Viel Abwechslung bietet die Ausstellung, die die Fotogruppe der Königsbacher Naturfreunde in der örtlichen Festhalle zeigt. Neben Bildern gibt es auch spannende Vorträge.
Mal sind es winzige Details, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mal ist es die Farbgebung, die einen staunen lässt. Manche Motive wirken sofort und unmittelbar, andere verlangen eine intensivere Auseinandersetzung, um alle Bedeutungsebenen zu dechiffrieren. In der Königsbacher Festhalle gibt es viel zu sehen und zu entdecken, zu lernen und zu erfahren. Die Vielfalt der Perspektiven ist groß und die künstlerische Qualität beeindruckend in den Bildern, die die Fotogruppe der Königsbacher Naturfreunde dort ausstellt. 16 Mitglieder zeigen knapp 140 Arbeiten, die fast alle in den zurückliegenden beiden Jahren entstanden sind. Bürgermeister Heiko Genthner weiß, dass sie dafür viel Freizeit geopfert haben. Als er am Freitagabend die Eröffnung vornimmt, lobt er das außergewöhnliche Engagement und die unermüdliche Arbeit aller Beteiligten. In der Halle und im Gespräch mit den Fotografen hat der Rathauschef sofort die Leidenschaft und die Vorfreude gespürt, die dort herrschten. Genthner freut sich auf zwei Wochen voller Inspiration und Kreativität. Er attestiert den Mitgliedern der Fotogruppe, mit ihren Bildern Geschichten zu erzählen, Emotionen einzufangen und eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen. Für ihn bedeutet Fotografie mehr als ein Bild auf Papier zu bringen: Er bezeichnet sie als Kunstwerk, Handwerk, Sprache.
Kathrin Schlösser erklärt, dass Fotografen bemüht seien, ihre Umwelt anders zu sehen und wahrzunehmen, teilweise auch mit technischen Mitteln. Die Leiterin der Fotogruppe weiß, dass sich die beteiligten Künstler bei der 29. Ausgabe der Ausstellung viele Gedanken über aktuelle Themen gemacht haben. Etwa über die künstliche Intelligenz, die viele Fragen aufwirft: Wer drückt künftig den Auslöser? Wer schaut nach dem Fokuspunkt und der Komposition? Lohnt es sich noch, nach Japan oder zu den Lofoten zu reisen? Ja, sagt Schlösser, die am Freitagabend den Stellenwert des menschlichen Faktors in der Fotografie herausstellt. In Bezug auf die Ausstellung betont die Fotogruppen-Leiterin, dass man nichts dem Zufall überlassen hat: weder bei der Präsentation der Bilder noch bei der musikalischen Begleitung der Eröffnung. Für sie zeichnen die FreitagSingers des Königsbacher Gesangvereins verantwortlich, die mit starken Stimmen schöne Akzente setzen. Als sie ihr letztes Lied gesungen haben, zieht es die Besucher förmlich an die Stellwände, an denen die Bilder hängen. Sie entdecken eine große Vielfalt verschiedener Motive, Stile, Perspektiven und Techniken. Im dichten Nebel scheint eine Straße ins Nichts zu führen, grüne Polarlichter leuchten geheimnisvoll über einer Strandlandschaft, eine dicke, haarige Raupe kriecht über einen braunen Ast. Portraits gibt es zu sehen, Landschaften, Stillleben und viel Architektur.
Kunstvoll in Szene gesetzte Frauenkörper hängen neben rauen, zerklüfteten Landschaften und Detailaufnahmen aus der Natur, von Pilzen und Pappelpropellern. Ein Fischer holt eine Languste aus seinem Netz, ein kolumbianisches Mädchen sitzt auf einem Stein und ein junger Mann schaut nachdenklich gen Erde. Mit ihren Bildern entführen die Mitglieder der Fotogruppe auf Berge, in Wälder, an Strände, ins Tierreich, zu Burgen und Seen. Sie zeigen die Burg Elz, das Saarpolygon, den Brocken und die Elbphilharmonie, aber auch Orte aus der Region, etwa die Pforzheimer Stadtkirche und der Königsbacher Steidig. Der Betrachter ist zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den Bildern aufgefordert, zum Assoziieren und zum Nachdenken. Bei einer Schwarz-Weiß-Aufnahme des Mummelsees verschwimmen durch gezieltes Ausnutzen von Spiegelungen oben und unten, bei Makrofotografien nimmt man Details aus einer ganz neuen Perspektive wahr. Immer wieder drängen sich Fragen auf: Wer hat früher unter den Duschen gestanden, die in einem verlassenen Gebäude langsam vom Rost zerfressen werden? Was erspäht der Bär, der über einen Felsen linst? Wie könnte das Gesicht der Frau aussehen, das von einer dichten Haarmähne verborgen wird?
Geschickt loten die Mitglieder der Fotogruppe die technischen Möglichkeiten ihrer Kameras und Computerprogramme aus. Etwa, indem sie mithilfe des Zooms mehrere Bilder erstellen und dann so übereinanderlegen, dass ein Bewegungseffekt entsteht. Oder indem sie durch Focus Stocking gestochen scharfe Nahaufnahmen erstellen, die selbst winzigste Details zeigen. Bis zu 50 Bilder werden bei dieser Technik in wenigen Sekunden angefertigt: Auf einer Schiene fährt die Kamera immer näher zum Objekt und erfasst dabei alle Ebenen, die hinterher am Computer zu einem scharfen Bild zusammengerechnet werden. Wie das Ganze im Detail funktioniert, können die Gäste der Fotoausstellung bei mehreren Vorführungen erfahren. Ein Vortrag klärt über künstliche Intelligenz in der Fotografie auf, zwei Multivisionsschauen entführen nach Japan und auf die Lofoten: eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe im Nordmeer. Die Fotoausstellung in der Königsbacher Festhalle ist nochmal am Samstag und Sonntag, 30. November und 1. Dezember, jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet. – Nico Roller