Mozart hält Menschen in Bewegung

Gartenkonzert der Schwetzinger Mozartgesellschaft

Einen lauen Sommerabend mit Freilicht-Bühne, Musik und Vogelgezwitscher hätten sich die Besucher des Gartenkonzertes gewünscht ... Doch es kam anders.
Das Nerida-Quartett und Nikolaus Friedrich beim Schlussapplaus.
Das Nerida-Quartett und Nikolaus Friedrich beim Schlussapplaus.Foto: Angelika Bergmann-Scherer

Einen lauen Sommerabend mit Freilicht-Bühne, Musik und Vogelgezwitscher hätten sich die Besucher des Gartenkonzertes der Mozartgesellschaft vor dem Minerva-Tempel gewünscht.

Doch es kam leider anders: Es regnete und die Veranstaltung musste in den Mozartsaal verlegt werden. Die Verantwortlichen, die Geschäftsführerin Katharina Simmert und der Künstlerische Leiter Nikolaus Friedrich fiel die Entscheidung nicht leicht, doch am Ende waren sich alle einig: Es war richtig und hat die Qualität der Musik und den Hörgenuss hervorgehoben.

Zeitreise musikalisch

Das Nerida Quartett in Zusammenarbeit mit dem Klarinettisten Nikolaus Friedrich stellte das Konzert unter dem Geburtstags-Motto: Gartenkonzert ... wie vor 50 Jahren. Auch wenn das Programm in Anlehnung an das erste Konzert der Mozartgesellschaft ausgewählt war, konnte man schnell hören: Die Vortragsweise hat sich weiterentwickelt, trotz derselben Partituren. Das Programm startete wie damals mit dem Streichquartett D-Dur op. 64/5, genannt das „Lerchenquartett“. Mit Herz und Feuer spielten sie die innig-verhaltenen Passagen ebenso wie die forciert-virtuosen Partien. Im Adagio klang die erste Violine, gespielt von Jeffrey Armstrong, als würde sie singen. Sie erhebt sich mit der Melodieführung, die Begleitung ist sanft, mit fast tragischen Momenten, aber durch die gewollt verhaltene Vortragsweise bieten sich Momente der Stille. Dagegen wird das muntere Menuett fast zur Aufforderung zum Tanz. Das virtuose Tempo wird im Final-Satz beibehalten.

Ausdruckskraft

Bei Mozarts „Preußischem Quatett“ D-Dur KV 575 übernimmt Saskia Niehl die erste Violine. Die Ausdruckskraft und Authentizität ihrer Spielweise belegen den aufsteigenden Erfolg des Ensembles und die vielfältigen Preise, die das Quartett seit seiner Gründung im Jahr 2018 und in der jetzigen Zusammensetzung seit drei Jahren bekam. Abwechselnd heben sich die Musiker und Instrumente wie Grace Lehan an der Viola oder Nadja Reich an dem Violoncello hervor und kosten die vollen Möglichkeiten aus Mozarts unerschöpflicher Musik und dem intensiven Zugsamenspiel aus. Sachte unisono beginnt das Andante, seine bezaubernde Schönheit legt sich friedvoll über die Zuhörer. Die Ausschmückungen der einzelnen Instrumente halten das Voraussehbare lebendig. Das eigenwillige Menuett mit seinen filigranen Parts lässt aufhorchen, das in eine stark vom Cello geführte Melodie mit Mozart'schem Erkennungswert übergeht. Der letzte Satz mutet an wie eine thematische Zusammenfassung der vorhergehenden Sätze.

Hoch-virtuoses Spiel

Zum Klarinettenquintett A-Dur KV 581, dem „Stadler-Quintett“, gesellt sich der ehemalige Solo-Klarinettist des Mannheimer Nationaltheaters hinzu. Das heiter-konzertante und hoch-virtuose Spiel seiner Bassett-Klarinette lässt die innere Stimme mitsingen. Und das fließende Miteinander der Musiker in den Themenwiederholungen, die zum nächsten Abschnitt überleiten, sind nachvollziehbar. Sehnsuchtsvoll vorantastend erklingt die Klarinette im Larghetto, die 1. Violine antwortet ihr. Zurückgenommene Momente unterstreichen die Schönheit dieser Musik. Darauf verständlich eine Atempause, bevor das Menuett mit seinen beiden Trios in flüssigem Tempo beginnt. Variantenreich im ¾ Takt oder mit überraschenden tiefen Tönen der Klarinette. Die Variationen im Abschluss-Allegretto erhalten die Spannung bis zum Schluss!

Wie vor 50 Jahren? Das Quartett hat die Musik in die heutige Zeit transportiert! Als Zugabe spielte das Quintett noch die Arie „Io non chiedo“ KV316, eine Arie, die Mozart für Aloysia Weber im Jahre 1779 schrieb auf seiner Reise über Mannheim und Paris nach München, wo sie uraufgeführt wurde. Als Klarinettenquintett wurde sie von Benjamin Helmer 2024 transformiert. Die Familie Porten, aus Landau extra für das Konzert in den Schwertzinger Schlossgarten angereist, war begeistert und Sohn Leonhard, der Klavier spielt und Beethoven liebt, sagte, er sei begeistert von der Lebendigkeit und Melodiosität in Mozarts Musik. (aw)

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
31.07.2025
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