Der neue Mähroboter der SpVgg 1911 Neckargemünd ist bereits seit März im Einsatz. Wenn man das Wort „Mähroboter“ hört, kann einem schnell die Frage in den Sinn kommen: Was ist mit den Igeln? Angeblich gibt es auf dem Sportplatz keine, weil er viel zu trubelig ist. „In privaten Gärten ist das eher ein Thema, dass sich hier mal ein Igel verirrt“, so die Auskunft des Herstellers des neuen Rasenfriseurs.
Die alten Mähmaschinen sind durch Reparaturen schon lange viel zu kostspielig geworden. Jetzt musste eine autonome Version her. Der „Neue“ ist ein Friedensstifter, denn er ist leise und er kann jede Nacht mähen, kommt niemandem in die Quere, dann schon ab acht Uhr bespielen hier die Schulen das Stadion. Der Rasen ist ein Nutzrasen, er ist hoch belastet. Nicht nur für die aktiven Fußballer von Bambini bis alte Herren, ungefähr 160 bis 180 Fußballspieler, auch die Leichtathleten laufen hier, und manchmal machen die Nilgänse große Haufen auf den Rasen.
Der Roboter ist schon seit März in Betrieb und man merkt jetzt schon einen spürbaren Unterschied im Rasen. Gerade steht der Mähroboter in der Wetter- und Ladestation. Dort hält er sich auch auf, wenn es unter fünf Grad hat, im Winter oder in kalten Nächten. Mit seinen 60 Kilo macht er sich per Handyknopfdruck auf den Weg über den Rasen. Er hat GPS. Die Antenne dazu befindet sich oben auf dem Dach des Gebäudes.
Zuerst musste er seinen neuen Arbeitsplatz kennenlernen. Dafür wurde er drei bis vier Stunden von der Herstellerfirma per Hand über den Rasen geschoben. Jetzt kennt er sich aus. Einzige Ausbruchsmöglichkeit: er fährt ab und zu doch bei der Weitsprunganlage auf die Laufbahnen. Das hat Janosch Prilop aber direkt auf dem Handy und kann sich kümmern, dann hoppelt der kleine Roboter wieder gerne über das Grün. Janosch Prilop war 16 Jahre lang erster Vorstand des Vereins, hat das Projekt Rasen und Mähroboter übernommen. Von Haus aus kein Gärtner, kümmert sich aber wie ein Profi um den Rasen. Robbie ist ready, auf Knopfdruck übers smarte Phone hoppelt der Rasenmähroboter im Karl-Schieck-Stadion in elegantem Grau zielstrebig diagonal über das Grün.
Fritz Richter, jetzt erster Vorsitzender, hält die Eröffnungsrede: Analog muss attraktiv bleiben. Richter begrüßt die Vorstandskollegen und dankt allen Spendern, „auch die kleinen Privaten, die gekommen sind“. Ein gepflegter Rasen ist für das Stadion das Aushängeschild, seit Jahrzehnten ist die Spielervereinigung mit der Pflege des Rasens von der Stadt betraut. Die Mulch-Funktion des Mähroboters zerkleinert das Schnittgut und es dient so als natürlicher Dünger. Der Rasen wird optisch schöner und widerstandsfähiger. Und ein guter Rasen verträgt viel, sogar Regen. Die Drainage, die circa 50 Jahre alt ist, funktioniert anscheinend auch immer noch sehr gut. Es wird zweimal die Woche aus dem Fluss bewässert, glücklicherweise sei eine Wasserentnahmegenehmigung immer noch vorhanden. Das freut die Stadt und den Verein, denn Flusswasser ist kostenlos.
Aber „Nichts ist für umme“, weiß Richter. Daher freute er sich, dass inklusive Versicherung und Betriebskosten ca. 28.000 Euro für diese Neuanschaffung zusammengekommen sind. „Allein die Versicherung ist so teuer wie bei einem Neuwagen“ Das Crowdfunding ist wie ein Probelauf für das Projekt „neuer Hartplatz“. Es gibt noch viel zu tun, um die Infrastruktur zu verbessern. Er zitiert Konfuzius: „die längste Reise beginnt auch mit dem ersten Schritt“.
Auch Bürgermeister Seidel, früher lange Jahre Bauamtsleiter, weiß, wie früher manchmal der Rasen zwei Handbreit hoch gestanden hat. Er sieht die Anschaffung sehr positiv, „auch das Ehrenamt wird dadurch ja entlastet“ und betont, „dass man gemeinsam mehr erreicht“, trotz des schmalen Budgets von Vereinen und der Stadt. Er vertritt heute auch die Spendengeberin Lore-Kirchhofer-Stiftung. „Der kleine Wurf ist geübt, jetzt kann der große Wurf für den Hartplatz kommen“. Hier soll Kunstrasen hin, oben gibt es nämlich keine Flutlichtanlage, im Winter liegt der schöne Rasen im Dunkeln.
Alexander Gärtner von der Volksbank hat bei der Finanzierung maßgeblich mitgeholfen. Die Kampagne „viele schaffen mehr!“ spülte mehr als 5.000 Euro an Spenden in die Kasse. Die Volksbank verdoppelte die Summe auf 10.940 Euro. Gärtner darf immer diese Schecks übergeben. Diesmal für die Spielvereinigung 1911 Neckargemünd e.V. hat es ihm besonders Freude gemacht. „Diese Summe ist wirklich groß“, das hat er nicht alle Tage. Aber einen lokalen Verein beglücken, das ist schön, „es heißt nicht umsonst Volks-Bank! Eine schöne runde Sache, ich spiele selbst Fußball und da fühlt man sich verwurzelt.“
Daniel Möhrl, in dreifacher Mission unterwegs, Stadtkämmerer, für die Stiftung Hanna-Weis und auch noch Jugendtrainer und -leiter in Neckarsteinach. Die Stiftung hat mit 9.000 Euro einen großen Batzen gespendet und Möhrl freut sich über das Ergebnis. Auch der Badische Sportbund hat 30 % des Anschaffungspreises übernommen. Der Verein musste also, ausgenommen die Spenden der Mitglieder, selbst nichts bezahlen.
Das Wunderwerk moderner Technik kann zweieinhalb bis drei Stunden lang mähen. Dann fährt er zurück in seine Station und lädt etwa anderthalb Stunden. Er mäht auch bei Regen. Das macht ihm gar nichts. Putzen muss man ihn natürlich. Zweimal die Woche wird er gereinigt, das dauert circa eine halbe Stunde. Ein Kompressor wurde dafür extra angeschafft. Die Schneideklingen müssen etwa alle zwei Monate gewechselt werden, aber selbst das kann Prilop selber machen. „Die verursachen keine großen Kosten. Die Klingen sind längst nicht so teuer wie die Reparaturen für den Alten“, freut sich Rainer Schmidt, dritter Vorstand des Vereins.
Der einzige Mangel am schönen Rasen sei, dass man die Tore leider nicht mehr rausnehmen könne. Da muss von Hand nachgeholfen werden. Eine Lösung wird noch gesucht, aber solange der Roboter nicht ins Netz fährt und nur ab und zu im Kanaldeckel hängen bleibt, ist alles gut. „Bisher sind wir sehr zufrieden“, betonen alle Anwesenden, die den „Rasenmäher“ schon in Action erlebt haben. (kis)