Frau Eschler, Herr Weber, nach teilweise turbulenten Jahren auf dem Energiemarkt scheint aktuell eine Entspannung eingetreten zu sein. Teilen Sie diesen Eindruck?
Kerstin Eschler: Von außen sieht das sicherlich so aus, da die Börsenpreise gefallen sind im Vergleich zur Hochphase der Energiekrise aufgrund des russischen Angriffskriegs. Aber: Wir sehen starke Schwankungen in den Märkten. Das liegt auch an der Situation der Gasspeicher, die in den vergangenen Monaten stark in Anspruch genommen worden sind und beinahe leer waren am Ende des Winters.
Benjamin Weber: Die Preisfindung an den Märkten ist ein globales, geopolitisches Thema. Daher muss man auch die Situation in den USA im Auge behalten. Sprich: Welche Auswirkungen wird die Zoll-Politik haben? Denn wenn die Nachfrage nach Produkten zurückgeht, wird auch die Produktion zurückgefahren. Somit wird auch weniger Energie nachgefragt.
Welche positiven Entwicklungen sehen Sie generell im Gasmarkt und wie profitieren die GVP-Kunden davon?
Eschler: Die oben erwähnten Punkte betreffen letztlich die Börsenpreise. Für den Preis, den am Ende die Kunden bezahlen, kommen aber noch politische Einflüsse mit ins Spiel: Also Umlagen, Abgaben und Steuern wie die CO2-Bepreisung oder die Netzentgelte. Hier wird interessant sein zu sehen, wie sich die neue Bundesregierung in diesem Feld positioniert.
Weber: Unser Anspruch als GVP ist klar: Wir wollen nachhaltig und bezahlbar sein. Wir gehen davon aus, dass auch die neue Regierung auf erneuerbare Gase, Biogase und Wasserstoff setzen wird. Gas hat nämlich nach wie vor einen großen Anteil an unserer Energieversorgung – und wenn es gelingt, entsprechende Gase von den Belastungen der CO2-Bepreisung auszuschließen, würden hiervon auch die Kunden enorm profitieren.
Für den Kunden zählen neben attraktiven Preisen vor allem auch Sicherheit und Zuverlässigkeit. Wie ist die GVP hier aufgestellt?
Eschler: Versorgungssicherheit, Zuverlässigkeit und natürlich auch ein exzellenter Kundenservice stehen für uns an oberster Stelle. Wir sind tatsächlich sehr gut durch die Energiekrise gekommen und mussten zu keiner Zeit eine Gasmangellage ausrufen.
Welche Vorteile sehen Sie in der Nutzung von Gas im Vergleich zu anderen Energiequellen wie Solar- und Windenergie?
Weber: Sonne und Wind stehen nicht jederzeit zuverlässig zur Verfügung. Um also flexibel zu sein und Redundanzen für die erneuerbaren Energien vorhalten zu können, sind Gaskraftwerke von enormer Bedeutung. Denn diese können sehr schnell anspringen und liefern somit auch einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung unserer Netze.
Gas muss nicht zwingend Erdgas sein: Es gibt zahlreiche Alternativen wie Biomethan, Synthesegase oder Wasserstoff. Wie bewertet die GVP den Einsatz dieser Alternativen?
Weber: Das Ziel muss in unseren Augen sein, Energie bezahlbar zu halten und gleichzeitig die Klimaziele nicht aus den Augen zu verlieren. Um das zu erreichen, sind die erwähnten Alternativen höchst interessant. Im Übrigen auch, um die Versorgungskapazitäten im Land aufrechtzuerhalten. Man denke beispielsweise an den Kohleausstieg, der in wenigen Jahren kommen soll. Da ist es beruhigend, im Hinterkopf zu wissen, dass es Gaskraftwerke gibt, die eben auch mit den genannten dekarbonisierten Gasen betrieben werden können.
Eschler: Auch für Privatkunden könnte die Nachfrage nach entsprechenden Gasen in den kommenden Jahren steigen. Selbstverständlich werden wir dann auf die entsprechenden Wünsche auch eingehen. Die Gasheizung ist in unseren Augen also noch viele Jahre sehr attraktiv.
Kann in den bislang verbauten Netzen einfach so Wasserstoff fließen?
