
Mit dem Herbst kehren zwei liebgewonnene Veranstaltungsreihen des Heimatvereins Flein zurück, die, man kann es schon traditionell nennen, das Winterhalbjahr bereichern.
Am vergangenen Mittwoch, 15.10. lud Peter Wanner zum ersten Geschichtsabend (drei weitere sind geplant) dieses Winterhalbjahres ins Alte Rathaus ein, und dieses füllte sich mit interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern. Hätte man Eintritt verlangt, hätte man es als „ausverkauft“ bezeichnen können.
Bunt wie das Herbstlaub, das uns derzeit noch erfreut, bevor wir uns endgültig mit der grauen Zeit des Winters arrangieren müssen, war auch das Programm, das er für den Abend mitgebracht hatte. Ein Sammelsurium, nach seinen eigenen Worten, von Geschehnissen in und um Flein. Darunter Ergötzliches, wie auch Erschröckliches.
Wie die Stammgäste es erwarteten, wusste der Referent zunächst von schriftlich festgehaltenen und überlieferten Ereignissen zu berichten, die vor vielen Jahren, aber just am Tage der Veranstaltung, also am 15. Oktober, in Flein stattfanden. So wie zum Beispiel einem denkwürdigen Beginn der Weinlese im Jahre 1906, die wegen Reblausbefall fast völlig ohne Ertrag blieb. Oder auch einem ablehnenden Beschluss, der dem Anliegen, den Autoverkehr im Bereich der Schule und der Kellergasse auf Tempo 30 zu beschränken, zuteilwurde, mit der Begründung, dass sich ein solches Gebot nicht überwachen lasse. Auch das ist Geschichte.
Aus dem Strauß bunter Anekdoten, die sich auf Fleiner Gemarkung zugetragen haben, seien noch die erwähnt, wie Götz von Berlichingen, zusammen mit seinem Bruder Philipp, im Jahre 1500 im Gewann Kapfenhart, auf Geheiß seines damaligen Dienstherrn „elf reiche württembergische Bauern gefangen“ hat. Zweck der Aktion war nichts anderes als Lösegelderpressung.
Vielleicht sind die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen wir heute leben, doch gar nicht so übel.
Beschaulicher war es dann aber aus den Kindheitserinnerungen des Sohnes eines gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Flein tätigen Pfarrers Kämpf zu hören, dessen schriftlich festgehaltenen Erinnerungen „Die Jugendheimat“, kürzlich der Gemeinde zugeeignet wurden.
Erschröcklich wurde es schließlich aber in dem Bericht über das Auffinden eines „Rattenkönigs“, einer sehr seltenen, real vorkommenden, aber auch mystisch überhöhten naturkundlich-anatomischen Absonderlichkeit, wie sie im Jahre 1829 in einem Haus in Flein gefunden wurde, und die jetzt im Naturkundemuseum in Stuttgart, als eines von einer nur sehr kleinen Zahl von Belegexemplaren für das Phänomen weltweit, aufbewahrt wird.
Der unterhaltsame Abend endete schließlich mit dem Ausblick auf die kommenden Themen der Geschichtsabende.
Der nächste, am 3.11. ist der literarischen Verarbeitung einer Fleiner Familiengeschichte, der der Familie Wanner, gewidmet
und der übernächste, am 15.1.2026, der Sammlung von Flurnamen, die der ortsbekannte Chronist Paul Fähnle zusammengestellt hat.


