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Für eine Energiewende mit Augenmaß – Kommunalpolitiker fordern ehrliche Abwägung bei Windkraftprojekten im Schurwald

Gemeinsame Pressemitteilung Bürgermeisterin Carmen Marquardt, Adelberg Ortsvorsteher Klaus Kärcher, Oberberken/Unterberken Ortsvorsteher Vincent...
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von links nach rechts: Ortsvorsteher Vincent Krapf, Bürgermeisterin Carmen Marquardt, Ortsvorsteher Klaus Kärcher

Gemeinsame Pressemitteilung

Bürgermeisterin Carmen Marquardt, Adelberg

Ortsvorsteher Klaus Kärcher, Oberberken/Unterberken

Ortsvorsteher Vincent Krapf, Nassachtal Diegelsberg

Die Diskussion um die geplanten Windkraftanlagen am Standort GP-03 Schurwald ruft in mehreren Kommunen der Region große Sorge hervor. Vertreterinnen und Vertreter aus Adelberg, Ober-/Unterberken und dem Nassachtal betonen ihre grundsätzliche Unterstützung für die Energiewende, mahnen jedoch zur Vorsicht bei der Umsetzung – insbesondere mit Blick auf die Belastungen durch immer größer werdende Windkraftanlagen in sensiblen Landschaftsräumen.


„Wir stehen zur Energiewende, aber sie muss mit den Menschen gemeinsam gestaltet werden“, erklärt Carmen Marquardt, Bürgermeisterin von Adelberg. „In Baiereck sehen wir aktuell, was passiert, wenn Sorgen der Anwohnerschaft im Vorfeld nicht ausreichend ernst genommen werden: Lärmprobleme, gesundheitliche Belastungen und ein Vertrauensverlust gegenüber Entscheidungsprozessen. Das darf sich hier nicht wiederholen.“


Auch Klaus Kärcher, Ortsvorsteher des Schorndorfer Ortsteils Ober- mit Unterberken, ist durch die aktuellen Entwicklungen beunruhigt: „Vor allem die Schallemissionen betreffen die Menschen unmittelbar. Viele Anwohnerinnen und Anwohner in Ober- und vor allem Unterberken machen sich seit längerem Sorgen hinsichtlich möglicher Belastungen durch Lärm. Diese Sorgen werden durch die Erfahrungen im Nassachtal und speziell in Baiereck natürlich genährt und verstärkt.“


Besonders kritisch sehen die Kommunalpolitiker die topographischen Parallelen des geplanten Standorts zwischen Unterberken, Adelberg, Wangen und dem Nassachtal zur Situation in Baiereck. Dort klagen Anwohnerinnen und Anwohner seit Inbetriebnahme der Anlagen über erhebliche Lärmbeeinträchtigungen, insbesondere in den Nachtstunden. Nun werden im Rahmen einer kostenintensiven Maßnahme die Getriebe der Anlagen ausgetauscht, in der Hoffnung, die Probleme damit zu lösen. Auch die unlängst auf dem Schauinsland in Betrieb gegangenen Windräder haben Berichten zufolge zu nächtlichen Ruhestörungen geführt. Die Anlagen werden immer leistungsstärker und größer, während der Abstand zur Wohnbebauung immer geringer wird.
„Die Topographie in Adelberg und Unterberken – insbesondere durch die Tallage rund um den Herrenbachstausee – ähnelt der Situation in Baiereck stark“, betont Carmen Marquardt. „Diese Täler wirken wie Klangtrichter – der Schall wird gebündelt und in die Wohngebiete getragen. Wenn Prognosen jetzt bereits von bis zu 40 dB Lärm sprechen, müssen wir uns fragen: Wie fühlt sich das an, wenn es dauerhaft, Tag und Nacht, da ist?“