Eschler: Ja. Die GVP hat zudem den großen Vorteil, dass unser Gasnetz in den überwiegenden Bereichen recht jung ist und daher entsprechend wartungsarm. Somit haben wir glücklicherweise nicht die Situation, in unser Netz große Summen investieren zu müssen. Gerade mit Blick auf eine etwaige Umstellung auf Wasserstoff oder aber eine Beimischung von Wasserstoff sind wir folglich sehr gut für die Zukunft gerüstet.
Die Energielandschaft verändert sich, sie wird kleinteiliger werden und stärker auf regionale Gegebenheiten und Ressourcen zugeschnitten sein – beispielsweise mit Nahwärmekonzepten. Gewinnen in dieser neuen, dezentralen Energiewelt regionale Versorger wie die GVP eine zentrale Bedeutung?
Weber: Absolut, im Übrigen auch deshalb, weil wir für den Aufbau eines entsprechenden Nahwärmenetzes in Frage kommen und wir zudem ein wichtiger Partner sind, um Backup-Lösungen anzubieten, sollte ein Nahwärmenetz einmal ausfallen. Es gibt ja beispielsweise Kommunen, die große Firmen angesiedelt haben, deren Abwärme in ein entsprechendes Wärmenetz fließen kann. Was passiert aber, wenn diese Firmen als Wärmelieferant ausfallen, wenn auch nur temporär? Es ist extrem wichtig, hier Redundanzen anzubieten. Und ein Gasnetz ist hierfür optimal geeignet.
Eschler: Wichtig für den Aufbau eines Wärmenetzes ist dabei vor allem auch die Wirtschaftlichkeit: für uns als Energieversorger ebenso wie für die Kunden. Denn am Ende muss ein Wärmepreis stehen, den die Kunden bereit sind, zu bezahlen.
Viele Bürger heizen zudem noch immer mit Öl.
Weber: Das stimmt, wobei wir davon ausgehen, dass der Anteil der Ölheizungsnutzer in den kommenden Jahren deutlich nach unten gehen wird. Dies liegt zum einen daran, dass viele Ölheizungen deutlich in die Jahre gekommen sind und ohnehin erneuert werden müssen. Zum anderen wird die CO2-Bepreisung den Ölpreis noch mehr belasten als beim Erdgas.
Eschler: Es ist daher naheliegend, seine alte Ölheizung durch eine Gasheizung auszutauschen. Denn die Infrastruktur im Haus kann weitestgehend dieselbe bleiben, man spart sich aber die Tanks für das Öl im Keller. Gas ist hier die deutlich sauberere Alternative.
Die GVP ist in der Region auch für ihre Unterstützung lokaler Vereine und Events bekannt. Wie wichtig ist Ihnen dieses soziale Engagement?
Weber: Gesellschaftliches Engagement in Kombination mit Bürger- und Kundennähe ist sicherlich das, was die GVP über ihre Funktion als Energieversorger hinaus ausmacht. Die Regionalität und das Verwurzelt-sein vor Ort ist eine unserer Stärken. Daraus resultiert ein großes Interesse, uns lokal einzubringen und Vereine sowie Institutionen zu unterstützen.
Eschler: Wir sehen auch deutlich: Wenn man vor Ort ist bei den Events, die wir als GVP unterstützen, dann hilft uns dies auch für unsere tägliche Arbeit, weil man immer mit Kunden ins Gespräch kommt und neue Anregungen mitnimmt. Für uns sind die Erfahrungen daher immer sehr wertvoll und das ist auch mit ein Grund, weshalb wir unser Engagement gerne breit streuen: von den Klosterkonzerten in Maulbronn beispielsweise bis hin zur Kinder-Turn-Bundesliga beim KTV Straubenhardt.
Zur Info: Die Gasversorgung Pforzheim Land (GVP) ist ein Netzbetreiber und Energieversorger im baden-württembergischen Enzkreis sowie dem Landkreis Calw, die die Stadt Pforzheim umgeben. Als 1995 gegründetes Tochterunternehmen der Stadtwerke Pforzheim (SWP) hat die eigenständig auftretende GVP mit den SWP einen starken regionalen Partner an ihrer Seite. Aus dieser engen Verflechtung entsteht ein hohes Maß an Synergie, von der vor allem die Menschen in der Region profitieren.