jahren sein Schulsport-Trauma überwunden glaubt. Carola und Heidi aus Landshausen noch ganz außer Atem: „Ein sensationeller Auftritt. Wir haben drei Stunden lang gelacht.“ (hjo)

Erscheinung
Kraichtalbote
Ausgabe 07/2025

Orte

Kraichtal
Philippsburg

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Kultur
Theater, Kleinkunst & Comedy
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12.02.2025
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