Nur 300 Meter neben den wunderschön aufblühenden Reben konnte Wolfgang Händel den Weinkollegianern einen bei den Spätfrösten im April völlig zerstörten Lemberger-Weinberg zeigen. Alle bereits ausgetriebenen Augen, grünen Triebe und Triebansätze waren erfroren. Weitere Knospen könnten nicht gebildet werden, da der Weinstock, wenn er einmal ausgetrieben habe, Hormone produziere, die die Triebfähigkeit eventuell noch vorhandener Augen unterbinde.
Dass jetzt dennoch etwas Grün direkt am Altholz des Stockes zu sehen sei, läge daran, dass der Rebstock selbst einige Austriebe aus dem Altholz produziere, die jedoch, ebenso wie die schwankend in den Himmel ragenden Wassertriebe, keine Gescheine und damit keine Trauben hervorbringen könnten, so der erfahrene Wengerter. „Es ist ein Verlust von mehr als 90 % des Ertrages und für die verbleibenden knapp 10 % lohnt sich keine Arbeit im Weinberg mehr“, fuhr er achselzuckend fort.
Zum Abschluss einer anschließenden lebendigen aber auch schon häufig geführten Diskussion über die dunkle Zukunft der Steillagen und die Gefährdung noch intakter Parzellen durch Schädlinge und Infektionen aus daneben liegende Brachlagen, die völlig verwildern und verwalden, spendierte der Referent noch einen Muskattrollinger aus der terrassierten Steillage und einen Chardonnay, bevor dieses erkenntnis- und sehr abwechslungsreiche Weinkolleg mit einem großen Applaus für Wolfgang Händel unter dem heraufziehenden Abendhimmel ausklang.
Text und Fotos:
Hannelore Tiedke