Vincent Krapf, Ortsvorsteher Nassachtal/Diegelsberg, ergänzt: „Die topographischen und meteorologischen Einflüsse wurden uns von der Wissenschaft bestätigt, die mittlerweile in Form der Hochschule Düsseldorf hinsichtlich der Phänomene am Standort bei Baiereck forscht. Auch die Praxis bestätigte diese Hypothesen. Während in den auf der Höhe gelegenen Ortschaften Büchenbronn und Krapfenreut kaum über Lärm geklagt wurde, litten Haushalte in Baiereck bei einem nahezu identischen Abstand zu den Windkraftanlagen unter erheblichen Lärmbelästigungen.“ Aufgrund der Planungen am ehemaligen Bundeswehrdepot erreichen den Nassachtäler Ortsversteher nun nicht nur Klagen aus Baiereck, sondern auch besorgte Anfragen aus den näher am geplanten Standort gelegenen Nachbardörfern Nassach und Nassachmühle. „Die Bürger aus den verschiedenen Ortschaften des Nassachtals sprechen natürlich miteinander. Die Lärmprognosen sind nun ähnlich wie damals für Baiereck, das verunsichert die Menschen. Prognostizierte Lärmpegel von 35 bis 40 dB mögen technisch unbedenklich erscheinen, doch bei einer kontinuierlichen Lärmquelle wie einer Windkraftanlage kann das auf Dauer extrem belastend sein – gerade in den Nächten, wenn im ländlichen Raum keine anderen Lärmquellen vorhanden sind. Das haben die Erfahrungen in Baiereck gezeigt.“


Klaus Kärcher hat aufgrund der Entwicklungen eine klare Agenda: „Ich sehe es bei aller Einsicht in die Notwendigkeit einer Energiewende als meine Aufgabe, für die berechtigten Anliegen und Schutzinteressen der Bürgerinnen und Bürger in unserem Ortsteil einzutreten. Dass das Landratsamt Göppingen die vorliegenden Zweifel ernst nimmt und nun eine vertiefte Prüfung durch ein weiteres Gutachten veranlasst hat, ist ein wichtiges und richtiges Signal. Sofern das Gutachten die Erkenntnisse aus der Baierecker Misere verlässlich verwertet, stärkt dies das Vertrauen in ein sorgfältiges und transparentes Genehmigungsverfahren.
Wenn eine unzulässige Schallemission danach jedoch nicht auszuschließen ist, wird aber die Genehmigung zu versagen und das Ziel einer umwelt- und klimaverträglichen Energiegewinnung auf anderem Wege zu verfolgen sein.“


Die Kommunalvertreter fordern daher ein Moratorium für die aktuellen Planungen und ein erweitertes Gutachterverfahren, das die spezifischen topographischen Gegebenheiten berücksichtigt – insbesondere auch unter realitätsnahen Bedingungen wie Inversionswetterlagen oder Nachtbetrieb. Gleichzeitig werben sie für eine offene Diskussion über nachhaltige Alternativen im Sinne der Energiewende, die die Akzeptanz in der Bevölkerung fördern. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern wollen sie an einem Konzept arbeiten, das sowohl den Klimazielen als auch der Lebensqualität in der Region gerecht wird.


Die Kommunalpolitiker appellieren an Planungsbehörden, Projektierer und Landespolitik, im Schurwald keine vorschnellen Fakten zu schaffen. „Wir sagen nicht Nein zur Windenergie“, betonen die kommunalen Vertreter, „aber wir sagen Ja zu einem ehrlichen Dialog und zu Lösungen, die nicht zu einem dritten Kuchen oder einem zweiten Baiereck führen. Wir setzen uns für eine kluge, nachhaltige und von der Bevölkerung mitgetragene Energiewende ein.“

Anhang
Dokument
Erscheinung
Schurwaldbote – Gemeindeverwaltungsverband Östlicher Schurwald
NUSSBAUM+
Ausgabe 29/2025
von Gemeinde Adelberg
16.07.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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