Am Sonntag, dem 26. Januar 2025, fand bei der Ludwig-Marum-Säule in Kislau ein Gedenken mit Lichter-Mahnwache statt. Ca. 150 Menschen fanden sich zusammen, um der KZ-Befreiung in Auschwitz an diesem besonderen Ort zu gedenken. Das Aktionsbündnis ZEICHEN SETZEN in Bad Schönborn organisierte diese denkwürdige Veranstaltung. Ludwig Marum wurde 1933 im KZ Kislau von SS-Leuten ermordet.
Bad Schönborns Bürgermeister Huge eröffnete die Veranstaltung mit einer beeindruckenden Rede. Er erinnerte an die dunklen Zeiten von Mord und Terror, Ausgrenzung und Vernichtung, die in unserem Land unvorstellbare Ausmaße annahmen. Aus diesen schrecklichen Zeiten zu lernen, erlaubt uns eine lebendige Demokratie, die es leider auch den Feinden von demokratischer Gesinnung ermöglicht, Rassismus, Ausgrenzung und Hass zu verbreiten. Die evangelische Theologin und Pfarrerin Luise Helm verwies auf den christlichen Gedanken der Toleranz, Nächstenliebe und Schutz für Bedürftige. Dazu gehören auch Flüchtlinge, die wegen Krieg, Hunger und Umweltkatastrophen zu uns kommen.
Artikel 1 unseres Grundgesetzes sagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Jeder Mensch ist wertvoll. Artikel 1 schützt den Menschen in seiner Würde. Würde bedeutet: Alle Menschen haben einen Wert. Die grauenvolle Hetze gegen Menschen jüdischen Glaubens sollte uns wachsam gegen die Feinde der Demokratie machen. Was sind das für Menschen, die Respekt und Achtung für andere nicht nur vermissen lassen, sondern aktiv rassistisch und ausgrenzend vorgehen?
Die Flüchtlingskrise bereitet nicht nur unserem Land Probleme, weil z. B. allein 2014 13,9 Millionen Menschen flüchteten. Seit 2014 sind im Mittelmeer über 30.000 Flüchtende ertrunken! Nach der Genfer Flüchtlingskonvention droht Flüchtlingen in ihren Heimatländern Verfolgung. Einige Länder machen ihre Grenzen „dicht“ und versuchen so, die Krise und damit das Elend der Menschen an andere weiterzugeben. Damit ist niemandem geholfen. In unserem Land sollte weiter die Rechtsstaatlichkeit die Menschen vor Willkür und Gewalt schützen. Das sind die Lehren aus Auschwitz!
Schon Ende der 50er Jahre kam es in Deutschland zu antisemitischen Äußerungen und Straftaten. Für T. W. Adorno (ein deutscher Philosoph, Soziologe, Musikphilosoph, Komponist und Pädagoge) folgte daraus und vor allem aus dem Grauen des Nationalsozialismus das Postulat: „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“ Ein Überlebender des Holocaust sagte bei der Gedenkfeier zur 80-jährigen Befreiung in Auschwitz: „Die Schulen müssen wieder mehr machen, weil das Erinnern uns vor Schlimmerem schützen kann. Und: Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“
Deutschland beruft sich häufig auf das Dublin III-Verfahren. Hier wird geregelt, dass Flüchtlinge ihren Antrag in dem Land der EU stellen müssen, in dem sie zuerst angekommen sind. Dadurch wurden Länder wie Italien und Griechenland benachteiligt und überfordert. Bürokratische Hemmnisse und lange Bearbeitungszeiten bei uns sind keine Gründe für rigoroses Vorgehen gegen Flüchtlinge und Asylbewerber. In den Sonntagsreden der Politiker wird oft von einer Gesellschaft der Achtung, Zugewandtheit, Wertschätzung und Vielfalt geredet. Dann sollten wir das auch so leben!
Wolfgang Rauch für die Grünen in Kronau