Krisen, Krieg, Abgrenzungen und Hass kennzeichnen die alltäglichen Nachrichten in den traditionellen und noch mehr in den sozialen Medien. Das schürt Unsicherheiten und Angst. Gerade deshalb ist es von allergrößter Wichtigkeit, dem entgegenzuwirken durch Begegnungen und Verständigung.
Seit 1975 gibt bundesweit die „Interkulturelle Woche (IKW)“ Ende September, in der auch der „Tag des Flüchtlings“ liegt. Sie ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie – und sie wird breit unterstützt von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und vielen weiteren Organisationen. Gemeinsam mit bundesweit über 500 anderen Städten nimmt Schwetzingen teil an der Interkulturelle Woche unter dem Motto „Darfür!“ vom 22. Bis 27. September 2025. Schirmherr ist Oberbürgermeister Matthias Steffan. Beteiligt sind verschiedene Religionsgemeinschaften, die Diakonie und Caritas, das Café International, die Volkshochschule und diverse kommunale Abteilungen. Sie alle organisieren in dieser Woche an jedem Tag verschiedene interessante, unterhaltsam und spannende Veranstaltungen, um sich kennenzulernen und auszutauschen mit dem Ziel, Wege zum friedlichen Zusammenleben zu finden und zu gestalten.
Auftakt ist am Montag, den 22. September mit einem Vortrag über „Basiswissen Religion: Die fünf Säulen des Islam“ im Gustav-Adolf-Haus im Hirschacker, Marktplatz 28, am Nachmittag im 15 bis 17 Uhr. Am Dienstag, 23. September findet ein Workshop von 9 bis 14 Uhr im Josefshaus statt zu dem Thema „Junge Menschen auf der Flucht – Traumata verstehen und begleiten“. Der Workshop richtet sich an pädagogisch tätige Menschen sowie Mitarbeitenden in sozialen Bereichen, besonders solche, die mit Geflüchteten zu tun haben. Referentinnen sind Prof. Dr. Maren Bösel, Professorin für Soziale Arbeit an der SRH Hochschule Heidelberg und Lena Krug, Sozialarbeiterin (M.A.) Anmeldung erforderlich unter E-Mail: g.wurl@caritas-rhein-neckar.de Telefon: 06202 9314-46
– Ebenfalls am Dienstag präsentiert die Sinologin Dr. Marina Rudyak um 19 bis 20.30 Uhr in der Volkshochschule ihr Buch „Dialog mit dem Drachen – Wie uns stategische Empathie gegenüber China stärken kann“. Die Autorin ist Dozentin am Centrum für Asien- and Transkulturelle Studien (CATS) am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg und hat lange in China gelebt und gearbeitet.
Der Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes“ (BRD 2025) wird am Mittwoch um 19 Uhr in der Volkshochschule gezeigt. Im Anschluss zum Film berichten zwei Mitglieder von Sea-Eye e.V. von ihrer Vereinsarbeit und beantworten Fragen.
Eine traditionelle eritreische Kaffeezeremonie kann man am Donnerstag um 17 Uhr bis 18.45 Uhr im Café International am Schlossplatz erleben. Im Anschluss (ab 19:00 Uhr) kann man sich am multi-religiösen Friedensgebet in der Stadtkirche Schwetzingen beteiligen. Vor dem Friedensgebet läd Paul Hafner, Kantor des Evangelischen Kirchenbezirks, zu einem gemeinsamen Singen ab 18 Uhr in der evangelischen Stadtkirche ein. – Parallel dazu gibt es um 19 Uhr einen Vortrag zum Thema „Jeremoie Project Congo“ in der Volkshochschule. Am Freitag ist ein Kinderprogramm von 10 bis 14 Uhr mit Märchen und Malen zu „Unterwasserwelten“ im Xylon angesagt (Kursgebühr 22 €). Ab 15 Uhr findet dann das Fußballtournier „Nordstadt Cup“ für 10- bis 13-Jährige auf dem DFB-Platz in der Nordstadt statt. Anmeldung bis 19.9.25 an: patrick.uhrig@friedrichstift.de oder im Jugendzentrum „Go In“. Kolpingstr. 2; Tel. 06202-10408. Ebenfalls am Freitag wird in der Volkshochschule die Fotoausstellung „Gesichtslos - Frauen in der Prostitution“ von Hyp Yerlikaya um 18 Uhr eröffnet. Einführung Astrid Fehrenbach, Leiterin der Beratungsstelle Amalie.
Und am Samstag bildet ein großes Fest auf dem Kleinen Planken den Abschluss der interkulturellen Woche. Um 15.30 Uhr eröffnet Schirmherr OB Matthias Steffan das Fest. Um 17 Uhr führt das „Teatro Due Mondi“ aus Italien „Die neuen Abenteuer der Bremer Stadtmusikanten“ auf. Darüber hinaus gibt es Kinderschminken, Gesang und Tänze sowie Kulinarisches, unter anderem indisch-pakistanischen Snacks.
Alles in allem ein vielseitiges Programm, das bestimmt viele Menschen aus Schwetzingen und Umgebung ansprechen wird! Nähere Informationen findet man im Internet unter www.schwetzingen.de/ikw. (rw)
Interview mit Ulrike Keßler
Ulrike Keßler ist Theologin und Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt.
Schwetzinger Woche: Die diesjährige interkulturelle Woche steht unter dem Motto „Dafür!“ – Was bedeutet das für Sie?
Keßler: Dafür heißt Begegnung, Verständigung, Zusammensein, Integration. Es ist ein Wort gegen Abgrenzungen.
SW: Es gibt während der interkulturellen Woche ein vielfältiges Programm in Schwetzingen. Worauf freuen Sie sich besonders?
Keßler: Ich bin bei dem multireligiösen Friedensgebet dabei. Darauf freue ich mich sehr. Nichts ist wichtiger in unserer heutigen krisenbehafteten Zeit als für den Frieden zu beten. Es sind Vertreter der christlichen Kirchen dabei sowie der neue Imam Usama Saleem Janjua von der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde. Ich hätte mir nie vorstellen können und habe es mir doch gewünscht, eines Tages zusammen mit einem Imam vor einer multireligiösen Gemeinde den gemeinsamen Wunsch nach Frieden Gott gegenüber äußern zu dürfen. Ich freue mich darauf, mit Gläubigen, aber auch mit Nichtgläubigen ins Gespräch zu kommen.
SW: Können Sie Beispiele nennen, wie dieser Wunsch nach Frieden in verschiedenen Religionen, Kulturen geäußert wird?
Keßler: Am Ende eines christlichen Gottesdienstes heißt es immer „Gehet hin in Frieden.“ Das ist ernst gemeint. Die Muslime sagen „Salam“ am Anfang und Ende eines Gebets, und das bedeutet „Friede sei mit dir“. Und auf Hebräisch heißt Friede „Shalom“, ebenfalls ein reiner Friedensgruß.
SW: Ist Frieden das Ziel der interkulturellen Woche?
Keßler: Durch die zwischenmenschliche Begegnung erkennen wir, dass wir uns alle – unabhängig von Religion, Herkunft und übrigens auch sexueller Orientierung – nach Frieden sehnen. Wir haben tatsächlich etwas gemeinsam.
Die Fragen stellte Rita Weis.