Fundstücke im Museum – Folge 4: Die Käze

Wisst ihr, was eine Käze ist? – Kaum jemand weiß es. Aber man kann schon mal an die „Katze“ im Gastgewerbe denken, welche die Bedienungen am Gürtel tragen, um zu kassieren. Allerdings wurde die Käze auf dem Rücken getragen, hatte manchmal einen Deckel aus Stoff. Unsere Käze (Foto) wurde dem Museum von Marie Guttenson überlassen. Lehrer Müller hat angemerkt, dass es sich um eine „Briefträgerkäze“ handelte. Vermutlich hat sie dem Briefträger Christian Guttenson gehört, der täglich die Post nach Wohlmuthausen brachte.

Eine ältere Frau aus Orendelsall erzählt, ihr Großvater sei Rechenmacher gewesen. Er sei über die Dörfer und zu den Höfen gelaufen, in der Käze mit Handwerkszeug, vor allem aber mit dem täglichen Vesper und natürlich dem „Mooscht“. Eine Mitbürgerin erinnert sich, dass nach dem Krieg immer eine Frau nach Wohlmuthausen mit einer Käze kam. Sie sei von Haus zu Haus gegangen und habe aus dem Tragekorb heraus Brot, Breze und Weck von einem Forchtenberger Bäcker verkauft.

Hergestellt wurden Käzen von einem Korbmacher, wie es auch einen in Forchtenberg gab. Man sprach vom „Kreewemacher“. Er fertigte auch einen größeren „Stoo-Grewe“ (Steinkorb) mit 2 Henkeln, einen „Bouche-Grewe“ (Bogen) mit rundem Henkel, einen „Lawichs-Grewe“ (Laub) mit 2 Henkeln für den Wald oder ein Blumen-Grewle, einen ganz kleinen, aus dem z.B. Blumen bei Hochzeiten gestreut wurden.

Manchmal wurde bei einem Mann gesagt: „Der hat an rechta Käza“. Dann meinte man nicht etwa einen Tragekorb auf dem Rücken, sondern auf der gegenüberliegenden Seite eine deutliche Wölbung, die sprichwörtlich auch dem Bier zugeschrieben wurde.

(Text: Mitarbeiter Kernmuseum)