Der Rechtsanspruch auf eine Ganztagesbetreuung in der Grundschule kommt ab dem kommenden Schuljahr. An der Friedrich Schiller Gemeinschaftsschule wird deshalb eine Ganztagesschule in Wahlform eingeführt. Gleichzeitig soll das bisherige kommunale Betreuungsangebot weiterhin angeboten werden, wie der Gemeinderat mehrheitlich entschied.
Eigentlich hatten die Schule und die Stadtverwaltung die Idee, zukünftig nur noch am frühen Morgen und am späteren Nachmittag eine kostenpflichtige kommunale Betreuung anzubieten. Der restliche Tag (Montag bis Donnerstag) zwischen 7.30 Uhr und 15.30 Uhr sollte über die Ganztagesschule laufen. Wohlgemerkt können sich Eltern jeweils am Schuljahresbeginn dafür entscheiden, ob das Kind das Ganztagesangebot, das dann die Eltern nichts zusätzlich kostet, annimmt oder nicht. Wer möchte, dass das Kind am Nachmittag zuhause ist, kann sich auch dafür entscheiden.
CDU und Freie Wähler finden Mehrheit für ihren Antrag
Im Gemeinderat gab es jedoch Bedenken, gegen die vorgeschlagene Lösung. Am vergangenen Samstag ging überraschend eine E-Mail auf dem Rathaus mit einem Antrag der Freien Wählervereinigung und der CDU ein. Darin fordern die beiden großen Fraktionen des Gemeinderates sowohl die Einführung der Ganztagesschule als auch die Beibehaltung des Modells der kommunalen Ganztagesbetreuung, was unterm Strich etwas teurer ist. Nichtsdestotrotz wurde der Antrag mit den Stimmen der CDU, der Freien Wählervereinigung und der beiden Stadträte von „Wir für Eislingen“ angenommen. SPD, die Demokratische Mitte und die Grünen stimmten gegen den Antrag und kritisierten, dass damit Doppelstrukturen geschaffen würden.
Man sei nicht gegen die Einführung der Ganztagesschule, betonten Vertreter der antragstellenden Fraktionen wiederholt. Beim vorgeschlagenen Modell der Verwaltung hätten die Eltern aber aus Sicht der Antragsteller zu wenig Wahlmöglichkeiten. Wer das Ganztagesangebot ausschlage, gehe beim Vorschlag der Stadtverwaltung leer aus, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Jörg Autenrieth. Und es werde mit der Beibehaltung des kommunalen Betreuungsangebots nichts vergeben. Sollte die Ganztagesschule stark nachgefragt werden, würden sich kaum noch Kinder für die kommunale Betreuung entscheiden. Sollte es so kommen, könne immer noch darüber nachgedacht werden, die kommunale Betreuung auslaufen zu lassen.
Dass die Ganztagesschule jedoch nicht alle Eltern begeistert, zeigen die Erfahrungen der Silcherschule, wo die Ganztagesschule bereits eingeführt wurde. Dort hat sich rund die Hälfte der Schüler für das Angebot angemeldet, berichtete der Rektor Andreas Eiglmaier im Gemeinderat.
Nicht alle Eltern wollen die Ganztagesschule
Vor der Abstimmung warb die Rektorin der Schillerschule, Claudia Frey, für die Ganztagesschule. „Der Ganztag bietet den Kindern mehr Zeit, sich zu entwickeln“, erklärte sie. Wohlgemerkt werde in der Ganztagesschule nicht nur unterrichtet. Es gebe viele Angebote über die Schulfächer hinaus. „Wir hoffen auf Kooperationspartner“, sagte Frey. Dass vielen Kindern mehr Zeit in der Schule gut täte, daraus machte die Rektorin kein Geheimnis. Die Schillerschule erhalte nicht ohne Grund die besondere Förderung als eine sogenannte Startchancenschule. 44 Prozent der Kinder in der Grundschule und 57 Prozent der Kinder in der Sekundarstufe hätten einen Migrationshintergrund.
Während der Lernzeit am Nachmittag könnten schwache Schüler gefördert und gute Schüler gefordert werden. Neben den Lehrern stünden den Schülern an der Ganztagesschule auch Freiwilligendienstleistende, Pädagogische Assistenten und Schulsozialarbeiter zur Seite. Und vielleicht sei es irgendwann sogar möglich, einen Therapeuten einzustellen. „Wir träumen groß“, so Frey.
Mit dem nun beschlossenen Antrag muss ein neues Konzept ausgearbeitet werden, das auch die genauen Kosten unter die Lupe nimmt. Während die Eltern damit viele Wahlmöglichkeiten erhalten, setzt die Umsetzung der vielen individuellen Lösungen die Schule unter Druck. „Das wäre organisatorisch der Overkill“, sagte die Rektorin Frey vor der Beschlussfassung über die kurz danach beschlossene Beibehaltung der kommunalen Betreuung zusätzlich zur Ganztagesschule. bra