Nach dem Eintritt der langjährigen Rektorin Prof. Dr. Gaby Jeck-Schlottmann in den Ruhestand gab es zu Ende April dieses Jahres einen Wechsel an der Spitze der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach. Zur Nachfolgerin wurde Prof. Dr. Elke Heizmann gewählt.
Bis dato bereits Prorektorin der Hochschule, hat Heizmann mit dem Amt auch einige laufende Projekte übernommen, welche für die Zukunft der DHBW am Standort Mosbach von herausragender Bedeutung sind. Gleichzeitig hängen viele weitere Aufgaben an der Position und letztlich an der Person der Rektorin. Mit dem Mosbacher Stadtanzeiger hat sie sich über ihren Start in das neue Amt unterhalten.
Stadtanzeiger Mosbach (StAnzMOS): Frau Professorin Dr. Heizmann, Sie sind jetzt bereits etwas über 100 Tage im Amt als neue Rektorin der DHBW Mosbach. Wie haben Sie sich in die neue Aufgabe hineingefunden?
Prof. Dr. Elke Heizmann: Mein Terminkalender ist so voll, dass ich kaum bemerkt habe, wie schnell die 100 Tage vergangen sind. Aber nun zu Ihrer Frage. Wie habe ich mich in die neue Aufgabe hineingefunden? Mein super-tolles Team und die ganze Hochschule haben mich unterstützt, und so bin ich schnell im neuen Aufgabenfeld angekommen. Natürlich lerne ich jeden Tag neu hinzu, obwohl ich die DHBW ja bereits seit über 25 Jahren in unterschiedlichsten Funktionen kennengelernt habe.
So war ich z. B. in Mosbach lehrende Professorin, Studiengangsleiterin, Senatorin, Hochschulrätin, Dekanin und Prorektorin.
StAnzMOS: Gibt es Dinge, die Sie anders als erwartet vorgefunden haben, sodass vielleicht auch selbst gesetzte Prioritäten und Abläufe angepasst werden mussten?
Heizmann: Hier kann ich weder mit einem klaren Ja noch mit einem klaren Nein antworten. Die Vielfalt oder besser der Umfang der Themen, die insbesondere innerhalb der kommenden zwei Jahre zu bewältigen sind, stellt eine Herausforderung dar. Mit der Änderung des Landeshochschulgesetzes werden die Gremienstrukturen der DHBW umfassend neu strukturiert. Damit die DHBW die sich daraus ergebenden Chancen nutzen kann, müssen interne Strukturen angepasst werden. Hier sind wir bezüglich der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben an Fristen gebunden, die es einzuhalten gilt. Das hat dann Priorität vor manch´ anderen Projekten unseres Standorts.
Darüber hinaus gilt es, neue Formen der Zusammenarbeit mit den Partnerunternehmen zu entwickeln, etwa durch innovative Beteiligungsformate oder beratende Ausschüsse.
Ich bin optimistisch, dass wir das alles gut schaffen werden.
StAnzMOS: Wie sieht eigentlich der praktische Alltag einer Hochschulrektorin in einer eher ländlich geprägten Stadt wie Mosbach aus?
Heizmann: Als Rektorin bin ich im regen und ständigen Austausch mit vielen Akteuren, mit Personen aus der Hochschule, dem Studierendenwerk, mit Unternehmen, dem Ministerium, anderen DHBW-Standorten, Schulleitungen, der Politik. Ich kann im persönlichen Gespräch vieles klären und weiterentwickeln, deswegen ist der Terminkalender ja so voll. Hier sind die kurzen Wege und die persönlichen Kontakte, die die Region prägen, sehr hilfreich. Natürlich mündet dieser Austausch dann auch in zahlreiche Entscheidungen, die wir in den Teams und Gremien treffen. Ganz konkret bedeutet das, dass ich an vielen Besprechungen bei uns teilnehme, auch viele Webkonferenzen habe und oft auf Dienstreisen bin.
StAnzMOS: Wie würden Sie kompakt beschreiben, in welche Richtung sich die DHBW Mosbach auf mittlere und längerfristige Sicht entwickeln sollte?
Heizmann: Es ist sehr wichtig, dass die DHBW ein attraktives Bildungsangebot in der Region anbietet. Wir müssen die Studienangebote weiterentwickeln, um hier den Bedarfen der Studierenden und der Region gerecht zu werden. Automatisierung und Künstliche Intelligenz sind längst nicht nur in technischen oder IT-Studiengängen Thema.
Auch der wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Umgang mit Ressourcen findet in Mosbach besondere Beachtung. Über 300 Unternehmen aus den nördlichen baden-württembergischen und angrenzenden bayerischen Landkreisen schicken ihre Studierenden nach Mosbach und Bad Mergentheim. Das sind oftmals „Hidden Champions“ und der Mittelstand, den das Land Baden-Württemberg vorangebracht hat. Die Unternehmensvertreter sitzen in unseren Gremien und kommen mehrmals im Jahr an den Campus, um die Professorinnen und Professoren zu treffen, Studieninteressierte für sich zu gewinnen – oder ihren Schützlingen bei Graduierungsfeiern zu gratulieren. Diese Nähe müssen wir uns erhalten, um weiterhin die Trends aus Wirtschaft und Industrie aufgreifen zu können.
Gleichzeitig wird es auch darum gehen, den Wissens- und Forschungstransfer in der Region weiter auszubauen. Und nicht zu vergessen: Ich werde alles daransetzen, dass während meiner Amtszeit der Ersatzneubau für unser Baukompetenzzentrum Gestalt annimmt.
StAnzMOS: Welche Wünsche hätten Sie dafür an die Kommunalpolitik?
Heizmann: Sehr positiv habe ich schon bisher wahrgenommen, dass bei kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen die DHBW mitgedacht wird. Projekte wie Begegnungsräume für Studierende, Events der Stadt und mit der Stadt auf dem Campusgelände sollten beibehalten und weiterentwickelt werden.
Ich wünsche mir, dass die Zusammenarbeit konstruktiv fortgesetzt wird. Insbesondere zähle ich hier auf eine weiterhin sehr gute Unterstützung für den Ersatzneubau als neue Heimat des Baukompetenzzentrums.
Wichtig ist mir aber auch, die Kooperationen mit den Vereinen zu stärken, um Impulse für ein reges Campusleben zu bekommen. So freuen wir uns bereits heute auf gemeinsame Events wie z. B. den Mosbacher Stadtlauf im nächsten Jahr, bei dem wir erneut die Deutschen Hochschulmeisterschaften ausrichten dürfen.Wir sind auch sehr stolz auf die Kooperation mit dem Ruder-Club Neptun Neckarelz. Die Kooperation hat es unseren Studierenden ermöglicht, im Juli 2025 an der Allgemeinen Deutschen Hochschulmeisterschaft im Rudern erfolgreich teilzunehmen. Von dort ging es dann weiter zur Olympiade für Hochschulteams aus aller Welt, wo das DHBW-Team das B-Finale für Ruderneulinge gewonnen hat.
Das Interview führte Frank Heuß.