//Flüchtlingsunterkunft in Calmbach füllt sich//

Die ersten Bewohner sind eingezogen Anfang Mai haben 26 Personen in den Containern in der Beermiß ein neues Zuhause gefunden. Zwei fünfköpfige Familien,...
Sozialarbeiter Manuel Seeger, Tobias Haußmann (Dezernent für Jugend, Soziales und Integration beim Landratsamt Calw), Landrat Helmut Riegger, Bürgermeister Marco Gauger, Unterkunftsleiterin Nicole Großmann, Birgit Jakob (Teamleiterin Unterbringung beim Landratsamt) und Hausmeister Stefan Krich führten durch die neue Gemeinschaftsunterkunft in der Beermiß in Calmbach (von links).
Sozialarbeiter Manuel Seeger, Tobias Haußmann (Dezernent für Jugend, Soziales und Integration beim Landratsamt Calw), Landrat Helmut Riegger, Bürgermeister Marco Gauger, Unterkunftsleiterin Nicole Großmann, Birgit Jakob (Teamleiterin Unterbringung beim Landratsamt) und Hausmeister Stefan Krich führten durch die neue Gemeinschaftsunterkunft in der Beermiß in Calmbach (von links).Foto: Gaby Göbel

Die ersten Bewohner sind eingezogen

Anfang Mai haben 26 Personen in den Containern in der Beermiß ein neues Zuhause gefunden. Zwei fünfköpfige Familien, zwei alleinerziehende Mütter mit ihren kleinen Töchtern sowie einige Einzelpersonen füllen nun die Zimmer und Flure. Landrat Helmut Riegger, Bürgermeister Marco Gauger und Mitarbeiter der Einrichtung nutzten jetzt die Gelegenheit, die Unterkunft vorzustellen und boten den Pressevertretern Informationen sowie Einblicke in den laufenden Betrieb.

Bis zu 100 Menschen sollen in den Containern unterkommen

Landrat Helmut Riegger erläuterte die Eckdaten. Der Landkreis ist verpflichtet, entsprechend einer Zuweisungsquote Flüchtlinge aufzunehmen und unterzubringen. Die Zuweisung erfolgt über das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe. Viele der Geflüchteten kommen direkt von der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Karlsruhe, einige werden jedoch auch von anderen Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis nach Bad Wildbad verlegt. Insgesamt berichtete Riegger über mittlerweile viel Erfahrung mit Asylunterkünften. Im Landkreis Calw laufe es insgesamt gut, man hätte wenig Probleme mit den Flüchtlingen, was auch durch eine intensive Zusammenarbeit aller eingebundenen Stellen bedingt sei.
In Calmbach stünden nun 112 Container, davon seien 68 Bewohnerzimmer, 9 Bäder, 11 Küchen und 24 Funktionsräume. Maximal böten sich Plätze für 136 Bewohner (je 2 pro Zimmer), man wolle die Unterkunft aber höchstens mit 100 Personen belegen. Der Mietvertrag der Container läuft bis Oktober 2028.
Nachdem die Flüchtlingszahlen seit Anfang der Planungsphase für die hiesige Unterkunft zurückgegangen seien, habe man nun genug Plätze im Landkreis, um alle Menschen aufzunehmen, die vom RP zugewiesen werden. Landrat Helmut Riegger sieht die primäre Aufgabe des Landkreises darin, die Asylsuchenden vernünftig unterzubringen und ihre Integration zu unterstützen.

„Haben ist besser als Brauchen“

Bürgermeister Marco Gauger machte deutlich, dass ihm Transparenz und Offenheit in der Flüchtlingsfrage sehr wichtig sind. Man freue sich über frühzeitige Information vom RP, wann und wie viele Menschen in die Unterkunft kommen, weil die Stadt ja auch Schul- und Kindergartenplätze zur Verfügung stellen sollte. Derzeit seien zusätzlich zu den neuen Bewohnern in der Beermiß 115 Personen privat in der Stadt untergebracht.
„Haben ist besser als Brauchen“ meinte Marco Gauger. Lieber habe er Plätze, die nicht belegt werden, als dass die Menschen wie vor Jahren in Sporthallen untergebracht werden müssten. Wenn genug freie Plätze in den Containern vorhanden sind, gibt es zwischen Stadt und Landkreis die Abmachung, dass die Container auch für die Anschlussunterbringung genutzt werden dürfen.

