Am Sonntag berichtete der Vorstand der Bürgerstiftung über das gesellschaftliche Engagement im vergangenen Jahr. Mitglieder des Stiftungsrates stellten die verschiedenen Tätigkeitsfelder vor und ehrten besonders herausragende Ehrenamtliche.
Die Bürgerstiftung Wiesloch ist eine gemeinnützige, überkonfessionelle und überparteiliche Einrichtung von Bürgerinnen und Bürgern für die Menschen in der Stadt Wiesloch. Im Jahr 2006 wurde die Stiftung unter dem Leitbild „Zusammenhalt stärken“ durch großzügige Zuwendungen von Wieslocher Bürgern gegründet. Seitdem werden aus den Kapitalerträgen und Spenden gesellschaftliche Projekte in Wiesloch finanziert.
Schauplatz der Veranstaltung war die ehemalige TSG-Gaststätte im Stadion. Der Verein hat die Räumlichkeiten durch Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung in moderne Veranstaltungsräume verwandeln können. TSG-Verwaltungsvorstand Manfred Walter sorgte zusammen mit seiner Frau Elke Walter für die Bewirtung. Die neuen Räumlichkeiten würden fast täglich bis spät in den Abend für Kurse und Veranstaltungen genutzt. Durch die großen Panoramafenster sieht man die Aktivitäten auf dem Stadionfeld. Am Sonntag war das ein Freundschaftsspiel der neuen TSG Abteilung „American Football“, die sich großer Beliebtheit erfreut.
Dr. Johann Gradl, Vorsitzender der Bürgerstiftung, eröffnete. Nach einem Bericht über die Finanzen sollten fünf Jubiläen geehrt werden. Ein Programmabschnitt mit Überraschung und anschließendem Umtrunk sollte den zweiten Teil der Veranstaltung bilden. Bevor Mitglieder des Stiftungsrates über Aktivitäten einzelner Bereiche berichteten, ehrte Gradl die verstorbene Elke Schlenz. Sie war Lesepatin der ersten Stunde und hat von 2008 bis 2021 viele Kinder begleitet, ermutigt und zu schulischen Erfolgen verholfen.
Franz Schaidhammer, ehemaliger Wieslocher OB, verwaltet die Finanzen der Stiftung. Mit seiner Eröffnung, „bei der Stiftung erfreulicherweise über Vermögen berichten zu können, während er in der Vergangenheit in Wiesloch meistens über Schulden reden musste“, hatte er die Lacher auf seiner Seite. Das Stiftungsvermögen ist seit der Gründung stetig gewachsen. Den größten Teil der verfügbaren Gelder gibt die Stiftung für Aktivitäten des Gemeinwohls aus. Ein kleiner Teil dient mildtätigen Zwecken an Einzelpersonen und unvermeidlichen Kosten wie einer Stiftungsversicherung. Alle Stiftungsaktivitäten werden von Ehrenamtlichen ohne finanzielle Entschädigungen ausgeführt. So kann die Stiftung beinahe 100 Prozent der Gelder in ihre Projekte investieren. Schaidhammer hob die Vorzüge einer eigenen Geschäftsstelle hervor. Seit fünf Jahren kann die Stiftung die früheren Räumlichkeiten des Kinder- und Jugendbüros in der Rathausgasse nutzen.
Gründungsstifterin und ehemalige Vorständin Dr. Annegret Sonnenberg berichtete über zehn Jahre erfolgreiches Engagement in der Integration Geflüchteter. Wo die Stiftung anfangs noch LKW-weise Material für die Unterbringung beschafft hatte, ginge es heute mehr um Einzelfallunterstützung. Das Angebot der Sprachkurse wurde mittlerweile erfolgreich durch die Volkshochschule übernommen. Die Stiftung unterstützt da, wo die staatlichen Integrationsmaßnahmen noch Lücken aufweisen. Zum Beispiel durch Hilfe für Personen, die Gefahr laufen, die Sprach- und Integrationsprüfung nicht zu bestehen. Die staatliche Unterstützung zur Wiederholung der nicht gerade einfachen Sprachkurse wurde gestrichen. Damit geraten Personen, die sich in Deutschland integrieren wollen, die Tests aber nicht im ersten Anlauf bestehen, in finanzielle Bedrängnis.
Über 30 Freiwillige unterstützen das Werkstatt-Café. In über 70 Prozent der Fälle können sie die mitgebrachten Gegenstände reparieren. Die Spenden der dankbaren Kunden übertreffen mittlerweile die Ausgaben und fliesen in neue Stiftungsprojekte.
Edeltraut Schuckert engagiert sich seit 10 Jahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Projekte für Kinder und Jugendliche sind ihr eine Herzensangelegenheit. Mit „Sozial-genial. Was kannst du gut, was anderen nützt?“ bringt sie das Thema Zusammenhalt an die Wieslocher Schulen.
Stiftungsrätin Rosemarie Stindl ehrte Annemarie Knopf für besonderes Engagement als Lesepatin. Stindl leitet die Abteilung Lesepaten und hebt Annemarie Knopf als besonders engagierte und zuverlässige Ehrenamtliche hervor, die sich immer weit über ihre Rolle einbringt. Wie sehr die einfühlsame Lesepatin bei den Kindern beliebt ist, beschrieb Stindl anschaulich mit einer anrührenden Anekdote. Sie vertrat Annemarie Knopf während eines kurzen Krankenhausaufenthaltes. Beim Eintreffen in der Schule fand sie in Tränen aufgelöste Schülerinnen vor, die sich Sorgen machten, dass ihre geliebte Frau Knopf nicht mehr kommen könnte.
Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Kandidat für die Wieslocher OB-Wahl, Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr stellte die Ergebnisse eines Workshops vor. Wie deckt die Stiftung wandelnde Bedürfnisse ab? Offenes Potenzial möchte die Stiftung hauptsächlich im Bereich Digitalisierung und Klimaschutz adressieren. Im Bereich Soziales, Bildung und Integration sei man weitaus stärker aufgestellt. Dr. Reinhard Ematinger ein professioneller Coach für die sogenannte „Lego-Serious Play“ Methode, gestaltete den interaktiven Teil der Veranstaltung. In Kleingruppen sollten die Teilnehmer Antworten auf Fragen über kreative Konstrukte aus Legosteinen für Erwachsene bilden. Anfängliche Scheu war schnell überwunden und die Anwesenden hatten sichtlich Spaß am Kommunikationstraining. Die Methode wird in Managementseminaren vieler deutscher Konzerne verwendet. Mit einem Umtrunk endete die informative Veranstaltung über das beeindruckende Portfolio der Bürgerstiftung Wiesloch.
Man kann sich an Aktionen beteiligen, die von der Bürgerstiftung unterstützt werden. Die Aktion „Stadtgrün“ nimmt beispielsweise noch bis Ende Juni Vorschläge entgegen. Das beliebte „Singen im Park“ findet im Juli an fünf Abenden statt. Interessierte können sich ehrenamtlich engagieren oder die zahlreichen Projekte mit einer Spende unterstützen. (ch)