Nach der Sommerpause gibt es wieder eine neue Ausstellung im Xylon-Museum. Gezeigt werden – in den neu renovierten Räumen - Werke des deutschen Künstlers Friedemann Hahn. Er hat eine herausragende Stellung in der Kunstwelt der Nachkriegszeit, denn entgegen dem Trend der Zeit arbeitete er nicht durchweg abstrakt, sondern fügte reale, sprich: figurative Elemente hinzu.
Von weit im schleswig-holsteinischen Norden waren er und seine Frau Doris angereist zur Vernissage am Samstag. Geboren ist er jedoch im Süden der Bundesrepublik, in Singen am Hohentwiel, vor 75 Jahren. Er hat viele, höchst unterschiedliche Werke mitgebracht, wobei auch der Schwarzwald eine herausragende Rolle spielt. Denn da, in Todtnau hat er viele Jahre gewohnt – und weit von Martin Heidegger, dem berühmten Philosophen. So kann man die Ausstellung als eine Art Retrospektive sehen: „Friedemann Hahn - Martin Heidegger im Schwarzen Wald. Oder. Der Japanische Blick. Ausgewählte Werke 1975 – 2024“.
Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn befasste er sich mit Aktzeichnen; ein großer Akt ist auch in der Ausstellung im Xylon zu sehen; es ist das älteste und einzige rein figurative Gemälde. Ein für Hahn bedeutsames Thema ist die Auseinandersetzung mit Filmen; er ist Kinoliebhaber und –kenner mit einem besonderen Interesse für den Film Noir. Zwei Malereien und mehrere Holzschnitte thematisieren Kinoszenen. Bei den Holzschnitten handelt es sich um sogenannte Film-Stills, das sind Fotos von Filmszenen, die man allerdings erst bei genauem Hinsehen erkennen kann, denn Hahn hatte sie nach dem Fotografieren bearbeitete, neu skizziert, auf Holz übertragen und schließlich gedruckt. Der Arbeit mit Fotografien als Grundlage gehört zu Hahns besonderem Interesse.
So hat er eine Serie von Holzschnitten / Radierungen erstellt, mit Schiffen; er überschrieb die Mappe mit „„Malereifahrer“. Fast skizzenhaft oder konstruiert sehen die Schiffe aus, die sich auf weite Reisen begeben. Der Gedanke des Reisens und Entdeckens führte ihn weiter nach Japan, und es entstanden von alten japanischen Bilder inspirierte Holzschnitte. Übermalte Fotos waren in Japan längst bekannt, ehe die Kunst durch die Präsenz der Amerikaner, die Japan nach 1954 zum Handel zwangen, aus Fernost auch in Europa ankam. Diese Öffnung Japans führte zu einem neuen und anderen Möglichkeiten in der Kunst, von der sich auch Hahn inspirieren ließ.
Zurück nach Deutschland: Die meiste Zeit lebte Hahn mit seiner Frau Doris in Todtnau nahe der Schweizer Grenze. Von der Landschaft um den „schwarzen Wald“ war Hahn sehr beeindruckt, und er erstellte großformatige Ölgemälde, auf denen die Farben der Landschaft, der Wald, ein Wasserfall zu erkennen sind. Hier gibt der Künstler einen „Blick auf das eigene Sein, das verortete Sein“ frei, wie Kuratorin Kristina Hoge bei ihrer Laudatio erklärte. Heidegger, der Philosoph, ist jedoch nirgends zu entdecken. Die Ausstellung ist eine Aufforderung zum kreativen Betrachten, Erforschen und Entdecken. Die Bilder von Friedemann Hahn sind noch bis 13. Oktober 2024 im Xylon-Museum zu sehen. (rw)