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Führung „Auf den Spuren der Prinzen“

Bei wunderbarem Wetter fanden sich am Sonntag, den 18.5.25, nachmittags viele gehfreudige und geschichtsinteressierte Menschen an der Prinzenbrücke am...

Bei wunderbarem Wetter fanden sich am Sonntag, den 18.5.25, nachmittags viele gehfreudige und geschichtsinteressierte Menschen an der Prinzenbrücke am Parkplatz Gossenbrunnen in Leimen ein.

Zuerst berichtete Günter Kratschmar aus Leimen über den Gossenbrunnen.

Dessen Name hat seinen Ursprung vom Gooswald mit seiner Quelle, der in historischen Gemarkungsplänen vermerkt ist. Es gab immer Laubwaldgelände, das aber durch mehrere Unwetter mit Überschwemmungen und in neuerer Zeit durch den Bau der Straße nach Lingental erhebliche Gebietsveränderungen erlebte. Durch andauernde Sprengungen ab dem Jahr 1893 im neu angelegten Steinbruch für die Portland Zementwerke im Bereich des heutigen Helten kam es wohl dazu, dass die zahlreichen Gewässer im Bereich Gossenbrunnen ganz oder teilweise versiegten. Der frühere Reesbach, heute Rösbach, der im Gewann Neurott in Lingental entspringt, ist weitgehend verdolt (in Röhren) und fließt durch Leimen bis nach Bruchhausen, wo er in den Leimbach mündet. Auf dem Gelände Gossenbrunnen befindet sich eine Quellumfassung mit der Jahreszahl 1603, die heute nicht mehr sichtbar ist. Vielleicht wurde die Quelle von dem Pfalzgraf Friedrich IV. (geb. 1574 – gest. 1610) entdeckt, der sich zu dieser Zeit in Heidelberg und Mannheim aufhielt und auch hier in den Wäldern zur Jagd ging.

Das an Wildtieren reiche Gebiet war wie geschaffen für die Jagdlust der Pfalzgrafen aus Heidelberg und aus Zweibrücken. Um die Zeit gab es auch schon eine Brücke. Im Jahre 1746 entstand an der Brücke durch einen Wolkenbruch eine tiefe Schlucht beiderseits des Reesbachs, dabei wurde sie, die damals einzige Verbindung nach Lingental, zerstört. Für den Wiederaufbau wandten sich die Leimener an den Prinzen Friedrich Michael von der Pfalz-Zweibrücken, der am Gossenbrunnen ein Jagdhaus unterhielt. Mit seiner Unterstützung konnte die Brücke ein Jahr später fertiggestellt werden und heißt seither Prinzenbrücke.

Der Gedenkstein dort wurde bei einer Renovierung der Brücke im Jahr 1770 errichtet und huldigt in seiner lateinischen Inschrift dem Kurfürsten Karl Theodor. Die Brücke wurde dem Sohn von Pfalzgraf Friedrich Michael, Karl August namentlich gewidmet. Die Herren frönten am Gossenbrunnen begeistert ihrer Jagdleidenschaft, auch der Hatzjagd und der eingestellten Jagd (Jagd mit Einzäunungen mit Lappen), die heute als Tierquälerei angesehen werden.

Friedrich Michael (geb. 27.2.1724) war als jüngerer Sohn in seiner Familie nicht der Herzog, sondern musste sich einer militärischen Karriere widmen. Aus seiner Ehe, geschlossen 1746, gingen fünf eheliche Kinder hervor. Seine Frau verstieß er wegen einer Liebschaft mit einem Schauspieler vom Hoftheater Mannheim. Die Erziehung der beiden Söhne, Karl II. August und Max Joseph, übernahm sein Bruder Christian IV., der seit 1735 Herzog von Pfalz-Zweibrücken war. Da dieser nur Kinder aus einer nicht standesgemäßen Ehe mit einer Schauspielerin hatte, gab es keine Thronerben für ihn. Friedrich Michael konvertierte am 27. November 1746 aus dynastischen Gründen vom protestantischen Glauben zum Katholizismus. Er lebte nach dem Rückzug aus seiner Militärdienstzeit in Mannheim und starb nur 43-jährig 1767 im Schloss Schwetzingen. Er wurde über seinen jüngsten Sohn Maximilian zum Stammvater der bayerischen Könige.

Nach diesen Informationen durch Günter Kratschmar begaben wir uns auf einen Weg oberhalb des Emmertsgrunds und des Boxbergs und Ludwig Schmidt-Herb setzte die Ausführungen fort. Der frühere Friedrichspfad ist durch die Bebauung leider verloren gegangen.

Der älteste Sohn von Friedrich Michael, Karl II. August Christian (29.10.1746–1.4.1795), folgte ihm als absolutistischer Herrscher nach. Er war zuvor ein erfolgreicher Feldherr im Dienste der Österreicher. Nach seinen imperialen Vorstellungen erbaute er in der Nähe von Homburg/Saar das gigantische Schloss Carlsberg, dessen Mauerreste noch zu besichtigen sind. Die Hochzeit mit der gewünschten Frau aus dem Haus Habsburg kam nicht zustande. Er hatte nur einen Sohn, der achtjährig, während der Bauzeit des Schlosses im Jahr 1784 starb. Seine ganze Leidenschaft galt der Jagd. Er hielt sich oft am Gossenbrunnen in der Jagdhütte – aus Holz, später ein kleines Lusthaus aus Stein – auf und weilte gerne in seinem Jagdschlösschen in Rohrbach (heute Thoraxklinik). Im Umgang mit Menschen soll er unangenehm gewesen sein und erhielt wegen seiner extremen Zuwendung zu seinen Hunden den Schimpfnamen „Hundskarl“. Sein Schloss Carlsberg bei Homburg wurde infolge der Revolution von den Franzosen zerstört. Die beiden letzten Lebensjahre verbrachte er im Mannheimer Exil, da die Französische Republik sein linksrheinisches Fürstentum besetzt hatte. Da Karl Augusts Verwandter, Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern aus der Sulzbacher Linie der Wittelsbacher, keine legitimen Kinder hatte, sollte ihn nach den Wittelsbacher Hausverträgen Karl August beerben. Dazu kam es nicht, denn der starb 1795, 4 Jahre vor Karl Theodor. Der jüngere Bruder von Karl-August, Max Joseph, beerbte ihn und wurde zunächst Kurfürst und später König von Bayern. Er war bis zu seinem Tod 1825 ein sehr erfolgreicher König.

Auf dem Weg kamen wir an mehreren Brunnen vorbei. Wir erfuhren von Ludwig Schmidt-Herb, der dazu Führungen macht, dass wegen des schlechten Wassers in Mannheim der Ingenieur Johann Andreas von Traitteur von Kurfürst Karl Theodor 1790 den Auftrag für eine Trinkwasserleitung vom Rohrbacher Quellwassergebiet nach Mannheim bekommen hatte. Vor einigen Jahren wurden auf einem Privatgelände in Eppelheim Überreste gefunden.

Zum Abschluss gab es noch den schönen Blick von der Karlslust oberhalb Rohrbach auf die Pfalz.

Alle haben die Stunden genossen und sagen „Herzlichen Dank“ unseren beiden Führenden für manch neuen Blick auf unsere nächste Umgebung!

gwr

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Rathaus-Rundschau Leimen
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Ausgabe 23/2025
von Lokale Agenda Leimen
06.06.2025
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