Serie Freiwasser Teil 3

Gefahren im Weingartener See

Beim Badespaß werden die Gefahren, die das Wasser bietet, oft unterschätzt. So auch am Weingartener See. Teil drei der Serie Freiwasser.
Sonja sitzt im seichten Wasser und genießt das Element
Das Wasser umspielt den KörperFoto: Sonja Cornelißen

Eine Mutter radelt mit ihren Kindern zum See. Je näher die Kinder an den See kommen, desto schneller werden sie. Später werden die drei Jungen, der jüngste im Kindergartenalter, alleine auf dem See treiben, in einem vermeintlich sicheren Boot. Was wäre, wenn das Boot kippt? Was wäre, wenn die Jungen sich um das Paddel streiten und eine Dynamik entsteht, bei der eines der Kinder über Bord ginge?

Die aufsichtshabende Mutter ist mit dem Rücken zum See mit ihrem Smartphone beschäftigt. Die Jungen im Boot geraten außer Sichtweite. Das Paddel fällt ins Wasser und befindet sich im Sinkflug zum Grund. Die Kinder wollen hinterher.

Diese Szene ist nicht erfunden. Die Mutter ist keine Rabenmutter. Sie weiß nur zu wenig über mögliche Gefahren: Was hilft wirklich, wenn ein Kind mitten auf dem See über Bord geht, nicht schwimmen kann und keiner in der Nähe ist? Eine Schwimmweste für jedes Kind wäre schon mal ein guter Anfang.

Der Grund kann schnell absinken

Der Bootsausflug der Jungen endet glimpflich. Glimpflich endete auch jugendlicher Übermut am Freitag, 2. Mai 2025. Der Brückentag nach dem Tag der Arbeit verwöhnt mit strahlendem Sonnenschein und lockt zum Auftakt an den Weingartener See. Am ersten Strand wirft sich eine Gruppe männlicher Jugendlicher, teilweise in Bekleidung, im seichten Wasser den Ball zu. Einer der Jugendlichen lehnt sich nach hinten, um den Ball zu fangen und verliert den Boden unter den Füßen. Wie schnell sinkt der Grund ab! Diese Erfahrung macht dieser Jugendliche, mutmaßlich Nichtschwimmer. Zuerst versucht er es wieder zurück in die Runde, doch schnell geht sein Bestreben dahin, überhaupt oben zu bleiben. Seine Gefährten kichern. Zum Glück befand sich eine erfahrene Schwimmlehrerin in der Nähe, die die Situation erkannte und den Jugendlichen die paar Meter mühelos aus dem Wasser zog. Die anderen Menschen am Strand – es war voll – hatten von dem Vorfall keine Notiz genommen.

Bei den hochschnellenden Zahlen der Ertrinkungsopfer in Deutschland handelt es sich in erster Linie um männliche Jugendliche und junge Männer. Selbstüberschätzung rächt sich gerade im Freiwasser. Das kühlere Wasser entzieht unserem Körper Wärme und damit Energie. Wer zum Förderband schwimmt, muss einrechnen, dass er noch die Kraft für den Rückweg braucht. Und wer die Kraft der Natur respektiert, wird mehr als belohnt.

„Wie Urlaub direkt vor der Haustür“

Sonja Cornelißen aus Weingarten erzählt weiter: „Ob ich nach Feierabend noch ein paar Bahnen schwimme, abends mit der Familie dort picknicke oder am Wochenende dort lese und entspanne – der See verbindet für mich Sport, Erholung und Gemeinschaft auf ganz besondere Weise. Es ist ein Ort, an dem Menschen jeden Alters zusammenkommen, sich begegnen und wohlfühlen. Für uns als Familie und für mich ganz persönlich ist der Baggersee ein echter Glücksort – ganz nah und immer ein bisschen wie Ferien.“

Bei wolkenverhangenem Himmel tummeln sich nur Wenige am Weingartener See. Einige der Wenigen kennen sich untereinander, sie haben diese gemeinsame Leidenschaft. Das gilt auch für Amanda, sie ist Schwimmerin. An Land hat sie Probleme mit dem Knie. „Im Wasser ist es normal.“ So ist es für viele Menschen mit Einschränkungen: Sie erleben im Wasser eine Leichtigkeit und Beweglichkeit, die an Land nicht möglich ist. Auch Schwangere werden beim Aufenthalt im Wasser entlastet. Die Hebamme Inga beobachtet: „Die Babys von Schwimmerinnen haben eine ganz andere Beweglichkeit. Das erleichtert auch die Geburt.“

Mit allen Sinnen am See

Um erschöpfte Nichtschwimmer in Ufernähe aus dem Wasser zu fischen, wäre eine Stange mit Rettungsring an jedem Strand hilfreich, für jeden Badegast erreichbar. Das könnte auch in Weingarten Standard werden. In europäischen Küstengebieten werden zudem bereits Drohnen eingesetzt. Die sind am schnellsten. Sie wären in Nullkommanix in der Seemitte und würden eine Auftriebshilfe abwerfen, an der sich ein Kind festhalten könnte. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Aber aufmerksame und vorbildgebende Eltern bilden den Königsweg für eine unbeschwerte Kindheit.

In der nächsten Folge der Serie Freiwasser wird erneut die gesundheitliche Wirkung samt geeigneter Schwimmtechnik thematisiert. Wer von den Lesern etwas zum Thema Freiwasser beitragen möchte – vielleicht auch eine eigene Geschichte – ist eingeladen, unter wellmer@web.de Kontakt aufzunehmen. (we)

Die weiteren Teile der Serie

Die Bedingungen im Freiwasser

Sicherheit am See

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
29.07.2025
Orte
Weingarten (Baden)
Kategorien
Panorama
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