Was im Geschichts- und Religionsunterricht in der Theorie behandelt worden war, konnten sich die Neuntklässler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) nun vor Ort anschauen: Im Rahmen des Themas „Nationalsozialismus“ unternahmen die rund 80 Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern eine Gedenkstättenfahrt nach Nürnberg und zum Konzentrationslager Flossenbürg, in dem Bonhoeffer ermordet worden war.
In Nürnberg besichtigte man mit einer Führung zunächst die historische Innenstadt, die sich bei strahlendem Sonnenschein von ihrer schönsten Seite zeigte. Bei einem Spieleabend im zentral in einer Burg gelegenen Jugendgästehaus kam viel gute Laune auf. Der nächste Tag wurde ernster, denn es ging aufs Reichsparteitagsgelände. Bei einem Besuch der Interimsausstellung „Nürnberg – Ort der Reichsparteitage. Inszenierung, Erlebnis und Gewalt“ im Dokumentationszentrum konnten die Schüler Dinge aus dem Unterricht wiedererkennen. Im Anschluss wurden alle von ausgezeichneten Fremdenführern über das weitläufige Reichsparteitagsgelände geführt: Man besichtigte die riesige, unvollendete Kongresshalle der Nazis, in der die Stadt Nürnberg derzeit eine Oper errichten will, danach gelangte man auf die „Große Straße“, die Nazi-Architekt Albert Speer als Paradestraße geplant hatte. Das Ende der Führung war die Zeppelintribüne, wo zur Zeit des Nationalsozialismus Masseninszenierungen des Reichsarbeitsdienstes, der Wehrmacht und der Funktionsträger der NSDAP stattgefunden hatten.
Bis an die tschechische Grenze fuhr die Schülergruppe am folgenden Tag, um im ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg den Todesort des Namenspatrons des Gymnasiums zu besichtigen. Kurz vor Kriegsende war der evangelische Pfarrer und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer am 9. April 1945, also vor 80 Jahren, auf Befehl Hitlers hingerichtet worden. Für nahezu alle Neuntklässler war dieser Ort besonders berührend, denn man konnte hier die Tragik der Ereignisse, die sich in diesem KZ abgespielt hatten, mit Händen greifen. Begleitet von sehr guten Museumspädagogen wurden die Jugendlichen über die Fläche des Lagers und zu den Plätzen geführt, an denen die Häftlinge – sowohl Juden als auch unzählige andere, den Nazis unliebsame Personen – erniedrigt, getötet und verbrannt worden waren. Dass so etwas nie wieder vorkommen darf und man aus der Geschichte lernen muss, darüber waren sich die Gymnasiasten nach dieser intensiven Fahrt alle einig.
Uta Fink