In Deutschland gibt es viele große Technikmuseen, aber wohl keins, das einen solch urigen Charme verströmt wie das private Fahrzeugmuseum in Marxzell – kein Museum, wie man es sonst kennt, in dem alles hinter Glas oder Absperrung, aufgeräumt, aber steril vor Augen tritt. Diese besondere Atmosphäre macht den Reiz aus, den andere Museen in ihrer Nüchternheit oft nicht haben; und gerade deswegen nahm u.a. auch unsere Frühlingsausfahrt die kleine Schwarzwaldgemeinde zum Ziel.
Von außen wirkt das Museum wie ein harmloser Trödelladen. Am Eingang empfängt den Besucher eine alte Straßenbahn und ein verrostetes Panzerfahrzeug; ist man aber erst einmal durch einen dunklen Korridor eingetreten, öffnet sich der Kosmos einer gigantischen Sammlung, präsentiert – trotz der enormen Ausstellungsfläche von 3600 qm – auf engstem Raum, die einen auf den ersten Blick überwältigt. Auf drei Stockwerken sind bei weitem nicht nur Fahrzeuge ausgestellt: Unzählige Autos, Motorräder, Traktoren, Feuerwehrautos stehen zwischen technischen Geräten aller Art: Nähmaschinen, mechanische Musikinstrumente, Grammophone, Telefone, Radios, Filmgeräte, Kameras und Uhren. Puppen, Küchengeräte, Werkzeuge, Flugzeug- und Schiffsmodelle, landwirtschaftliche Geräte, ausgestopfte Tiere usw. machen das Museum gleichzeitig zum Heimatmuseum und zur kulturgeschichtlichen Fundgrube. Die zahlreichen Raritäten und Unikate im Einzelnen aufzuzählen, würde den Rahmen des Artikels sprengen; stellvertretend seien deshalb nur Fords Modell T, Queen Marys Rolls-Royce oder etwa der Feuerwehrhubschrauber in der großen Halle hervorgehoben.
Nachdem jeder, einzeln oder in Grüppchen im Labyrinth der Exponate umherirrend, je nach speziellem Interesse Schwerpunkte für sich gesetzt und sich in fachlich fundierte Gespräche vertieft hatte, setzte man sich zum guten Schluss, erschlagen von den vielfältigen Eindrücken, mit Wolfgang Reichert, dem Herrn über dieses Sammeluniversum – sein Vater hatte 1960 den Grundstein dazu gelegt – zum lockeren Plausch zusammen, bei dem es natürlich vor allem um Oldtimer ging. Die Vorführung eines historischen Stummfilms im Museumskino setzte sodann den Schlusspunkt unter eine gleichermaßen informative wie anregende Exkursion.
vk