Aus den Rathäusern

Gedenkfeier am 8. Mai 2025 auf dem Ehrenfriedhof Donaueschingen-Allmendshofen anlässlich des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa vor 80 Jahren

Am Jahrestag des 80-jährigen Endes des Zweiten Weltkrieges fand auf dem Ehrenfriedhof in Allmendshofen auf Einladung des Landesverbands Baden-Württemberg...

Am Jahrestag des 80-jährigen Endes des Zweiten Weltkrieges fand auf dem Ehrenfriedhof in Allmendshofen auf Einladung des Landesverbands Baden-Württemberg im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (VdK) und der Stadt Donaueschingen eine Gedenkfeier statt.

Oberbürgermeister Erik Pauly und der Landesvorsitzende des VdK, Guido Wolf MdL begrüßten rund 100 Gäste, darunter den Ehrenvorsitzenden des VdK-Landesverbands Dr. Norbert Nothelfer, den Landtagsabgeordneten Niko Reith, die Bürgermeister der Nachbarkommunen Micha Bächle (Bräunlingen), Michael Schmitt (Brigachtal), Martin Numberger (Geisingen) und Patrick Haas (Hüfingen), Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillons 292 mit Oberstleutnant Thomas Beyer, eine Abordnung von Soldatinnen und Soldaten des Artilleriebataillons 295 aus Stetten am kalten Markt, 26 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10e der Realschule Donaueschingen mit ihrer Klassenlehrerin Marianne Markwardt, drei Schülerinnen und Schüler der Bläserklasse an der Realschule mit ihrem Lehrer Jürgen Gauger sowie Pfarrer Erich Loks und Pfarrerin Dagmar Kreider.

Oberbürgermeister Erik Pauly erinnerte, dass in Donaueschingen mit der Befreiung am 21. April 1945 der Krieg beendet war. Das lag daran, dass die Donaueschinger Bürger die Wehrmacht davon abgehalten hatten, weiterzukämpfen, und diese somit ohne Widerstand aufgab. Französische Truppen rückten in die Stadt ein, nachdem in der Nacht zuvor 32 Häuser im Stadtzentrum durch einen verheerenden Bombenangriff zerstört worden waren. Bereits zwei Monate zuvor, am 22. Februar 1945, kamen bei einem der schwersten Bombardements der Stadt 339 Menschen ums Leben. 38 Häuser wurden total zerstört, 53 Gebäude – darunter die evangelische Kirche – schwer beschädigt. Die Wasser- und Stromversorgung war unterbrochen, die Kanalisation teilweise zerstört, viele Straßen und Brücken vollständig demoliert. Auch Donaueschingen blieb nicht von den Folgen des Krieges verschont und erlebte, was es heißt, neu anzufangen – Trümmer zu beseitigen und mit den Erinnerungen an eine dunkle Zeit zu leben. (189 Einzelgebäude wurden vollständig zerstört, 1.069 teilzerstört oder beschädigt. Nur 117 Gebäude überstanden die Kriegsereignisse unversehrt.) Und doch sei der 8. Mai 1945 nicht nur ein Tag des Zusammenbruchs gewesen. Er war – wie der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker es 1985 formulierte – „ein Tag der Befreiung von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Diese Worte erinnern daran, dass Befreiung die Rückkehr zu Menschlichkeit, Recht und Freiheit bedeutete. Der 8. Mai war nicht nur ein Ende – er war ein Neuanfang.

Heute stehe die Stadt für Offenheit und Toleranz: „Wir schaffen Frieden durch Begegnung, Respekt und Vertrauen“, so Oberbürgermeister Erik Pauly. Dies zeige sich etwa durch das Europadiplom, das Donaueschingen 2014 erhielt. Die Antwort auf den 8. Mai 1945 müsse daher ein bewusstes Bekenntnis zur Menschlichkeit sein. Dennoch sei Krieg kein Kapitel der Vergangenheit, wie man aktuell in der Ukraine und im Nahen Osten sehen könne. Deshalb müsse die junge Generation das Erbe bewahren und den Frieden jeden Tag neu erringen, so Oberbürgermeister Erik Pauly.

Guido Wolf, Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender des Volksbunds, führte dieses Thema weiter: Man spüre an Gedenkstätten wie jener in Donaueschingen das Besondere der Erinnerung. Der Krieg sei noch ein Thema. Das zeige die Betroffenheit, die noch heute in den Familien herrsche.

Der Mittelpunkt der Veranstaltung sei aber insbesondere auch die Jugend und deren Wille, gelebte Friedensarbeit zu leisten. Daher werde die vom VdK geleistete praktische Friedensarbeit auch seit 70 Jahren mit einer eigenen Jugendarbeit im Volksbund ergänzt. Wenn junge Menschen verschiedener Nationen gemeinsam an den Gräbern ehemaliger Feinde arbeiten, Vorurteile abbauen und Freundschaften schließen, trüge der VdK zum Verständnis und Frieden in Europa entscheidend bei, so Guido Wolf.

Daher – so sein Appell– soll gemeinsam für ein friedliches und geeintes Europa eingetreten werden. Man müsse im Gespräch bleiben, dem anderen zuhören. Man dürfe nicht auf eine schiefe Ebene kommen, in der nur die eigenen Argumente von Wert sind oder Argumente so gar keine Rolle mehr spielen. Wenn nur noch Gefühl und Meinung zählen, sind auch erwachsene Demokratien anfällig. Das haben die letzten Monate gelehrt. Daher sei dieser 8. Mai ein Tag der Mahnung zum Frieden und ein Tag der Dankbarkeit.

Guido Wolf wies abschließend darauf hin, dass Erinnern für die Zukunft nicht rückwärtsgewandt sei. Im gemeinsamen Gedenken an die Kriegstoten und auch der Opfer der Bundeswehreinsätze wende man sich einer friedlichen Gegenwart und Zukunft zu. Der Volksbund habe dies in seinem Motto zusammengefasst: „Gemeinsam für den Frieden.“

Nach einem Musikstück der Bläserklasse riefen Schülerinnen und Schüler der Klasse 10e der Realschule mit Augenzeugenberichten die schlimmen Erinnerungen des 22. Februar 1945 ins Gedächtnis. Sie legten anschließend schwarze Bänder an den Gräbern der Gefallenen und Opfer nieder und erhoben selbst erstellte Schilder; darunter das Friedenssymbol, das Wort „Frieden“ in unterschiedlichen Sprachen, eine weiße Flagge sowie eine Waage und Kerzen waren zu sehen.

Nach der Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Erik Pauly und dem VdK-Landesvorsitzenden Guido Wolf folgte seitens Pfarrer Erick Loks von der katholischen Kirche und Pfarrerin Dagmar Kreider für die evangelische Kirche jeweils ein kirchlicher Impuls. Darin kam bei beiden die Dankbarkeit zum Ausdruck, heute in einem Land zu leben, in dem das Grundgesetz die Würde des Menschen zum obersten Ziel habe. Dies insbesondere und auch für alle Menschen und Religionen.

Am Ende der Gedenkfeier legten die Gäste weiße Nelken an den Gräbern nieder.

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Mitteilungsblatt der Stadt Donaueschingen
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Ausgabe 20/2025
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