In der vergangenen Woche berichteten wir bereits über die o.g. Thematik. Aufgrund der Wichtigkeit hatte GR Oliver Grigoras-Stelli für die Freie Wähler – Bürgerliste e.V. ebenfalls eine Stellungnahme abgegeben, die wir hier gerne wiedergeben:
„Das Thema Innenverdichtung beinhaltet eigentlich zwei wichtige Themen: Zum einen geht es um den Bedarf an Wohnraum als eine Art „Grundsatzfrage“, zum anderen um die Innenverdichtung als Instrument zur Umsetzung/Schaffung von Wohnraum.
Bezogen auf die Grundsatzfrage „Wohnraum schaffen“ kann ich meinem Vorredner zustimmen, dass die Schaffung von Wohnraum deutlich schneller durch die Ausweisung eines Neubaugebiets (z.B. in Rettigheim) erfolgen kann, als über das Instrument der Innenverdichtung. Der Ausweisung eines Neubaugebiets sollten wir daher grundsätzlich immer offen gegenüberstehen, wobei ich dem damit vermittelten Eindruck „wir brauchen Wohnraum - komme was wolle“ meinerseits gleich einen Riegel vorschieben möchte.
Was wir brauchen, ist ein gesundes Wohnraumwachstum, welches zu den Verhältnissen und zur Infrastruktur im Ort bzw. in den Ortsteilen passt! Denn eine deutliche Vergrößerung des Wohnraums würde das Erscheinungsbild unserer Gesamtgemeinde erheblich verändern. Ich selbst möchte unser Mühlhausen, Rettigheim und Tairnbach auch noch in 10 oder 15 Jahren wiedererkennen können.
Selbstverständlich müssen wir an potentielle Neubürgerinnen und Neubürger denken, aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber unseren bestehenden Bürgerinnen und Bürgern, die teilweise schon ihr Leben lang hier wohnen. Wir sehen es gerade am Beispiel in Tairnbach, wo aktuell die Planungen zur Ausweisung des Neubaugebiets „Alte Gärtnerei“ laufen. Aktuell drehen wir bei den Planungen eine „Extrarunde“, um hoffentlich das bestmögliche Ergebnis rauszuholen, denn letztlich wird das Neubaugebiet mindestens die nächsten 100 Jahre das Erscheinungsbild von Tairnbach nachhaltig prägen.
Hinzu kommt, dass wir beim Schaffen von Wohnraum immer eine gesamthafte Betrachtung vornehmen müssen. Planen wir neuen Wohnraum, müssen wir zwangsweise auch die Planungen unserer Infrastruktur und unseres Haushalts überarbeiten. Beispielhaft kann hier ein Neubaugebiet genannt werden: Neue Straßen, Gehwege und öffentliche Verkehrsflächen kommen hinzu. Hier muss beispielsweise auch sofort darüber nachgedacht werden, ob unser Bauhof diese zusätzlichen Aufgaben noch leisten kann oder ob wir hier die Leistungsfähigkeit des Bauhofs erweitern müssen, was dann frühzeitig Eingang in den Planungen im Haushalt finden muss.
Zusätzliche Straßen müssen auch zusätzlich unterhalten werden. Hier müssten wir frühzeitig mit der Bildung von Rücklagen beginnen, denn wir sehen es bereits an unserer bestehenden Straßeninfrastruktur, dass wir einen Instandhaltungsstau haben und uns im „Rückstand“ befinden. Wir sehen also – die Schaffung von Wohnraum ist ein komplexes Thema!
Zum Thema „Innenverdichtung“ ist noch nachfolgendes zu sagen: Zunächst ein herzliches Dankeschön an die beiden Vertreter der Firma STEG für die Vorstellung ihrer detaillierten Ergebnisse.
Ein Teil der vorgestellten Daten und Fakten hätte die Verwaltung sicherlich selbst ermitteln können. Für mich ist eines klar: Die Innenentwicklung steht und fällt mit den Absichten der Grundstückseigentümer, und dies gilt es zu respektieren. Wir können nicht über ein Grundstück entscheiden, welches uns nicht gehört!
Was wir können, ist regelmäßig Gespräche führen und uns nach den Wünschen und Absichten der Grundstückseigentümer zu erkundigen, d.h. überspitzt ausgedrückt „Klinken putzen“, ohne dabei die Betroffenen zu „nerven“. Mehr Möglichkeiten sehe ich für uns als Gemeinde jedoch nicht.
Auf zwei wichtige Aspekte innerhalb der Präsentation will ich noch hinweisen. Zum einen der demografische Wandel in vielen Wohngebieten. Hier wird Arbeit auf die Verwaltung und uns als Gemeinderat zukommen. Denn viele Häuser werden durch Erbschaft und/oder Verkauf den Eigentümer wechseln. Trotz des erhöhten Zinsumfelds zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass die Sanierung von Bestandsgebäuden eher zweitrangig ist und Neubauten präferiert werden, wobei auch hier der Trend zeigt, dass vermehrt große Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Diese Bauweise schafft zwar Wohnraum, verändert aber das Erscheinungsbild und die Infrastruktur (z.B. die Parkplatzsituation in Straßen) in manchen Wohngebieten erheblich. Hierdurch kann es auch schnell zu Nachbarschaftsstreitigkeiten kommen. Deshalb sollten wir uns hier auch klare Linien setzen und nicht alle Bauanträge blind „durchwinken“.
Abschließend noch ein paar Worte zu den vorgestellten Testplanungen der STEG: Testplanungen sind sehr hilfreich, um eine gewisse Vorstellungskraft für die Potentiale mancher Grundstücke zu entwickeln. Es darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Gemeinde als ‚Projektentwickler‘ für die Grundstückseigentümer fungiert, denn dafür fehlen uns schlichtweg die nötigen Ressourcen, unabhängig von der Tatsache, dass dies auch nicht die Aufgabe einer Verwaltung sein kann.“
Für die Freie Wähler – Bürgerliste e.V.
Oliver Grigoras-Stelli und Reimund Metzger, Gemeinderäte