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Future for Nepals Children vermittelt nepalesische Auszubildende

„Es ist ein Glück, diesen Arbeitsplatz zu erhalten“ Im letzten Jahr war Manfred Brenneisen, Vorsitzender des Baiertaler Vereins „Future for Nepals...
Die fünf nepalesischen Auszubildenden mit ihrem Gönner Manfred Brenneisen. Für die Männer ist der Ausbildungsplatz in der Region ein Glücksfall.
Die fünf nepalesischen Auszubildenden mit ihrem Gönner Manfred Brenneisen. Für die Männer ist der Ausbildungsplatz in der Region ein Glücksfall.Foto: aot

„Es ist ein Glück, diesen Arbeitsplatz zu erhalten“

Im letzten Jahr war Manfred Brenneisen, Vorsitzender des Baiertaler Vereins „Future for Nepals Children“, in der Region unterwegs, um Ausbildungsplätze für nepalesische junge Menschen zu suchen. In Nepal gibt es kein duales Ausbildungssystem und junge Männer und Frauen, sie gehen nach der Schule ohne praktische Erfahrung sofort in den Beruf. Selbst mit Abitur und sehr guten Mathematik- und Englischkenntnissen finden sie in ihrem armen Land keine Anstellung und sind gezwungen, sklavenähnliche Lohnarbeit in reichen arabischen Ländern zu verrichten. Wie Brenneisen im Gespräch erwähnt, „wären solche jungen Leute gerne bereit, in Deutschland einen Beruf über das duale System zu erlernen“.

Informationsveranstaltung

Auf seine Initiative hin waren daraufhin zahlreiche Interessenten aus Industrie und Handwerk zur Informationsveranstaltung ins Wieslocher Rathaus gekommen, um sich über die Konzeption des „Nepal Secretariat of Skills and Training“ (NSST) zu informieren, suchen doch viele Betriebe händeringend nach Lehrlingen. In das Programm werden 18- bis 25-jährige Menschen aufgenommen, die die 12. Klasse mit dem nepalesischen Abitur abgeschlossen haben. Nach dem Bestehen eines Auswahlverfahrens werden sie über die kulturellen Gepflogenheiten im Gastland und die zur Verfügung stehenden Berufsfelder informiert. Zur Vorbereitung gehört auch der Kontakt mit deutschen Firmen und ein Bewerbungstraining. Großen Wert wird auf die noch im Heimatland laufenden Sprachkurse durch das Goethe-Institut und das Erreichen eines Mindestniveaus gelegt, mit dem die Anfangsverständigung in Deutschland möglich ist.
Bevor die Auszubildenden nach Deutschland kommen, muss ein rechtsgültiger Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden. Die Kosten für die Schulung, den Flug, die Fortbildung der Ausbilder und die Betreuung tragen die jeweiligen Firmen.

Nepalesen in die Region vermittelt

Seit einem Vierteljahr sind fünf junge nepalesische Männer im Rhein-Neckar-Kreis in Ausbildung, jeweils einer im Palatin, im Restaurant Golfclub Hohenhardter Hof und bei einem Modellbauer in Reilingen, zwei bei der Heidelberger Druckmaschinen AG. Brenneisen hatte sie nun dieser Tage zu einem Erfahrungsaustausch mit den Ausbildungsleitern und Vereinsvertretern eingeladen. Die jungen Männer berichteten strahlend und bereits mit guten Deutschkenntnissen von ihrem Glück, eine solche Ausbildung machen zu dürfen. Ausbilder und Arbeitskollegen seien außerordentlich freundlich, sie könnten nachfragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, manches Mal helfe auch Englisch. John, der Koch werden will, staunt über die Vielfalt der Gerichte und die unterschiedlichen Tätigkeiten, die es in der Küche gibt. Ähnliches erzählt Nirman, der „Restaurant- und Veranstaltungsfachkraft“ lernt. Er staunt über die Vielfalt der Tätigkeiten, da neben dem Restaurant auch Veranstaltungen organisiert werden und es sogar einen Barbetrieb gäbe.
Ein Teil der jungen Männer besucht schon die Berufsschule, andere warten auf den Blockunterricht. Neu für sie ist, dass Schüler nachfragen können, wenn sie etwas nicht verstanden haben oder das Fingerstrecken“. In ihrem Heimatland ruft der Lehrer willkürlich jemanden auf, was sie jetzt im Vergleich weniger gut finden. Sie sind alle sehr zufrieden mit ihrer Situation und haben außer mit dem ungewohnten Essen und der Sprache keine Probleme. Ob sie nach ihrer Ausbildung bleiben werden, haben sie noch nicht überlegt, zwei von ihnen können sich auf jeden Fall vorstellen, hier noch den Meister zu machen, einer sogar einmal selbst ein Restaurant zu betreiben.

Positives Feedback

Auch von den Ausbildern, die besonders den Lerneifer der jungen Leute hervorhoben, war nur Positives zu hören. „Wenn ich ihm heute etwas erkläre, macht er es am nächsten Tag genauso“, erfährt man vom Modellbauer aus Reilingen. Rainer Haus von den Heidelberger Druckmaschinen meint: „Wir freuen uns, dass wir hier junge Ausländer mit großem Leistungswillen und sehr positiver Grundstimmung antreffen.“ So gute Erfahrungen mache er bei deutschen Auszubildenden nicht immer. Er hoffe sehr, dass sie langfristig bei der Firma bleiben und vielleicht auch im Service-Bereich im Ausland tätig werden. Immerhin koste eine Ausbildung über 100.000 Euro.
Dabei darf man nicht vergessen, dass es für die jungen Männer nicht einfach ist, sich in einem ganz anderen Kulturkreis einzuleben. Außerdem müssen sie mit dem Lehrlingsgehalt von rund 1000 Euro ihre Unterkunft und den Lebensunterhalt bestreiten und sie werden wegen der hohen Flugkosten in den nächsten drei Jahren ihre Eltern, Geschwister und Freunde zu Hause nicht besuchen können. Man kann nur hoffen, dass sie im Kollegenkreis freundlich aufgenommen werden und in den örtlichen Vereinen Anschluss finden. Im Übrigen treten dieser Tage zwei Nepalesinnen ihre Lehrstellen als Orthopädieschuhmacherinnen in einem Betrieb in Schriesheim an. (aot)

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