
Das ins Ohr und Herz gehende, aus Amerika stammende Lied „The Little Drummer Boy“, mit deutschem Text vom kleinen Trommler – gefühlvoll von mehr als 50 Sängerinnen und Sängern des Frauenchors Egenhausen und des heimischen Zylinderchors vorgetragen – bildete in der mit über 200 Zuhörern dicht besetzten Stephanuskirche in Neuweiler den Auftakt zum Adventskonzert. Unter der Leitung von Dirigentin Bettina Zens unter Begleitung durch Claudia Langer-Tiedemann auf dem als Klavier ausgelegten Keyboard folgten weitere Auftritte der Frauen und gemeinsame Darbietungen beider Chöre unter dem Weihnachtsbaum vor dem Altar.
Die Gäste eingangs begrüßt hatte die Vorsitzende des Frauenchors Egenhausen und Initiatorin des vorweihnachtlichen Konzertabends Siglinde Wollschläger. Die Besucher waren sich am Ende einig und unterstrichen dies mit anhaltendem Beifall: Sie hatte nicht zu viel versprochen, als sie ein „fröhliches modernes sowie auch traditionelles Programm“ ankündigte. Dieses wies bemerkenswerte Qualität auf. Auch die „behüteten“ Männer aus der AH-Abteilung des FC Neuweiler steuerten allein mit den Stimmen noch so manchen wohlklingenden besonderen Titel bei, den Organisator Herbert Noe mit dem die Einsätze gebenden Dieter Pfeiffer mit ihnen zusammen vorbereitet hatten.
Zweimal präsentierten sich die singenden Sportler mit der brillant als Solistin wirkenden Marita Gmeiner. Bei „Wenn ich ein Glöcklein wär“ begeisterte ihr mit reiner Alt-Stimme ohne Mikrofon die Kirche ausfüllendes „Ave Maria“, das die Männer teils leise mit dem Text hinterlegten, teils dezent mitsangen. In einem ganz besonderen Arrangement von „Wer klopfet an“ waren die gekonnten Soli der Sängerin als um Quartier bittende Maria und von Dieter Pfeiffer mit tiefer Bassstimme als wirklichkeitsnah abweisendem Wirt in Passagen des Zylinderchors eingebettet.
Viele gängige Weisen wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Macht hoch die Tür“ erklangen gemeinsam mit den Besuchern, die zu einem kleinen Teil auf Stehplätze angewiesen, auch noch nach anderthalb Stunden zum Schluss „Oh Du fröhliche“ fleißig mitsangen. Nicht nur das mehrstimmige Lied „Vorfreude auf die Weihnachtszeit“ des Frauenchors Egenhausen hatte in die richtige Stimmung versetzt. Auf besonders fleißiges Proben schließen ließen beispielsweise von den Damen exakt vorgetragene und mit großem Beifall quittierte weihnachtliche Lieder „Mistletoe And Wine“, „Feliz Navidad“ oder „Sing ma im Advent a schene Weis“. Als gemeinsame Titel vor dem Schlusslied hatten die beiden Chöre noch das dem Konzert den Namen gebende „A Weihnacht wie’s früher war“ sowie den „Andachtsjodler“ dargeboten.
In einer Kurzandacht führte Pfarrer Tobias Lehmann in die schwere Zeit des 17. Jahrhunderts zurück, wo das Adventslied „Macht hoch die Tür“ von Pfarrer Georg Weissel 1642 erstmals gedruckt wurde. Der Legende nach hatte ein reicher Gutsherr den Weg durch seinen Park zur Kirche abgesperrt, welche die Alten und Kranken deshalb nicht mehr erreichen konnten. Der Durchgang wurde freigegeben, nachdem Weissel und seine Gemeinde am Tor das – auch beim Konzert gebotene – Lied „Macht hoch die Tür“ dort gesungen hatten; so steht dieses als Symbol für die Öffnung des Herzens. Der Eintritt zu dem Adventskonzert war frei. Aber es kam eine ganz ordentliche Summe freiwilliger Spenden zusammen, die Anita Burkhardt als Vorsitzende des Vereins „Miteinander und füreinander in Neuweiler“ für die von diesem getragene Senioren-Begegnungsstätte „Herbstrose“ entgegennehmen durfte.
Die Lacher auf seiner Seite hatte Pfarrer Tobias Lehmann im Rahmen seiner auch herzlichen Dankesworte an die Chöre und ihre Helfer umfassenden Ausführungen mit einer Episode, bei der es ums Geld ging. Eine bedürftige ältere Frau bat Gott um 100 Euro. Beim Finanzamt hörte man davon und startete eine Sammlung. Immerhin 70 Euro kamen dort zusammen und konnten der Bittstellerin übermittelt werden. Diese dankte herzlich dafür, bat aber Gott, derartiges nicht mehr übers Finanzamt zu leiten, wo man doch glatt 30 Euro einbehalten habe.