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Fundstücke im Museum 6

Heimat- und Bildhauer-Kernverein e.V. Fundstücke im Museum Folge 6: Ein Stuhl mit Geschichte Der ganz spezielle Stuhl ist offenbar eine Einzelfertigung....

Heimat- und Bildhauer-Kernverein e.V.

Fundstücke im Museum

Folge 6: Ein Stuhl mit Geschichte

Der ganz spezielle Stuhl ist offenbar eine Einzelfertigung. Das sieht man schon am Wappen von Forchtenberg, mit dem die Rückenlehne verziert ist. Was hatte es mit diesem Möbelstück auf sich? Vielleicht kommen wir der Sache näher, wenn wir auf der Rückseite der Lehne einen Hinweis lesen:

„KDF vom 3. – 10. Juli 1936 – Nettelrede – Forchtenberg“
Dazu sollte man die Abkürzung kennen. Sie steht für eine Sonderorganisation der NSDAP mit dem Namen „Kraft durch Freude“. Das hatte mit dem umfassenden Machtanspruch Hitlers zu tun, aus dem kein Lebensbereich ausgeklammert bleiben sollte. Also auch nicht die Freizeit, z.B. der Urlaub. Für viele Menschen spielte dieser Zusammenhang keine Rolle. Die Förderung des Tourismus durch KDF begrüßte man in Hohenlohe. Aber damit ist der Stuhl noch nicht erklärt.

Näher kommt man dessen Geschichte, wenn man im Stadtarchiv von Forchtenberg nachschlägt. Das Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 19.1.1937 gibt Auskunft:

„Die Stadt Forchtenberg erhält von den im Sommer 1936 hier gewesenen ‚Kraft durch Freude‘ – Urlaubern von Lauenau (Deister) einen Sessel für den Rathaussaal gestiftet. Bei ihrem Hiersein wurde der Sessel Herrn Bürgermeister Maurer versprochen, da derselbe sich um die ‚Kraft durch Freude‘ – Urlauber in ganz besonders liebenswürdiger Weise angenommen hatte. Die Ratsherren sowie der stellvertretende Bürgermeister sind über dieses schöne Geschenk sehr überrascht. Um den Spendern nicht nur ein Dankschreiben zu senden, bestimmt der stellvertretende Bürgermeister im Einverständnis mit sämtlichen Ratsherren, den Spendern ein Fässchen Forchtenberger Wein mit etwa 50 l zu übersenden.“ Der Besitzer des Weins gab gegenüber der Stadt an, er wolle diesen zum Preis von 50,– RM (Mark) pro hl abtreten.

Die Urlauber waren offenbar mit Reisezügen ins Kochertal transportiert worden. Das auf dem Stuhl genannte Nettelrede liegt bei Lauenau, aus dem laut unserem Protokoll die Urlauber gekommen wären. Lauenau liegt 30 km südwestlich von Hannover. Die genannte Firma CASALA (siehe Abbildung) stellt dort heute noch Stühle her, auch mit besonderem Design. Das Kürzel bezieht sich auf „Carl Sasse Lauenau“, der die Firma 1917 gegründet hatte.

Viele Jahre stand unser repräsentativer Stuhl im Foyer des Rathauses, wo er manchmal zum Probesitzen einlud. Für die heutigen Ansprüche eines Arbeitsplatzes in der Verwaltung wäre er kaum geeignet. Leicht beschädigt wanderte er am Ende ins Museum und kann dort seinen Ruhestand verbringen.

(Text: Mitarbeiter Kernverein)

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