Beim Tag der offenen Tür stellte die Friedrich-Schiller-Schule ihr Konzept als Gemeinschaftsschule vor – eine in Baden-Württemberg seltene Schulform. Individuelle Förderung, Inklusion und eigenverantwortliches Lernen stehen hier im Mittelpunkt, und das Interesse daran wächst.
Die Friedrich-Schiller-Schule ist mit der Klassenstufe 5 im Jahr 2015 von einer Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule gestartet. Nutzten zu Beginn 45 Schülerinnen und Schüler diese neue Schulform, werden derzeit 315 Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen 5 bis 9, teilweise 3- oder 2-zügig, und die Stufe 10 1-zügig, von 40 Lehrkräften unterrichtet, wobei die Lehrerinnen und Lehrer für alle Schulformen entsprechend ausgebildet sind. Im nächsten Schuljahr könnte wiederum eine Zwei- oder sogar eine Dreizügigkeit der fünften Klassen zustande kommen, denn das rege Interesse von zukünftigen Schiller-Schülern und deren Eltern am Tag der offenen Tür am vergangenen Samstag lässt die erforderliche Schülerzahl erwarten.
Die Gemeinschaftsschule ist zwar erst zehn Jahre „alt“, das Gebäude allerdings feierte im letzten Jahr seinen 60. Geburtstag. Im September 1964 wurde das Schulgebäude als Grund- und Hauptschule vom damaligen Bürgermeister Hans Michel seiner Bestimmung übergeben. Heute hat mit der Gemeinschaftsschule eine besondere und moderne Schulform mit enormer Bandbreite eine angemessene Heimat gefunden. Auf die Schülerinnen und Schüler wird den Bedürfnissen entsprechend eingegangen. Dabei ist Inklusion eines der wichtigen Themen und das wird entsprechend gelebt, wie es die Schüler Alessio und Branko bei der Vorstellung „ihrer“ Schule betonten: „Wir sind eine klasse Gemeinschaft und wir helfen uns gegenseitig.“ Zur Stärkung der Gemeinschaft beschrieben die beiden Sechstklässler den Weg dazu: Mit der bereits erwähnten steten gegenseitigen Hilfe, den Teambildungstagen und einem Klassenrat soll das Ziel erreicht werden. Die 23 Schülerinnen und Schüler, die zur Inklusion-Gruppe gehören und die Klassenstufen 5 bis 9 besuchen, werden von vier Sonderpädagogen betreut, wie Lucas Bender, einer der entsprechend ausgebildeten Lehrkräfte, erklärte. Diese Schüler werden, soweit wie möglich, gemeinsam mit den Klassenkameraden unterrichtet. Entsprechend ihrem Defizit erfolgt jedoch eine zusätzliche individuelle Betreuung.
Ausgiebig wurden am Tag der offenen Tür Eltern und Schüler über den Schulalltag informiert: Für die Schülerinnen und Schüler ist um acht Uhr Schulbeginn. Bereits eine Viertelstunde vorher kann der Ganztagesraum besucht werden. Der Unterricht ist unterteilt in Frontalunterricht und in Lerneinheiten, die sogenannte Freie Lernzeit (FLZ), in der selbständig und individuell gearbeitet wird. Überhaupt werden Individualität und Eigenverantwortung gefördert und stehen im Mittelpunkt: Die Schülerinnen und Schüler besprechen einmal in der Woche beim „Coaching“ mit ihrer Lehrerin oder Lehrer die Ergebnisse und legen neue Ziele fest. Eine Benotung erfolgt nicht – es werden Lerntagebücher angefertigt, die Aussagen über die Lerninhalte jeder Unterrichtsstunde geben. Sitzenbleiben ist an der Gemeinschaftsschule nicht vorgesehen und die Entscheidung eines Abschlusses stellt sich erst am Ende der Schullaufbahn: Es sind der Haupt- und Realschulabschluss und die Qualifikation zum Besuch eines Gymnasiums möglich.
Der Schultag wird durch eine einstündige Mittagspause unterbrochen. Am Nachmittag werden die Hausaufgaben erledigt oder das Angebot einer der Arbeitsgemeinschaften genutzt. Für die Klassen 5 bis 7 werden am Mittwochnachmittag Projekte angeboten. Das kann im Laufe eines Schuljahres wechseln: derzeit betrifft es den Umgang mit dem Ball, mit der Elektronik oder mit einem Hund. „Feierabend“ ist in allen Fällen um 15.30 Uhr, freitags um 13 Uhr. (bn)