7000 Euro

Gelebte Solidarität: Schwetzinger Kleiderstube spendet

Bei der Übergabe des letztjährigen Erlöses der „Schwetzinger Kleiderstube“ an die Stadt wurde das ehrenamtliche Engagement gewürdigt.
Eine Aufnahme von zwei Menschen zwischen Kleiderstangen.
In der „Schwetzinger Kleiderstube“ sind neben den gut sortierten Kleidungsstücken auch Schuhe im Angebot.Foto: ter

Auweia, das ist jetzt aber schon ein wenig der viel zitierte Ritt auf der Rasierklinge. Da wird zum einen die Presse von der Stadtverwaltung dazu eingeladen, bei der Übergabe des von der „Schwetzinger Kleiderstube“ in der Friedrichsfelder Straße 2 im vergangenen Jahr erzielten Erlöses in Höhe von 7.000 Euro an die Stadt zugegen zu sein und anschließend darüber in Wort und Bild zu berichten. Zum anderen wird der Berichterstatter dann aber vor Ort von jenen, die sich ehrenamtlich in der Kleiderstube einbringen, geradezu inständig darum gebeten, doch bitte nicht über das Monetäre zu berichten. Und zwar deshalb, weil nach den Berichterstattungen über die Übergaben der Erlöse in den Jahren zuvor, die sich auf 2.000 bis 3.000 Euro beliefen, prompt in die Kleiderstube eingebrochen worden sei.

Die Täter, mutmaßen nun die Ehrenamtlichen, hätten wohl gedacht, dass in der Kleiderstube dermaßen viel Umsatz gemacht wird, dass sich das Risiko eines Einbruchs durchaus bezahlt machen könnte. Weshalb nun unbedingt festzuhalten ist, dass die Missetäter im Schulunterricht im Fach Rechnen oft gefehlt haben dürften. Oder in anderen Worten: Einbrüche in die Kleiderstube machen sich mit Sicherheit nicht bezahlt.

Eröffnung der Kleiderstube

Das liebe Geld war auch der Grund, weshalb die Kleiderstube Anfang Juni 2025 eröffnet wurde. Denn es ist nun mal Fakt, dass es Menschen gibt, die manchmal oder sogar sehr oft am Ende des Geldes feststellen müssen, dass noch viel Monat übrig ist. Wenn dann dringend Kleidung benötigt werden sollte, ist guter Rat teuer. Dann kommt die Kleiderstube ins Spiel, denn hier können Bedürftige nicht nur, vor allem aber auch Kleidung aller Art günstig erwerben.

Dafür, dass in der Kleiderstube etwa in Sachen Koordination und Austausch der Saisonware alles so klappt, wie es zu klappen hat, sorgt ein ehrenamtliches Team von gut 30 Leuten. Seit der Eröffnung der Kleiderstube mit von der Partie ist beispielsweise Ingrid Litschka. Als Grund für ihren Einsatz nennt sie ganz bestimmte Geschehnisse im Jahr vor dieser Eröffnung.

2015 habe es nämlich die große Flüchtlingswelle gegeben, woraufhin sie und ein paar andere Frauen sich frei nach dem Motto „Die Leute brauchen Klamotten!“ organisiert hätten. Dementsprechend sei Kleidung aller Art gesammelt, „ganz unkonventionell sortiert“ und weitergegeben worden. „Mir taten“ blickt sie heute zurück, „die Leute, die geflüchtet sind, wahnsinnig leid und ich habe mir gedacht, ich kann hier nicht sitzen und in Selbstmitleid versinken.“

Das ganze Projekt habe sich dann aber entwickelt, denn man habe festgestellt, dass nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund bedürftig sein können. Sondern auch Mitmenschen ohne Migrationshintergrund, etwa solche, die Bürgergeld beziehen. Heute zugangsberechtigt sind Inhaber des Schwetzinger Familienpasses, eines Familienpasses der umliegenden Kommunen, des Landesfamilienpasses und des „Appel * Ei“-Ausweises.

Kein Altkleidercontainer

Nichts geändert hat sich in den vergangenen neun Jahren allem Anschein nach an einem ganz bestimmten Problem, das sich wie folgt auf den Punkt bringen ließe: Manche Kleiderspender mögen es zwar gut meinen, verwechseln aber definitiv die Kleiderstube mit einem Altkleidersammelcontainer. Oder in anderen Worten: Bitte unter keinen Umständen ausgediente Kleidungsstücke in Säcke verpacken und diese dann zu irgendeiner x-beliebigen Uhrzeit an der Kleiderstube abstellen.

„Wir schauen dann“, sagt Ingrid Litschka hierzu, „zwar zum Teil in die Säcke rein, doch meistens ist auch noch etwas Anderes als Kleidung drin.“ Und das könne man natürlich partout nicht annehmen. Hinzu kommt, dass die Kleiderstube eben nicht über große Lagermöglichkeiten verfügt.

Spendezeiten

Daher ist die Bitte der Kleiderstube-Betreiberinnen und -Betreiber sehr nachvollziehbar, dass sich alle potentiellen Kleiderspender entweder an die E-Mail-Adresse „sachspenden-schwetzingen@web.de“ wenden.

Oder aber zu den Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr, Mittwoch und Freitag von 16 bis 18 Uhr, am Samstag von 9.30 bis 11.30 Uhr) vorbeikommen. Mitgebracht werden sollen nur Sachen wie beispielsweise Hosen oder T-Shirts sowie Sportbekleidung, die man problemlos morgen auch noch selbst anziehen würde. Sie sollten frisch gewaschen sein und direkt in die Regale einsortiert werden können.

Dass bei der Erlösübergabe Bürgermeisterin Lisa Schlüter dem Team der „im Rahmen der Flüchtlingsbewegung entstandenen Kleiderstube“ für die „geleistete Arbeit, den Einsatz und das Engagement“ herzlich dankte und dieses bat, „weiter auf sie zählen zu dürfen“, war sicher angebracht. Konkret habe man es hier sowohl mit „gelebter Solidarität“ als auch mit Nachhaltigkeit zu tun, denn schließlich erhielten die Kleidungsstücke ein „zweites Leben“. Zugleich freute sich Lisa Schlüter darüber, dass mit der Kleiderstube-Spende die städtische Integrationsarbeit für hilfsbedürftige Menschen, die ihrer Meinung nach in Zukunft nicht weniger werden dürften, ein Stück weit unterstützt werde. Wie das im Detail vor sich gehen wird, konnte der für besagte städtische Integrationsarbeit zuständige Markus Liu-Wallenwein zwar noch nicht sagen. Doch es könnte sich durchaus um Projekte der Notgemeinschaft handeln. (ter)

Gruppenfoto der Anwesenden einer Spendenübergabe.
Bürgermeisterin Lisa Schlüter (4.v.r.) und Markus Liu-Wallenwein von der Stadtverwaltung (5.v.r.) war es eine Freude jenen zu danken, die rein ehrenamtlich die „Schwetzinger Kleiderstube“ am Laufen halten.Foto: ter
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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
22.07.2025
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