Von Joachim Klaehn
Kurz zusammengefasst:
Aufopferungsvoll gekämpft, 35 Minuten lang gut gespielt, aber am Ende setzt sich die größere Ausgeglichenheit des Gästekollektivs durch: Die MLP Academics Heidelberg unterliegen mit 74:90 (37:38) gegen den Meisterschaftsanwärter ratiopharm ulm und rutschen in der Tabelle der easyCredit Basketball Bundesliga auf Platz acht ab. Über weite Strecken ist es vor 4.380 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften SNP dome eine Korbjagd auf Augenhöhe. Mit 17 Führungswechseln! Spielentscheidend sind letztlich zwei kritische Phasen, in denen die Jungs vom Neckar vollkommen den Faden verlieren.
Innerhalb von drei Minuten im dritten und nochmals zwei Minuten im Schlussviertel lassen sie zwei irre Läufe der „Uuulmer“ zu. 1:13 und 2:15 Punkte sind einfach nicht zu kompensieren. Hierbei häufen sich die Fehler bei den Hausherren. Ein Spitzenteam wie Ulm, das lange ziemlich wackelt und nicht wirklich zu seinem Leistungslevel findet, nutzt das dann gnadenlos aus. Es geht für die MLP Academics trotzdem raus mit Applaus – die Fans wissen die beherzte Herangehensweise im Dome zu goutieren.
Dennoch wird die Situation zunehmend kniffliger. Center Osun Osunniyi (Kniegelenkprellung) wird mit seiner körperlichen Präsenz in der Box schmerzhaft vermisst. Das Auswärtsspiel am kommenden Mittwoch (18.30 Uhr) in Würzburg ist eine weitere Herkulesaufgabe. Im Abschlussmatch am 11. Mai geht es mutmaßlich um die Qualifikation für die Play-Ins, die das Team unbedingt zum Showdown realisieren möchte.
Zahlenspiegel:
Die Viertelresultate (18:17, 19:21, 19:27 und 18:25) illustrieren den Spielfilm. Die zweite Halbzeit geht mit minus 15 Punkten verloren. Signifikantester Unterschied besteht im Zweierbereich: 15/36 ergeben 42 Prozent, 25/39 hingegen stolze 64 Prozent. Bei den Dreiern liegt Heidelberg vorne – 10/32 gegenüber 6/22. Ulm bekommt wesentlich mehr Freiwürfe zugesprochen und sammelt hier acht Punkte mehr (14/18 gegenüber 22/31). Rebounds (39/40) und Assists (13/15) sind ähnlich. Bei den Steals (6/11) und Turnover (15/10) zeigt sich, dass die Gäste physisch zulegen können, den Tick aggressiver sind und insgesamt etwas besser auf den Ball aufpassen.
Auffälligste Akteure:
Im Academics-Trikot überzeugen Ryan Mikesell (allein 11 Punkte im ersten Viertel, exzellente Dreierquote von 63 Prozent über die gesamte Spielzeit), Bakary Dibba (7 Rebounds) mit seinem Elan, Marcel Keßen dank seiner unbändigen Kampfeslust und wie gehabt Michael Weathers (sechs Assists, zwei Blocks) am meisten. Die „Uuulmer“ haben im erst 19-jährigen, abgezockten Israeli Ben Saraf, dem Brasilianer Marcio Santos (9 Rebounds) sowie in den Routiniers Karim Jallow, Philipp Herkenhoff und Nelson Weidemann ihre besten Spieler. Die Schwaben verfügen im Team über eine enorme Kadertiefe. Man sieht zwischendurch freilich auch: Auswärts tritt die Mannschaft deutlich anfälliger auf. Es wäre - mit Konstanz - mehr für die „Akademiker“ drin gewesen.
Statistiken:
MLP Academics: Mikesell 20 (5 Dreier), Keßen 14 (2), Weathers 14 (2), Dibba 13 (1), Seric 7, Horne 4, Zipser 2, Würzner, O’Brien, Ersek, Rietsch (DNP), Vengert (DNP).
ratiopharm ulm: Saraf 17 (1), Jallow 13 (1), Santos 12, Weidemann 11 (2), Herkenhoff 11, Hinton 9 (1), Essengue 8, Jessup 5 (1), Plummer 2, Anigbata 2, Jensen, Bretzel.
Statements:
„Heute waren 35 Minuten gut. Ulm kam sehr körperlich. Sie haben versucht, uns zu schikanieren, sie haben uns gepackt und festgehalten, aber ich denke, wir haben sehr gut darauf reagiert. Wir hatten gute Momente und haben sie in die Enge getrieben. Aber was ein bisschen frustrierend ist, sind die letzten fünf Minuten. Wir gerieten in Rückstand, wir kamen zurück und hatten eine gute Energie und dann fingen wir plötzlich an, mit dem Finger auf andere zu zeigen und alles war vorbei. Ich denke, selbst die Zuschauer konnten heute den Unterschied zwischen einem energischen Heidelberg und einem Heidelberg, das den Kopf hängen lässt und allen anderen die Schuld gibt, erkennen. Heute hatten wir 35 gute Minuten und jetzt hoffen wir, dass wir in den verbleibenden 80 Minuten der regulären Saison gute Dinge zusammenbringen können.“ – Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics
„Heute hat jeder alles gegeben, weswegen ich unfassbar stolz auf die Mannschaft bin. Wir haben unseren defensiven Gameplan heute sehr gut umgesetzt – das war der Schlüssel zum Sieg. In der ersten Halbzeit hatten wir die einen oder anderen Unsauberkeiten offensiv, diese haben wir im zweiten Durchgang deutlich besser kontrollieren können. Besonders Ben Saraf konnte mit seiner Ruhe und Organisation unser Spiel auf ein hohes Level bringen.“ – Ty Harrelson, Headcoach von ratiopharm ulm
„Für uns ist Osun ein großer Part unserer Defense, unser Anker. Er hilft uns, viele einfache Transition-Punkte zu bekommen und Stopps zu generieren. Es wird schwierig ohne ihn, aber wir haben eine next-man-up-Mentalität. Gegen Würzburg müssen wir mit Fokus rauskommen und zusammenspielen.“ – Michael Weathers, Guard der MLP Academics
Nächstes Spiel:
33. Spieltag, 7. Mai (Mittwoch, 18.30 Uhr): FIT/One Würzburg Baskets – MLP Academics Heidelberg.