Angelsportverein 1965 Hemsbach e.V.
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Anglerkonkurrenz am Wiesensee

Fischbestand in Hemsbach ist nicht durch Kormorane gefährdet

Kormorane benutzen Hemsbacher Seegelände als Jagdrevier. Michael Sarlea vom ASV sieht die Fischbestände aber nicht durch die Vögel bedroht.
Seit einiger Zeit stören Kormorane außerhalb der Badesaison die Angleridylle am Wiesensee in Hemsbach. Die Vögel dezimieren den vom ASV gehegten Fischbestand.
Seit einiger Zeit stören Kormorane außerhalb der Badesaison die Angleridylle am Wiesensee in Hemsbach. Die Vögel dezimieren den vom ASV gehegten Fischbestand.Foto: ben

„Es klingt ernst, ist es auch, stellt sich bislang aber noch nicht bedrohlich dar. Der Fischbestand war zwar Thema in der Jahresversammlung des Angelsportvereins Wiesensee, kritisch gefährdet ist er bislang nicht.“

Michael Sarlea ist sich im Gespräch mit der HeWo sicher in seinem Urteil. Er ist Gewässerwart des ASVs, der dieses Jahr sein sechzigjähriges Bestehen feiert und in seiner Funktion Experte des Vereins für die Hege der Fischpopulation sowie Überwachung und Pflege deren Lebensbedingungen im Hemsbacher Freizeitgewässer zuständig. Ein Punkt der ASV-Versammlungsagenda waren Kormorane, die das Seegelände im Spätjahr als Jagdrevier nutzen und damit den Anglern Konkurrenz machen. Die Vögel haben ihre Reviere an Gewässern, wo sie in Kolonien in Uferbaumbeständen nisten. In Teilen Deutschlands sind sie streng geschützt, Baden-Württemberg gehört allerdings nicht dazu.

See bei Kormoranen beliebt

In Hemsbach ist keine größere Brutkolonie. Der See ist aber als Fisch-Schnellrestaurant bei den schnittigen schwarzen Wasservögeln mit einer Flügelspannweite bis zu 1,50 Metern beliebt. „Außerhalb der Badesaison kommen Schwärme von Rhein und Neckar zu uns. Sie sind dann ungestört bei der Jagd auf die 500–700 Gramm Fisch, die ein Vogel als Tagesration benötigt“, erklärt Sarlea. Arbeit macht den Anglern die gefiederte Konkurrenz, weil sie Fische in einer Länge von 15 bis 40 Zentimetern aus dem Wasser holt.

„Das beeinflusst die Populationspyramide des Bestands. Die laichfähigen Tiere mittleren Alters werden dezimiert. Außerdem gibt es Verletzungen bei den scharfen Schnäbeln der Jagdvögeln entkommenden Fischen, die bei einer Attacke bis sechzig Sekunden tauchen können“, weiß Sarlea. Er spricht von Jahren mit mehr als zwanzig bis dreißig Vögeln, die für mehrere Wochen am See gejagt haben, was für den ASV natürlich einen jährlich signifikanten wirtschaftlichen Schaden darstellt. „Wir gleichen Schwund mit Neubesatz aus. Das tun wir im Frühjahr oder Herbst.“

Den Bestand könnte es dann gefährden, wenn zu viele Kormorane den See als Fischjagdrevier nutzen. „Die Fischpopulation des Wiesensees hat zwar eine hohe Reproduktionsrate“, trotzdem sieht Sarlea ein „Kormoran-Management“, wie er es nennt, als notwendig an, „weil die Vögel keine natürlichen Fressfeinde haben.“

Verein weiß sich zu helfen

Der ASV weiß sich dabei zu helfen. Kanadagänse, die im Spätjahr in großen Schwärmen ebenfalls die Region bevölkern, dürfen geschossen werden. „Werden am See Gänse gezielt von Jägern geschossen, wirkt sich das auf die Kormorane aus, die dadurch vergrämt werden“, sagt Gewässerexperte Sarlea. „Das Ziel muss ein Gleichgewicht über und unter Wasser sein.“ Bei der Frage nach der Menge des Fischbestands im See tut er sich aber schwer. „Das kann man höchstens an Parametern wie Reviergröße, Fischarten, Wasserqualität und bestehenden natürlichen Bestandsfeinden schätzen. Es sind aber gemessen schon ein paar hundert Kilo, die unsere vierzig aktiven Angler pro Jahr aus dem See fangen.“

Artenreicher Wiesensee

Mit etwa 14 verschiedenen Fischarten ist der See sehr artenreich. Bei den Besatzkosten der einzelnen Arten gibt es Unterschiede. Ein Kilo Rotauge oder Brasse lässt sich für sechs Euro ansiedeln, das Kilo Zander, ein besonders beliebter Speisefisch, kostet um 24 Euro pro Kilo. Der sportliche Aspekt beim Angeln ist nicht auf Menge ausgerichtet. Das ist Sarlea wichtig. „Die Fische, die die Angler aus dem See entnehmen, sind alle für die Küche gedacht.“

Den seit Jahren auftretenden Bewuchs mit Wasserpflanzen entlang einzelner Seeuferbereiche sieht Sarlea sogar als Rückzugsbereich für die Fische und förderlich für die Wasserqualität. „Das bringt Sauerstoff ins Wasser.“ Es soll halt nur nicht überhandnehmen und Zugang für Angler, Taucher und Badegäste in den See erschweren. Deshalb wird das Seegras regelmäßig von einer Fachfirma gemäht. Sarleas Resümee: „Die Zusammenarbeit der anliegenden Vereine am See, Angler, Tauchclub Oktopus, die DLRG sowie mit der Jägerschaft und der Stadt – das läuft wirklich sehr gut. Wir tauschen uns regelmäßig über ökologische Themen des Wiesensees, wie z. B. Wasserqualität aus. Den See als naturnahes Freizeit- und Naherholungsgebiet zu pflegen, ist unser gemeinsames Ziel.“ (ben)

Der Verein kümmert sich neben dem sportlichen Aspekt des Angelns gemeinsam mit anderen Hemsbacher Organisationen um die ökologischen Belange des Wiesensees.
Der Verein kümmert sich neben dem sportlichen Aspekt des Angelns gemeinsam mit anderen Hemsbacher Organisationen um die ökologischen Belange des Wiesensees.Foto: ben
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