Sitzung des Gemeinderats am 20. Mai
TOP 4: Psychologische Beratungsstelle – Erhöhung des Stundenbedarfs und der Kosten
Für die Fraktion von Stadträtin Nele Böhm
Wer heute in Schulen, Kitas oder Familien hineinhört, merkt schnell, dass die seelische Verfassung vieler junger Menschen unter Druck steht. Kinder, die mit sozialen Ängsten kämpfen. Jugendliche, die mit Reizüberflutung, innerer Anspannung oder Überforderung ringen. Eltern, die nicht mehr wissen, wie sie auffangen sollen, was im Alltag an Überlastung sichtbar wird. Depressionen, Angststörungen, ADHS, psychosomatische Beschwerden oder emotionale Instabilität gehören mittlerweile zur Lebenswirklichkeit, auch hier bei uns in Walldorf. Hinzu kommt, dass gesellschaftliche Entwicklungen die innere Balance zusätzlich herausfordern. Die Spätfolgen der Pandemie, ständige Krisenmeldungen, Leistungsdruck in der Schule, fehlende Rückzugsräume. All das hinterlässt Spuren. Ausgerechnet dort, wo Hilfe dringend gebraucht wird, fehlt es am meisten: an Therapieplätzen. An Zeit. An erreichbaren Angeboten. Wer psychologische Unterstützung sucht, muss oft monatelang warten. Für viele Kinder und Jugendliche ist das schlicht nicht tragbar. Deshalb braucht es verlässliche, lokale Angebote wie die Psychologische Beratungsstelle. Sie ist erreichbar, vernetzt, professionell und sie arbeitet dort, wo es zählt. Die geplante Ausweitung der Beratungsstunden ist daher keine verwaltungstechnische Maßnahme, sondern eine konkrete, verantwortungsvolle Antwort auf das, was spürbar ist. Mehr Zeit für Gespräche. Mehr Kapazität für Beratung in Kitas und Schulen. Mehr Unterstützung für Fachkräfte, das ist der richtige Weg. Unser Appell an alle Walldorferinnen und Walldorfer: Psychische Belastung ist kein Zeichen von Schwäche. Sie ist Teil des Menschseins und sollte genauso ernst genommen werden wie körperliche Erkrankungen. Es ist stark, darüber zu sprechen. Es ist klug, sich Hilfe zu holen. Und es ist menschlich, einander mit Verständnis zu begegnen. Nutzen Sie die Beratungsangebote – für sich selbst, für Ihre Kinder, für Menschen in Ihrem Umfeld. Denn psychische Gesundheit ist keine Privatsache. Sie betrifft uns alle.
Wir danken dem Team der Beratungsstelle für die konstant engagierte, fachlich gute Arbeit – auch unter schwierigen Bedingungen. Ebenso danken wir für die klare Analyse und strukturierte Vorbereitung dieser Entscheidung. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stimmt der Aufstockung der Beratungsstunden, der Erhöhung der Mittel sowie der überplanmäßigen Bereitstellung der Finanzmittel zu.
TOP 8: Stadtmarketingkonzept – Stellenschaffung und Vereinsgründung für die Fraktion von Stadtrat Max Himberger:
Die Aufwertung unserer Innenstadt und ein lebendiger Einzelhandel sind auch uns Grünen wichtige Anliegen. In Zeiten des boomenden Online-Handels ist es alles andere als eine einfache Aufgabe, Leben in die Innenstadt zu bringen. Städtebaulich und verkehrstechnisch läuft schon einiges – in wenigen Tagen beginnt der Verkehrsversuch zur „Sommerstraße“, auf den wir uns schon sehr freuen. Dass nun auch in Sachen Stadtmarketing nachgelegt wird, ist ganz grundsätzlich eine gute Sache. Aktionen zur Belebung der Hauptstraße und der Drehscheibe stehen wir sehr positiv und unterstützend gegenüber. Zur konkreten Umsetzung und dem bisherigen Vorgehen haben wir allerdings noch ein paar Fragen:
In der Vorlage wird aufgeführt, dass für die Stelle „Sachbearbeitung Stadtmarketing“ keine personelle Erweiterung der städtischen Wirtschaftsförderung erfolgt. Da es einen Abgang gab, fällt die vakante Stelle nun dem Stadtmarketing zu. Da fragen wir uns: Fallen die bisherigen Aufgaben dieser Stelle nun weg oder wird das intern so umstrukturiert, dass das aufgefangen werden kann? Und was waren denn die Aufgaben der Person, die die Wirtschaftsförderung verlassen hat?
Etwas schade ist unserer Meinung nach, dass der Gemeinderat nicht zur Gründung des Stadtmarketingvereins eingeladen wurde – unsere Fraktion hat erst über die städtische Öffentlichkeitsarbeit von der vollzogenen Gründung erfahren. Wir gehen davon aus, dass immerhin die örtliche FDP im Vorfeld davon wusste – schließlich gibt es da personelle Überschneidungen zwischen den Liberalen und dem Vorstand.
Wie dem auch sei – wenn die Schaffung der Stelle gut begründet ist, werden wir zustimmen. Die Mitgliedschaft der Stadt im Verein ist unserer Ansicht nach wesentlich.