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Ganz in Weiß — die Geschichte eines schwarzen Abends und einer weisen Entscheidung. Das KUNST-Stück – mehr als nur gelungen.

Wir spielen Yasmina Rezas preisgekrönte Kultkomödie: K U N S T Sa., 22. Nov. '25 / 20 Uhr – So., 23. Nov. '25 /18 Uhr – Sa., 29. Nov. '25...
Das Bild zeigt Serge und Ivan beim Betrachten des weißen Bildes.
Siehst Du die weißen Streifen auf Weis?Foto: Friedrich E. Becht

Wir spielen Yasmina Rezas preisgekrönte Kultkomödie: K U N S T
Sa., 22. Nov. '25 / 20 Uhr – So., 23. Nov. '25 /18 Uhr – Sa., 29. Nov. '25 / 20 Uhr – So., 30. Nov. '25 /18 Uhr
Theater im Bahnhof, Bahnhofstr. 2, Dielheim
Es ist eine Wohltat, abschalten und lachen zu können, besonders wenn der Grund eine scharfzüngige, aber pfiffige, leichte Komödie ist. Die Komödie KUNST der französisch-iranischen Autorin Yasmina Reza bietet genau das. Mit diesem Stück hat sie sich in die erste Liga der weltweit gespielten Theaterautorinnen katapultiert. Ihr Stück ist eine Satire über drei Freunde, die in einem unerwarteten Streit mit Worthülsen nur so um sich werfen. Inzwischen gilt „Kunst“ als Dauerbrenner.

Das Theater im Bahnhof in Dielheim hat die Inszenierung des weltweit erfolgreichen Stoffes als Herausforderung angenommen und hat es uns leicht gemacht, die Geschichte zu genießen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Serge, der ein teures, 80 mal 120 cm hohes weißes Bild mit weißen Streifen gekauft hat. Während er es für Kunst hält, hält sein Freund Marc es für unverschämt und für Freundschaft zersetzend. Dieser Meinungsunterschied entfacht einen hitzigen Streit zwischen den beiden Freunden. Yvan, der Dritte im Bunde, versucht vergeblich zu vermitteln, obwohl er mit der Planung seiner Hochzeit alle Hände voll zu tun hat. Marc wiederum ärgert sich über Yvans fehlende eigene Meinung.

Die Produktion in Dielheim ist ein Erfolg! Friedrich E. Bechts Inszenierung hat die Spannungen innerhalb der Brüderschaft wunderbar eingefangen und die Unterschiede zwischen den drei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, deutlich gemacht. Becht hat ein tolles Händchen bewiesen: Die Besetzung hat die Charaktere perfekt verkörpert und das Spiel war flüssig und ohne Längen. Das Bühnenbild war der Hammer – ein knallrotes Sofa, umgeben von quaderförmigen Sitzgelegenheiten in Weiß und Blau, alles eingerahmt von großen leeren Aluminiumrahmen und einer Betonwand im Hintergrund. Das Farbschema, die französischen Nationalfarben, hat die Geschichte voller Wut, Hass, Geld, Liebe und Freundschaft perfekt unterstützt.

In der Mitte des Streits steht ein weißes Gemälde, das immer wieder für neue Rangeleien und Reibungen sorgt. Michael Stier war einfach großartig als Marc, der enttäuschte und verstörte Freund, der keine Gelegenheit auslässt, Serge zu provozieren und aus der Reserve zu locken. Edgar Sauer hat Serge als feinen und authentischen Kunst-Ästhet brillant gespielt und als Gekränkter bissig agiert. Wille Mann als Yvan hat mit seinen witzigen und ergreifenden Momenten für die komischen Höhepunkte des Stücks und die zum Lachen reizenden Pointen gesorgt. Alle drei sind echte Urgesteine der Bühne im Bahnhof. In der Premiere wurde deutlich, wie ein fordernder, komplexer Text für akzentuiert sprechende, aber erfahrene Amateurschauspieler gelingen kann.

In diesem charmanten Drei-Personen-Stück verwandeln sich selbst die unscheinbarsten Gespräche der Charaktere schnell in lebhafte und intelligent geführte Auseinandersetzungen. Die Männer liefern sich humorvolle und absurde Streitereien, die für viele amüsante Momente sorgen. Das Stück ist ein kurzweiliges und komödiantisches Erlebnis, das von cleveren Dialogen und Situationskomik lebt, aber auch eine gewisse Tiefe besitzt. Roland Laiers Lichtdesign trägt maßgeblich zum Stück bei: Das Hauptlicht ist differenziert und plastisch, während akzentuierende Lichtinseln bei den Monologen und der langanhaltende Spot am Schluss den Kern des Spiels, das weiße Bild, dramatisch hervorheben. All das fügt sich nahtlos in den Spielfluss ein, ohne ihn zu unterbrechen.

In Momenten der Hilflosigkeit und Verzweiflung bringt das Stück eine willkommene Leichtigkeit. Wenn Serge und Marc sich gefährlich nahekommen, wirkt die Szene etwas slapstickhaft, vielleicht aber auch absichtlich komisch. Die Regie beherrscht die Kunst, dramatische Momente mit Szenen voller Einsicht und Verlegenheit zu verbinden, was dem Zuschauer die Möglichkeit zum kurzen Durchatmen gibt. Dies wird besonders deutlich in den mit eigenem Licht strukturierten Szenen der inneren Monologe. Sie trennen nicht, sondern schaffen wohltuende Inseln, die dem Verständnis des Stücks, wie von der Autorin vorgesehen, dienen. Ausrutscher gab es nicht, abgesehen von minimalen Längen, die, wie „KUNST“ zeigt, letztlich nur subjektiv sind. Bravo!

Dieses wirklich sehenswerte Stück wird an den nächsten beiden Wochenenden jeweils samstags und sonntags gezeigt. Wer dabei ist, wird mit einem breiten Lächeln nach Hause gehen.

t.m.l.

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Mitteilungsblatt der Gemeinde Dielheim
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Ausgabe 47/2025
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