Zugangszahlen sind rückläufig

Tobias Haußmann, Dezernent Jugend, Soziales und Integration beim Landratsamt Calw, erläuterte, dass die Asylsuchenden nach einem Einwohnerschlüssel auf die einzelnen Kommunen verteilt werden. Im Landkreis Calw trifft das vor allem die größeren Orte wie Calw, Nagold, Bad Liebenzell, Altensteig, Bad Herrenalb, Schömberg und Bad Wildbad. Für Bad Wildbad bedeutet der Betrieb der Gemeinschaftsunterkunft, dass 50 Prozent der hier lebenden Flüchtlinge auf das Kontingent für die Anschlussunterbringung angerechnet werden.
Die Entscheidung für die Errichtung der Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis fiel Mitte 2023. Damals waren die Flüchtlingszahlen noch bedeutend höher als heute, pro Monat wurden dem Kreis zwischen 120 und 140 Personen zugewiesen. Mittlerweile sind die Zugangszahlen deutlich rückläufig, was aber immer auch von der politischen Lage abhängt. In den 11 Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis Calw wären insgesamt 1.000 Plätze möglich. Zirka 800 Plätze davon sollen im Laufe der Zeit belegt werden. Man strebe hier ein „organisches Wachstum“ an, wie Tobias Haußmann erläuterte. Die Asylsuchenden kommen nach und nach, so dass es möglich ist, diese schrittweise zu integrieren.

Bewohner aus unterschiedlichen Nationen

In Calmbach leben, Stand heute, 26 Personen aus unterschiedlichen Nationen. Die Menschen kommen aus Afghanistan, Syrien, Gambia, Kamerun, Somalia, Eritrea und der Türkei. Monatlich werden nun Zuweisungen bzw. Neuankünfte erfolgen. Die nächsten 10 Personen werden am 25. Juni in die Container einziehen. Angestrebt wird eine Durchmischung der Bewohner, sprich Familien, Einzelpersonen, verschiedene Herkunftsländer und unterschiedliches Alter. Es gebe mittlerweile genug Erfahrungen, um kritische oder konfliktbeladene Paarungen in den Gemeinschaftsunterkünften zu vermeiden, berichtet Manuel Seeger vom Asylbewerber-Sozialdienst. Er kümmert sich in der Unterkunft um alles, was für die neuen Bewohner vonnöten ist – von Formularen und Nachweisen, über die Vereinbarung von Arztterminen, Sprachkurse, Schul- und Kindergartenplätze, Integrationskurse, berufliche Praktika usw.
Zirka zwei Jahre werden die Asylsuchenden in der Gemeinschaftsunterkunft leben, bis sie dann in die Anschlussunterbringung kommen. In dieser Zeit läuft auch das Asylverfahren.

Ein neues Leben auf wenigen Quadratmetern

Wenn die Flüchtlinge in Bad Wildbad ankommen, wartet auf sie ein Doppelzimmer, eingerichtet mit Stockbetten, zwei Spinden, einem Tisch, zwei Stühlen und einem Kühlschrank. Es gibt frisches Bettzeug, Bettwäsche und Handtücher. Für Kochen und Essen gibt es einen Teller, eine Tasse, ein Glas, Besteck, Kochtöpfe und Pfannen. Gekocht wird in Gemeinschaftsküchen, in denen neben Herd und Spülbecken auch Waschmaschinen stehen. „Es ist für die Menschen sehr wichtig, sich selbst um ihre persönlichen Bedürfnisse zu kümmern“, erzählt Manuel Seeger. Auch die Bäder, Duschen und Toiletten werden gemeinsam benutzt. Ein Gemeinschaftsraum ist zum Treffen, Schwätzen und für soziale Aktivitäten vorgesehen. Hier gibt es Spielzeug für die Kinder, Tische und Stühle und die Möglichkeit, Sprach- oder Integrationskurse vor Ort anzubieten. Bisher besteht noch kein Kontakt zu ehrenamtlichen Kümmerern, wie zum Beispiel einem Arbeitskreis Asyl. Hilfsangebote werden jedoch gerne angenommen, wie die Leiterin der Einrichtung in Calmbach, Nicole Großmann, betont.

Unterkunft ist „sehr gut, sehr sauber“

Fidelice Mobana (47) aus Kamerun ist vor drei Wochen mit seiner Familie in die Container eingezogen. Nach einem ersten Aufenthalt in der LEA Karlsruhe war er einige Zeit in Calw untergebracht und wechselte nun nach Calmbach. Seine Kinder, seine Frau und seine Schwägerin begleiten den sympathischen Familienvater. Die Söhne (16 und 14 Jahre) sowie die Tochter (11 Jahre) gehen in Calw zur Schule und fahren täglich mit dem Bus dorthin. Mobana bezeichnet die Unterkunft in Calmbach als „sehr gut, sehr sauber“. Er begrüßt den vielen Platz zum Spielen für die Kinder und versteht sich gut mit den Mitbewohnern. Familie Mobana bewohnt mit sechs Personen drei nebeneinanderliegende Räume.
Und auch die beiden kleinen Mädchen, die ungefähr 4 bis 5 Jahre alt sind und durch den Flur toben, freuen sich offensichtlich über die Besuchergruppe. Sie lachen viel und folgen den Besuchern auf Schritt und Tritt. Diese beiden und alle noch kommenden Kinder würden sich sicher freuen, wenn auch die Außenanlagen etwas ansprechender gestaltet wären. Eine Schaukel und ein Sandkasten, ein Basketballkorb oder Fußballtore wären hier gewiss sehr willkommen. (gg)

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Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
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Ausgabe 25/2025
von Stadt Bad WildbadRedaktion NUSSBAUM
19.06.2025
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