Aus dem Gemeinderat

Gemeinderat diskutiert Kommunale Geflüchteten-Unterbringung

275 Geflüchtete sowie Obdachlose sind aktuell in Weil der Stadt in kommunaler Verantwortung untergebracht. Der Gemeinderat analysierte die Lage.
Asylbewerberunterkunft
Türschild in zwei Sprachen an einer Einrichtung für Asylbewerber in Baden-WürttembergFoto: jr/NM-Archiv/Symbol

In Weil der Stadt sind aktuell 275 Geflüchtete sowie obdachlose Personen in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentralen Unterkünften untergebracht. Von den insgesamt 368 verfügbaren Plätzen sind derzeit 93 Plätze frei. Die Anzahl der künftig unterzubringenden Personen lässt sich nur schwer vorhersagen. Für die kommenden Jahre beruhen die Einschätzungen des Unterbringungsbedarfs auf Prognosen und Annahmen.

Optimistische Prognose

Die Stadtverwaltung rechnet derzeit mit einer vergleichsweise optimistischen Entwicklung bis zum Jahr 2028 und erwartet in diesem Zeitraum lediglich 180 Personen, die untergebracht werden müssen. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass parallel 90 Personen die kommunale Unterbringung wieder verlassen werden. Daraus ergibt sich ein tatsächlicher Unterbringungsbedarf von nur 90 Personen in den Jahren 2026-2028. Diese Prognose kann sich jedoch jederzeit ändern, da weltweite Krisen und Entwicklungen zu neuen Fluchtbewegungen und steigenden Asylanträgen in Deutschland führen können.

Hinzu komme, dass nicht alle verfügbaren Plätze immer belegt werden können. Denn bei der Unterbringung spielen soziale Kriterien und individuelle Situationen, wie beispielsweise die Unterbringung von Paaren und Familien oder gesundheitliche Beeinträchtigungen, eine große Rolle. Eine Unterbringung erfolgt daher stets nach sorgfältiger Einzelfallprüfung.

Ende April hat der Gemeinderat nach intensiven Beratungen über verschiedene Entwicklungsszenarien das weitere Vorgehen zur Unterbringung beschlossen. Vorgesehen sind die Erweiterung einer bestehenden Containeranlage sowie der Neubau eines Gebäudes. Gleichzeitig sollen andere Unterkünfte in Zukunft entfallen. Konkret bedeutet das:

Aufstockung der Containeranlage Blannental 1

Die bestehende Containeranlage soll im Laufe des Jahres durch zusätzliche Module erweitert werden. Dadurch entstehen zwölf zusätzliche Plätze.

Im Oktober 2024 hatte der Gemeinderat beschlossen, die Erweiterungsmöglichkeiten aller bestehenden Gemeinschaftsunterkünfte zu prüfen. Unter Berücksichtigung von Statik, Brandschutz und baurechtlichen Abstandsflächen ist eine Erweiterung jedoch nur bei dieser Anlage realisierbar.

Neubau einer Containeranlage im Blannental

Neben der bestehenden Containeranlage soll ein neues Gebäude mit einer Kapazität von 60, 120 oder 180 Personen – je nach Bedarf - errichtet werden. Der Neubau ist notwendig, um den geplanten Wegfall einzelner bestehender Unterkünfte auszugleichen und im Gesamtsystem Flexibilität bei der Deckung eines perspektivisch ggf. wieder steigenden Bedarfs zu ermöglichen.

Der Neubau soll abschnittsweise in mehreren Etappen und Geschossen entstehen, um flexibel auf künftige Entwicklungen bei den Flüchtlingszahlen reagieren zu können.

Die Realisierung erfolgt über einen Generalübernehmer. Die Bauweise (Container-, Holz-Hybrid- oder Holz-Modul-Bauweise) wird im Rahmen des Vergabeverfahrens abgefragt. Der Gemeinderat wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 im Rahmen der Vergabe der Bauleistungen über die konkrete Bauweise entscheiden. Mit dem Einzug in das neue Gebäude ist im Frühjahr 2027 zu rechnen.

Wegfall des ehemaligen Bürgerheims (Steinhöwelstraße 15)

Das ehemalige Bürgerheim wird derzeit vom Landkreis Böblingen zur Unterbringung eines ukrainischen Kinderheims sowie von der Stadt Weil der Stadt als Unterkunft für Geflüchtete genutzt.

Das in die Jahre gekommene Gebäude weist erhebliche bauliche Mängel auf, die den Betrieb erschweren und hohe laufende Kosten verursachen. Eine Sanierung wäre mit Blick auf die sehr hohen Kosten nicht wirtschaftlich. Deshalb soll die Nutzung mit dem Auslaufen des Mietvertrags mit dem Landkreis im zweiten Halbjahr 2026 beendet und das Gebäude freigezogen werden. Damit entfallen auch 68 Plätze aus der städtischen Kapazität, die andernorts ersetzt werden müssen. Mittelfristig soll das Gebäude abgerissen und das Areal zu einem Wohngebiet entwickelt werden.

Perspektivischer Wegfall der Containeranlage Josef-Beyerle-Straße 29/1

Die Containeranlage bietet Platz für 34 Personen. Die jährlichen Kosten für Grundstückspacht und Miete sind vergleichsweise hoch. Außerdem weist die seit zehn Jahren an diesem Standort in Betrieb befindliche Containeranlage teilweise bauliche Mängel auf. Da künftig mit weiter steigenden Unterhaltungskosten zu rechnen ist, soll die Anlage mittelfristig aufgegeben werden.

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM
30.05.2025
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