Urbane Tanzformen begeistern nach wie vor viele Jugendliche – besonders, wenn sie mit Gemeinschaft und Kreativität verbunden sind. HipHop erreichte vor allem in den frühen 2000er-Jahren eine große Fan-Szene, über die in Buchen ein Sozialprojekt entstand, aus der bis heute bereits mehrere bundesweit und international erfolgreiche Formationen hervorgingen. Anfang Mai in Pforzheim kam ein weiterer Deutscher Meistertitel dazu.
Zahlreiche Trophäen aus dieser Tanzsportrichtung hat die Mosbacherin Tabea Roth bereits in ihrer Sammlung. Die städtische Sportlermedaille in Gold ist ebenfalls schon mehrfach enthalten. Mit dem Mosbacher Stadtanzeiger hat sie über ihren jüngsten Erfolg auf Bundesebene gesprochen.
Stadtanzeiger Mosbach (StAnzMOS): Tabea, du bist 20 Jahre jung, kommst aus Lohrbach und hast gerade mit der Formation „NextLevel“ die Deutsche HipHop-Meisterschaft nach Version der „United Dance Organisation“ (UDO) gewonnen. Wie fühlt man sich mit so einem Titel in der Vita?
Tabea Roth: Auf jeden Fall super stolz! Es ist schön, zu sehen, dass sich das viele Training auszahlt. Das macht mich natürlich sehr glücklich. Es ist aber nicht ganz das erste Mal gewesen – ich habe auch schon 2017 in Saarbrücken mit meiner damaligen Gruppe eine Deutsche Meisterschaft gewonnen.
StAnzMOS: Deine jetzige Gruppe gehört ja zu dem „Projekt 99“. Ursprünglich ist diese Initiative aus Buchen aber mehr als eine Plattform für junge Menschen aus sozial schwierigem Umfeld bekannt gewesen. Bei dir trifft das nicht wirklich zu – dein Vater ist Rechtsanwalt und Stadtrat, deine Mutter arbeitet im Gesundheitswesen und gehört dem katholischen Pfarrgemeinderat an. Was verschlug dich trotzdem dorthin?
Roth: Meine Liebe zum Tanzen! Nachdem meine vorherige Gruppe „SoWhat“ sich aufgelöst hatte, war mir klar, dass ich nicht mit dem Tanzen aufhören kann. Also schaute ich mich nach anderen Tanzgruppen um. Und landete am Ende durch meinen Trainer dort, der sowohl „SoWhat“ trainierte als auch „NextLevel“.
StAnzMOS: Die UDO ist zwar kein offizieller Sportverband, aber als Trägerorganisation von nationalen und internationalen Meisterschaften in der Szene des Streetdance sehr anerkannt. HipHop-Teams aus Buchen haben schon in den frühen 2000er-Jahren eine Menge solcher Titel gewonnen, bis hin zu Weltmeisterschaften. Welche Ziele hast du noch in dem Tanzsport?
Roth: Ich will bei der Weltmeisterschaft im Finale stehen. In der höchsten Kategorie zu tanzen, war immer eines meiner Ziele – der Deutsche Meistertitel in dieser Kategorie auch. Jetzt geht’s im August zur WM und mein Ziel ist es definitiv, im Finale zu tanzen.
StAnzMOS: HipHop hat dieselben Wurzeln wie Breakdance, was mittlerweile sogar eine olympische Disziplin ist. Wie würdest du euren Tanzstil beschreiben und was macht ihn für dich und viele andere so attraktiv?
Roth: Dieses Jahr haben wir einen sehr experimentellen Stil, die Kreativität steht im Vordergrund. Ich denke, dass viele den Tanzstil so mögen, da er sehr vielfältig ist und man verschiedene Elemente aus unterschiedlichen Tanzrichtungen frei kombinieren kann.
StAnzMOS: Warum gibt es so was wie „Projekt99“ bzw. Gruppen wie „NextLevel“ eigentlich nicht in Mosbach, bzw. nur über privatwirtschaftliche Tanzschulen? Meinst du, so was könnte auch hier viele Jugendlichen ansprechen und ähnlich erfolgreich werden?
Roth: Durch das Projekt habe ich viele verschiedene individuelle Lebensgeschichten gehört und bin sehr davon überzeugt, dass so etwas auch in Mosbach funktionieren würde. Viele Jugendliche brauchen einen Orientierungspunkt und etwas, in das sie all ihre Energie stecken können. Private Tanzschulen können dies für viele nicht bieten, da sie oft viel kosten und so nicht für jeden den Zugang zum Tanzen ermöglichen. Wie man am Beispiel von Buchen sieht, ist es aber möglich, wenn man die nötigen Ressourcen dafür stellen kann und will.
Das Interview führte Frank Heuß.