Was tun, wenn das Feuer über den Köpfen durchzündet? In Hemsbach probten Feuerwehrleute aus der Umgebung unter realitätsnahen Bedingungen für den Ernstfall – im gasbefeuerten Container mit Flammen, Dampf und extremer Hitze.
Hitze, Flammen, Dampf – und absolute Konzentration: Vergangene Woche stand bei der Feuerwehr Hemsbach alles im Zeichen intensiver Ausbildung. In einem gasbefeuerten Container trainierten Feuerwehrleute aus der Region den Ernstfall – unter realitätsnahen Bedingungen. Das Besondere: In dem mobilen Übungscontainer der Netze BW wurden gezielt Zimmer- und Kellerbrände simuliert, um den sicheren Umgang mit dem Strahlrohr und den Einsatz unter Atemschutz zu trainieren.
„Dieses Mal wollten wir eine Heißausbildung machen“, erklärt Clemens Englmeier von der Feuerwehr Hemsbach, der die Übung mit organisiert hat. Der Hintergrund: Anlässlich des 130-jährigen Bestehens der Feuerwehr Hemsbach soll es in diesem Jahr ein großes Ausbildungs-Event geben – eine gute Gelegenheit, das Training jetzt schon auf ein neues Niveau zu heben. Die Netze BW betreibt landesweit fünf solcher Container, die stets lange im Voraus ausgebucht sind. „Die Feuerwehren müssen Ausbilder, Gas und Ausrüstung selbst stellen“, so Englmeier. Der Container selbst verfügt über sechs einzeln ansteuerbare Brandstellen.
Die Anlage stand vergangene Woche von Montag bis Samstag in Hemsbach, inklusive Aufbau und Bedienerschulung. Rund 140 Feuerwehrleute aus der Region wurden in dieser Zeit in rund 70 Trupps ausgebildet. Dabei waren beispielsweise Wehren aus Lampertheim, Heppenheim, dem Gorxheimer Tal, Bensheim, Weinheim, Laudenbach, Oftersheim, Hockenheim sowie Werkfeuerwehren von Freudenberg und Viscofan. Viele Teilnehmende hatten erst kürzlich ihre Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger abgeschlossen.
Das Trainingsprogramm war anspruchsvoll: Nach einer Sicherheitseinweisung und einem Strahlrohrtraining ging es für die Zweierteams – jeweils begleitet von einem Ausbilder – in den Container. Dort wurden ein Zimmerbrand und ein anschließender Kellerbrand simuliert. Besonders eindrücklich: die sogenannte Durchzündung. Dabei entzündet sich das Gas schlagartig und eine Feuerwalze rollt über die Köpfe der Feuerwehrleute hinweg. „Da sollen sie dann entsprechend reagieren“, betont Englmeier. Dabei erreicht der Innenraum des Containers Temperaturen von bis zu 250 Grad Celsius in einer Höhe von etwas mehr als einem Meter, an der Decke sogar bis zu 600 Grad. Hinzu kommt heißer Wasserdampf, der sich in der Schutzkleidung sammelt. „Es ist körperlich sehr anstrengend, unter diesen Bedingungen zu arbeiten und dabei auch noch den Schlauch hinter sich herzuziehen“, beschreibt Englmeier. Die Ausrüstung bringt zusätzlich 20 bis 25 Kilogramm Gewicht auf den Körper.
Um die Sicherheit zu gewährleisten, gelten strenge Schutzmaßnahmen. „Wir achten darauf, dass kein Stück Haut unbedeckt bleibt“, so Englmeier. Am Eingang des Containers stehen Podeste mit Wassereimern bereit, um im Notfall sofort die Hände kühlen zu können. Ein Notausschalter sowie Belüftungsanlagen sorgen dafür, dass der Container innerhalb weniger Sekunden entgast werden kann.
Beim Blick in den Container, außerhalb der Übungszeiten, ist noch immer deutlich die Hitze zu spüren – der Geruch von Gas liegt in der Luft. Während der Übungen schlagen gelegentlich Flammen und Dampf aus den Öffnungen, das Löschwasser strömt in Bächen seitlich heraus. Innen installierte hitzebeständige Kameras ermöglichen es, den Übungseinsatz von außen mitzuverfolgen.
Clemens Englmeier selbst geht mehrmals täglich als Ausbilder mit in den Container – eine Belastung, die er offenbar bewusst in Kauf nimmt. „Wir wollen, dass unsere Leute möglichst realitätsnah trainieren können“, sagt er. Am Ende jedes Durchgangs steht eine Nachbesprechung – mit Feedback zu Technik und Taktik. Und als kleine Belohnung gibt es für die Teilnehmer dann erst einmal: ein Eis. (km)