
Das Trio mit Heribert Eckert (Klarinette), Anselm Friederich-Schwieger (Violoncello) und Fred Rensch (Klavier) gestaltete in der Arche ein genussvolles musikalisches Erlebnis, das in Erinnerung bleibt. Die drei versierten und in der Region bekannten Musiker, die auch solistisch immer wieder in Erscheinung treten, überzeugten durch ihre langjährige Erfahrung, technisches Können und ihr sensibles Zusammenspiel – Qualität war in dieser Besetzung gewissermaßen garantiert.
Das Trio hatte zwei Werke ausgewählt, die sich in wunderbarer Weise ergänzten. Besonders erfreulich war, dass dabei auch einmal eine Komponistin in den Mittelpunkt rückte, wie Annette Kopp-Schneider von der Klangraum-Arche-Reihe in ihrer abschließenden Würdigung hervorhob: Louise Farrenc (1804–1875) mit ihrem Trio Es-Dur op. 44. Das bedeutende Kammermusikwerk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gilt als exquisites Beispiel für Farrencs meisterhafte Verbindung des romantischen Ausdrucks mit der Formensprache der Wiener Klassik im Geiste Beethovens.
Schon im eröffnenden Andante – Allegro moderato offenbarte das Trio feingeziselte Themen und harmonisch kluge Modulationen. Im langsamen Satz, dem Adagio, entfaltete sich der wohl emotionalste Moment des Abends: Ausdruck Farrencs lyrischer Begabung und ihres Sinns für tiefgründige, expressiv gesättigte Klanggestaltung. Das Minuetto Allegro mit seiner eingängigen, die Möglichkeiten der Klarinette ausschöpfenden Melodik brachte lebhafte Bewegung, während das Klavier dem Ganzen einen pittoresken Glanz verlieh. Im Finale Allegro vereinten sich schließlich Virtuosität, Brillanz und Ensemblegeist zu einem glanzvollen Abschluss. Die Musiker verbanden beethovensche Formstrenge mit romantischer Wärme und emotionaler Tiefe, wobei präzise Artikulation und feines Rubato zu einem homogenen Ganzen verschmolzen.
Nach der Pause folgte Johannes Brahms’ Trio a-Moll op. 114, 1891 komponiert und eines seiner berühmten Spätwerke. Inspiriert durch den Klarinettisten Richard Mühlfeld („Fräulein Klarinette“) markiert es den Beginn der intensiven Auseinandersetzung des Komponisten mit diesem Instrument. Das Werk trägt den melancholisch-herbstlichen Tonfall der Brahmsschen Spätzeit und ist kein Trio im herkömmlichen Sinn, sondern ein gleichberechtigtes Zwiegespräch dreier Soloinstrumente – mit der Klarinette als warmem, geschmeidigem Zentrum.
Eckert, Friedrich-Schwieger und Rensch ließen diesen besonderen Klangdialog in feiner Abstimmung aufleben: dunkel grundiert, mit sonorem Cello und transparentem Klavierklang. Der erste Satz, Allegro, gewann unter ihren Händen dramatische Intensität, das Adagio verströmte zarte Innerlichkeit und fantasievolle Spannung. Im Andantino grazioso zauberten die Musiker Leichtigkeit und tänzerische Eleganz mit einem Hauch ländlerhafter Heiterkeit. Das Finale schließlich gestalteten sie lebhaft und kontrastreich, mit jener temperamentvollen, ungarischen Färbung, die dem Werk seine charakteristische Energie verleiht.
Der begeisterte Applaus des rund 100 Köpfe zählenden Publikums im katholischen Gemeindesaal der Arche mündete in Bravo-Rufe und die Bitte um eine Zugabe. Das Trio erfüllte diesen Wunsch mit dem Adagio aus Beethovens Trio B-Dur op. 11, dem sogenannten „Gassenhauer-Trio“. Noch einmal zeigte sich das eingespielte Ensemble von seiner besten Seite: kultiviert, dialogisch, mit feiner klassischer Balance und emotionaler Tiefe.
Die Klangraum-Reihe setzt sich am 16. November um 18 Uhr fort, wenn Soyun Choi am Klavier unter dem Motto „Unvergessene Melodien“ zu hören sein wird. (du)