Ende Januar wird es endlich soweit sein: Die Containerunterkünfte in der Beermiß in Calmbach werden bezogen. Die Unterkünfte bieten eine dringend benötigte Lösung im Landkreis, um den steigenden Flüchtlingszahlen gerecht zu werden. Wer genau in den Unterkünften einziehen wird, lässt sich derzeit nur schwer vorhersagen. Das liegt daran, dass die Zuweisung von Geflüchteten in monatlichen Kontingenten durch das Land erfolgt. Der genaue Personenkreis, der im Januar in Calmbach untergebracht wird, ist daher noch nicht festgelegt.
Was jedoch feststeht, ist, dass es sich bei der Belegung um eine gemischte Zusammensetzung handeln wird. Das bedeutet, dass sowohl Familien als auch Einzelpersonen in den Unterkünften Platz finden werden. Diese Mischung ist notwendig, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden und eine möglichst gute Integration zu ermöglichen.
Wie viele Menschen konkret in den ersten Monaten erwartet werden, lässt sich ebenfalls schwer genau sagen. Grundsätzlich wird jede neue Unterkunft im Landkreis zunächst schrittweise belegt. Diese „organische“ Belegung bedeutet, dass die Kapazitäten der Unterkunft nicht sofort voll ausgeschöpft werden. Für den Anfang rechnet man mit rund 20 bis 30 Geflüchteten, die in Calmbach untergebracht werden. Die Zahl kann sich im Laufe der Zeit entsprechend anpassen, je nach Bedarf und den Zuweisungen des Landes.
„Die derzeitige weltpolitische Lage und die anhaltenden Krisenherde weltweit machen eine verlässliche Prognose über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen äußerst schwierig. Angesichts dieser Unsicherheiten ist es umso wichtiger, vorausschauend zu handeln und genügend Kapazitäten bereitzustellen. Wir haben uns mit dem Landratsamt darauf verständigt, frühzeitig zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, um eine Überbelegung von Sporthallen oder anderen Notunterkünften zu vermeiden“, erklärt Bürgermeister Marco Gauger.
Er fügt hinzu: „Die Containerunterkünfte sind ein wichtiger Schritt, um den Menschen, die zu uns fliehen, eine menschenwürdige Unterbringung zu ermöglichen. Diese zeitlich begrenzten Wohnanlagen bieten eine Zwischenlösung, die es uns erlaubt, auf unvorhersehbare Entwicklungen schnell zu reagieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Geflüchteten zu wahren.“
Zusätzlich hebt er hervor, dass es nicht nur um das Bereitstellen von Wohnraum gehe, sondern auch um die Schaffung eines Umfeldes, das Integration und Teilhabe ermöglicht. Der Landkreis habe in der Vergangenheit bereits mit verschiedenen Initiativen zur Integration von Geflüchteten gearbeitet, und dies werde auch in Zukunft eine zentrale Aufgabe bleiben.
In der Vergangenheit gab es sowohl in den sozialen Medien als auch im echten Leben Widerstand gegen den Standort in der Beermiß. Eine Gruppe um den SPD-Stadtrat Roland Schwabenland äußerte beispielsweise Bedenken bezüglich möglicher Umweltverstöße bei der Vorbereitung des Geländes. Diese Einwände waren nicht die einzigen. Bei einer Gemeinderatssitzung äußerten Anwohner ihre Sorgen und Ängste. Einige machten sich insbesondere Sorgen über die schlechte Ausleuchtung des Gebiets, befürchteten Lärmbelästigungen und Sicherheitsrisiken, vor allem für die Kinder, die auf ihrem Schulweg an der Unterkunft vorbeilaufen müssten. Eine Anwohnerin drückte es deutlich aus: „Es herrscht unheimlich viel Angst. Die Bürger wurden nicht einbezogen, die Anwohner nicht informiert. Das wird für uns eine Katastrophe.“
Die Verantwortlichen versuchten in der Sitzung, den Anwohnern die Ängste zu nehmen. Sozialdezernent Tobias Haußmann und Bürgermeister Gauger versicherten, dass es einen Sicherheitsdienst, einen Hausmeister und einen Sozialdienst vor Ort geben werde. Der Sicherheitsdienst soll täglich in der Unterkunft präsent sein und zwischen 16 und 4 Uhr in Rufbereitschaft stehen. Zudem werde eine Unterkunftsleitung und Sozialarbeiter eingesetzt, die bei der Integration und der Suche nach Arbeit sowie Deutschkursen unterstützen sollen. Haußmann betonte damals, dass die Geflüchteten nicht einfach untergebracht, sondern schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Zudem werde der Lärm durch einen Bauzaun reduziert. Dennoch gab Haußmann zu, dass er „nicht versprechen könne, dass es dort nicht zu Zwischenfällen kommt.“
Bürgermeister Gauger versicherte in der damaligen Sitzung, dass Ansprechpartner für die Anwohner benannt werden würden, um einen konstruktiven Dialog zu führen. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Stadt und der Landkreis unter erheblichem Druck stehen. „Wir stoßen als Stadt an unsere Grenzen“, sagte er. Es gebe kaum noch Wohnraum für die Geflüchteten, und auch das Personal sei knapp. Die Container in der Beermiß seien deshalb keine Dauerlösung, sondern eine temporäre Maßnahme. Die geplante Nutzung ist auf zunächst drei Jahre ausgelegt, mit der Option auf eine Verlängerung um weitere drei Jahre. Danach müsse die Unterkunft entweder aufgelöst oder eine andere Lösung gefunden werden. (mm)