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Kommunalpolitik

Gedanken zum Tag der Deutschen Einheit

Der 3. Oktober ist seit nunmehr 35 Jahren der Tag, der uns Deutsche zusammenführen und daran erinnern soll, wie wertvoll Frieden, Freiheit und Demokratie...
Kalenderblatt 3. Oktober 2025 mit Notizen zu Respekt, Frieden, solidarisches Miteinander, Freiheit und Vielfalt
Was haben Sie sich vorgemerkt?Foto: Beatrice Richter-Beck

Der 3. Oktober ist seit nunmehr 35 Jahren der Tag, der uns Deutsche zusammenführen und daran erinnern soll, wie wertvoll Frieden, Freiheit und Demokratie sind. Aber auch für mich persönlich ist dieser Tag immer etwas ganz Besonderes: Ich stamme aus einer Familie, die sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik ihre Wurzeln hat. Ich weiß daher, wie unterschiedlich das Leben in beiden Teilen Deutschlands gewesen ist – und welche Hoffnungen, aber auch Enttäuschungen mit dem Begriff „Einheit“ verbunden sein können.

Einheit war in der DDR gleichbedeutend mit Meinungseinheit. Wer anders dachte und dies – selbst im familiären oder Freundeskreis – auch äußerte, musste mit staatlichen Konsequenzen rechnen. Umso dankbarer bin ich, dass Einheit für uns, in Ost und West, heute eine viel weiter gefasste Bedeutung hat: Verschiedenheit aushalten und trotzdem zusammengehören – vielfältige Meinungen und offene Worte äußern zu können, ohne Repressalien „von oben“ befürchten zu müssen. Inwieweit wir mit unserer „Einheit“ am 35. Jahrestag der Wiedervereinigung erfolgreich sind, mag sich dennoch jede/r selbst beantworten.

Einen besonderen Moment der Einigkeit habe ich vergangene Woche bei der Amtseinsetzungsfeier unserer neuen Bürgermeisterin erlebt. Viele Ebersbacherinnen und Ebersbacher waren gekommen – aus Vereinen, Feuerwehr, Sozialdiensten, Kirchen, Schulen, Politik oder einfach als interessierte Bürgerinnen und Bürger. Neben vielen warmen Worten und ungeplanter Programmumstellung gab es, fast am Ende der Feier, diesen kleinen besonderen Moment, der die Anwesenden durch Einigkeit in der Freude über ein wunderbar berührendes Chorerlebnis verband. In jenem Moment war es völlig gleichgültig, welche Parteibücher, welche Meinungen oder welche Lebensgeschichten die Menschen mitgebracht hatten.

Solche Augenblicke zeigen: Einheit lebt nicht von Staatsakten oder politischen Beschlüssen allein. Sie wächst dort, wo Menschen einander zuhören, lachen, singen, miteinander sprechen – und wo Respekt vor Verschiedenheit steht, auch in strittigen Debatten.

Unserem grünen Ortsverband ist es ein Herzensanliegen, dass wir dieses Verständnis von Einheit in unserer Stadt pflegen. Wir brauchen den Dialog zwischen Jung und Alt, zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen, zwischen den unterschiedlichsten Stimmen, die unsere Stadtgesellschaft ausmachen. Nur wenn wir diese Vielfalt wertschätzen, kann wirklich Einheit entstehen.

Einheit bedeutet für mich auch Verantwortung – füreinander und für die Zukunft unserer Stadt. Dazu gehört, dass wir unsere Gemeinschaft nachhaltig gestalten: im sozialen Miteinander, im verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen und im Bewusstsein, dass wir nur gemeinsam die Herausforderungen von morgen meistern können.

Am Tag der Deutschen Einheit blicken wir zurück auf eine entscheidende Weichenstellung unseres Landes: Was ist von der großen Euphorie und dem ungläubigen Staunen darüber, was 1989 möglich wurde, geblieben? Wo werden wir in zehn Jahren stehen, wenn Gesamtdeutschland genauso alt sein wird, wie es die DDR damals war: Was wollen wir als Gesellschaft bis dahin zusammen erreichen? Wie gestalten wir unser Zusammenleben, damit es gerecht, solidarisch und zukunftsfähig bleibt?

Für mich ganz klar: Indem wir das Verbindende über das Trennende stellen. Indem wir Demokratie im Kleinen leben. Indem wir Ebersbach zu einer Stadt machen, in der Einheit kein Zwang ist – sondern Freude an Vielfalt und Verantwortung für das Morgen.

Beatrice Richter-Beck
für den Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen

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Weiterführend zu diesem Thema leiten wir gerne die Einladung unseres Grünen Kreisverbands weiter:

„Die Demokratie steht unter Druck – durch Rechtsextremismus, Desinformation und gezielte Angriffe auf unsere offene Gesellschaft. Wie wir dem begegnen können, wollen wir gemeinsam diskutieren – mit Oliver Hildenbrand, MdL für den Stuttgarter Norden und Sprecher für Innen- und Queerpolitik der Grünen Landtagsfraktion, sowie mit unserer Landtagskandidatin im Wahlkreis Göppingen, Dr. Mariska Ott.

Am Montag, dem 13. Oktober 2025, laden wir herzlich ein zum Gesprächsabend

„Wehrhafte Demokratie – für Freiheit und Sicherheit“
in den Märklin-Saal der Stadthalle Göppingen
Beginn ist um 19.00 Uhr.
Für Snacks und Getränke ist gesorgt.

Im Mittelpunkt stehen die Fragen: Wie schützen wir unsere Verfassung und unsere freiheitlichen Werte? Wie begegnen wir der zunehmenden Verbreitung von Fake News? Und wie können wir unsere Demokratie stärken, auch in Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung?

Wir freuen uns auf eure Teilnahme, eine lebendige Diskussion und den gemeinsamen Austausch.

Erscheinung
Ebersbacher Stadtblatt
NUSSBAUM+
Ausgabe 40/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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