Die letzten Wochen hatten sich die Nachbarn des Feuerwehrhauses Rutesheim sicherlich verwundert die Augen gerieben. Zusätzlich zu den normalen Übungsdiensten trafen sich Kameradinnen und Kameraden regelmäßig, liefen mehrmals in voller Montur die Treppen hoch und runter, zogen alte Reifen am Treppenauge hoch, klopften mit großem Vorschlaghammer auf Autoreifen, liefen mit wassergefüllten Schläuchen vor den Toren und zogen 80 kg schwere Übungspuppen entlang der Straße. Doch dies hatte einen guten Grund.
Die US Army Garrison Stuttgart lud am 28.10.2023 zum ersten Mal zu einer Firefighter Combat Challenge (FCC) ein und öffnete auch für außenstehende Feuerwehren aus den angrenzenden Landkreisen ihre Pforten.
Der sportliche Wettkampf entstand Mitte der 70er-Jahre aus einer Studie zur Messung der Belastung eines Feuerwehrangehörigen in den USA. Nach umfangreichen Recherchen und Tests wurden die fünf häufigsten Aufgaben bei einem Brandeinsatz in einem Test zusammengefasst. Mit dabei waren Treppen steigen, Schlauch mit einem Seil hochziehen, ein Hammerschlagsimulator, einen mit Wasser gefüllten Schlauch ziehen und einen Dummy retten. Das Ganze in kompletter Schutzausrüstung und angeschlossenem Atemschutzgerät. Kurz gesagt, geht es darum, in kürzester Zeit an die maximale Belastungsgrenze zu kommen.
Ab den 90er-Jahren entstanden daraus in den USA die ersten Wettkämpfe, welche fortan als Firefighter Combat Challenge schnell an Bekanntheit gewannen. Diese waren noch bis in die 2000er-Jahre innerhalb Deutschlands meist nur den amerikanischen Feuerwehrfrauen und -männern innerhalb der Kasernen vorbehalten. Und änderte sich erst 2007 mit dem ersten Wettkampf in Berlin. Durch Gründung der Firefighter Combat Challenge Germany werden seither regelmäßig Wettkämpfe auch außerhalb der Kasernen angeboten.
Was dann Mitte August zuerst als Idee von zwei Kameraden startete, entwickelte sich innerhalb der Feuerwehr Rutesheim rasant zu einer Gruppe von 14 Feuerwehrangehörigen aus beiden Einsatzabteilungen, die sich dieser Herausforderung stellen wollten. Nach kurzer Planungsphase wurde sich in einem achtwöchigen Trainings-Crashkurs mit improvisierten Trainingsmitteln vorbereitet. Bereits beim ersten Probelauf war allen schnell klar, dass es sich hierbei um eine richtige Herausforderung handeln würde.
Am Wettkampftag trafen sich dann die 15 Kameradinnen und Kameraden bereits um 6:30 Uhr um gemeinsam zur Panzerkaserne Böblingen zu fahren. Nach leichter organisatorischer Verzögerung konnte die Veranstaltung dann durch die Fire Station der US Army Garrison Stuttgart um kurz vor 10:00 Uhr starten. Zur Begrüßung sprach USAG Colonel Alexander ein paar Worte und brachte seine Freude über die rege Teilnahme zum Ausdruck. Schnell wurde klar, dass die Delegation der Feuerwehr Rutesheim die beste Stimmung mitgebracht hatte. Dies wurde auch mit diversen humorvollen Kommentaren durch den Moderator der Veranstaltung honoriert. Nachdem die Einzelläufe beendet waren, kamen die Qualifikationsläufe der Mannschaften gefolgt von den Truppläufen. Beendet wurde die Veranstaltung dann durch die Finalläufe der Mannschaften.
Durch hervorragende Leistungen konnten sich die Rutesheimer tatsächlich die meisten Medaillen einer Feuerwehr sichern. Im Einzel der Männer bis 45 Jahre konnte sich Sebastian Fröhlecke einen sehr guten 3. Platz sichern. Marco Schmidt sicherte sich hingegen bei den Männern über 45 Jahre mit über 30 Sekunden Abstand souverän den 1. Platz.
In der Truppwertung (2er Teams) packte Rutesheim richtig zu und zeigte, dass TEAM und KAMERADSCHAFT bei uns großgeschrieben werden. In der Truppkategorie der Männer bis 45 Jahre sicherten sich Niclas Wiese und Simon Kohler Bronze. Samuel Brander und Laurin Schmidt holten sich Silber. Sebastian Fröhlecke und Markus Vogelmann komplettierten schließlich mit Gold das Rutesheimer Siegerpodest. Bei den Trupps der Männer über 45 sicherten sich wiederum Marco Schmidt und Patrick Enz Gold.
In der Mannschaftswertung qualifizierte sich die Mannschaft mit Dominik Abt, Patrick Enz und Marco Schmidt für die Finalläufe im K.O.-Prinzip, mussten sich hier jedoch im Altkreisduell gegen Leonberg leider ganz knapp durch einen Sturz am Ende geschlagen geben. Dennoch wurde auch im weiteren Verlauf bis zum großen Finale die Stimmung durch Rutesheim hochgehalten.
Direkt bei der offiziellen Abschlussrede wurden wir bereits vom Organisator und Chef der Fire Station zur Firefighter Combat Challenge 2024 der USAG wieder eingeladen. Besonders gut gefallen hat uns die absolute Fairness aller Teilnehmenden der unterschiedlichen Wehren. Feuerwehr ist eben eine große länderübergreifende Familie. Und so wurde Kameradschaft nicht nur propagiert, sondern gelebt. Als krönenden Abschluss wurden alle Teilnehmenden noch ins hauseigene Pub der Fire Station auf ein wohlverdientes Kaltgetränk eingeladen. Am Ende des Tages war allen klar: WIR KOMMEN GERNE WIEDER!
Special thanks to the USAG Fire Station and Michael Ambacher for the friedly welcome and the great event! See you in 2024.