Im Rahmen der Gedenkwoche der Initiative Gedenkstätte Eckerwald erzählte Wieslaw Majchrzak am 16. Mai im Bildungszentrum Gosheim-Wehingen 120 Schülern der neunten Klassen des Gymnasiums und der Realschule von den schrecklichen Erlebnissen seines Vaters Stanislaw im KZ Dautmergen. Davor war das Ehepaar Majchrzak und Brigitta Marquart-Schad von der Initiative Gedenkstätte Eckerwald im Lehrerzimmer von Schulleiter Lehmann herzlich begrüßt worden. Marquart-Schad gab den Schülern eine kurze Einführung über die Arbeit der KZ-Gedenkstätte, (Führungen, historische Nachforschungen, Dokumentation, Pflege des Gedenkwegs).
Stanislaw Majchrzak war wegen Widerstandes gegen das NS-Regime 1943 verhaftet worden, kam in das KZ Auschwitz-Birkenau und von dort als junger arbeitsfähiger Mann 1944 ins Wüste-Lager Dautmergen. In 7 Wüste-Lagern zwischen Mössingen und Schörzingen wollte die NS-Regierung für die Kriegsmaschinerie dringend benötigten Treibstoff gewinnen - aus dem hier vorhandenen Ölschiefer. Dieser Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da die Ergiebigkeit des süddeutschen Ölschiefers viel zu gering ist. Aber die Devise aus Berlin war: „Treibstoff muss her, koste es was es wolle!“ Über 1700 Häftlinge mussten so allein in Dautmergen sinnlos ihr Leben lassen. Meist wegen Mangelernährung, bei der engen Unterbringung hochansteckende Seuchen, wie Typhus und Ruhr und wegen Entkräftung durch die unmenschliche harte Zwangsarbeit. Herr Maichrzak berichtete auch, dass Häftlinge zu wenig Wasser bekamen und verdursteten. Er schilderte außerdem ein grausiges Erlebnis, das sein Vater später immer wieder erzählte, wie ein SS-Aufseher beim Appell seinen Hund auf einen Häftling hetzte, bis dieser totgebissen war; danach gab er seinem Hund eine Wurst mit der Bemerkung: „Guter, braver Hund!“
Nach einigen Fotos, die ihn zeigten, waren nun die Schüler dran und konnten Fragen stellen. Dabei interessierte sie, wie Stanislaw Majchrzak die Vergangenheit verarbeitet habe. Sein Sohn betonte, dass seinem Vater nicht um Rache gegangen sei. Stattdessen ging es ihm darum, dass die Wahrheit nicht vergessen und nicht etwa von ehemaligen Tätern verdreht wird.