Das Obere Donautal ist nicht nur eine der landschaftlich reizvollsten Gegenden in Baden-Württemberg, es beherbergt auch eine große Vielfalt an botanischen und zoologischen Besonderheiten. Gerade an den Felsköpfen und Hangkanten werden durch gezielte Pflegemaßnahmen extreme Lebensräume für tierische oder botanische „Spezialisten“ erhalten. Die Freistellungen bei Gutenstein und Thiergarten zeigen Erfolge.
Nachdem die Naturschutzverwaltung seit 2019 abschnittsweise Steilhänge mit Felsköpfen bei Gutenstein und Thiergarten im Oberen Donautal von Gehölzbewuchs befreit hat, haben sich dort wieder Arten der für das Donautal charakteristischen Trockenrasenvegetation angesiedelt. Von der Sonneneinstrahlung profitieren seltene Pflanzenarten wie beispielsweise die gewöhnliche Küchenschelle, das Heideröschen und das Kugelschötchen. Für zahlreiche Insekten wie Blauschwarzer Eisvogel oder gewöhnliche Gebirgsschrecke waren die Maßnahmen ebenfalls vorteilhaft. So zeigt sich, dass sich die Bestände der gewöhnlichen Gebirgsschrecke am Bröller bei Thiergarten in den letzten Jahren in den Pflegeflächen vervielfacht haben.
Das Obere Donautal ist Teil des Schutzgebietsnetzes Natura 2000, welches die charakteristischen Lebensräume in Europa verbindet. Von besonderer Bedeutung sind die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitatrichtlinie geschützten Felsbereiche mit Trockenrasenvegetation. Damit die spezialisierten Tiere und Pflanzen auf solchen kleinflächigen Sonderstandorten existieren können, benötigt es eine größere Zahl von Flächen, die nicht zu weit voneinander entfernt liegen. Aus diesem Grund wurden dieses Jahr am Bandfels bei Leibertingen weitere Flächen Seite 2 geöffnet. Die Maßnahmen werden von der Naturschutzverwaltung in enger Zusammenarbeit mit dem für den Artenschutz sehr engagierten Haus Fürstenberg als Flächeneigentümer umgesetzt.
Durch die Umsetzung der Maßnahmen am Bandfels ist der bisher durch Dickicht verdeckte Blick auf die Burg Wildenstein und das Donautal wieder freigegeben. Die Flächen, die hier gepflegt werden, sind wirtschaftlich nicht von Bedeutung, da es sich um karge und steinige Bereiche handelt. Dennoch brauchen solche fürs Donautal charakteristischen Trockenrasen in größeren Zeitabständen Pflegemaßnahmen, da sich durch vermehrte Stickstoffeinträge aus der Luft konkurrenzstarke Pflanzen ausbreiten. Auf historischen Aufnahmen ist zu sehen, dass der Anteil der offenen Felspartien ehemals wesentlich größer war – nicht zuletzt auch, weil die Menschen notgedrungen bis ins 19. Jahrhundert aus heutiger Sicht unrentable Bereiche beweidet oder zur Brennholzgewinnung genutzt haben.
Interessant sind die offenen Felsbereiche insbesondere für Besucherinnen und Besucher, die Naturgenuss an den aussichtsreichen Stellen suchen. Die empfindlichen Bereiche können allerdings durch Tritt geschädigt werden. Daher ist es wichtig, dass die Pflegebereiche nicht betreten werden und Besuchende auf den Wegen bleiben.