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Geschichte(n) aus Neuweiler ... (219)

Der Bildhauer Albert Volz hat auch Neuweilers Friedhofshalle künstlerisch gestaltet Mancher an der jüngsten Ausfahrt der Alterswehr Neuweiler Beteiligte...
Um Albert Volz, „den Bauernkünstler“, dreht sich das von dem Förderer und Stuttgarter Akademiedirektor Dr. Fritz von Graevenitz verfasste kleine Buch, das den Altbulacher kunstvoll auf der Titelseite darstellt.
Um Albert Volz, „den Bauernkünstler“, dreht sich das von dem Förderer und Stuttgarter Akademiedirektor Dr. Fritz von Graevenitz verfasste kleine Buch, das den Altbulacher kunstvoll auf der Titelseite darstellt.

Der Bildhauer Albert Volz hat auch Neuweilers Friedhofshalle künstlerisch gestaltet

Mancher an der jüngsten Ausfahrt der Alterswehr Neuweiler Beteiligte kannte den Bildhauer Albert Volz (1920-1994) aus Altbulach noch persönlich. Praktisch jeder wusste, dass er da und dort im ganzen Landkreis Kriegerdenkmale, Skulpturen, Altäre und – was das Künstlerische betrifft – Gebäude gestaltet hat. Kaum jemand kannte allerdings sein reichhaltiges, auch „Werkstatt-Atelier“ genanntes, kleines Museum mit Entwürfen, Mustern und Modellen und einer Reihe Präsentationen, die der Künstler für sich geschaffen hat. Sohn Andreas Volz führte durch die Ausstellung. In Staunen versetzte, was es da zu sehen gab. Wohl vom Kriegserleben geprägt, spiegelt sich in den Werken des Bildhauers aus verschiedenen Materialien oft das Woher und Wohin des Menschen, der Weg aus der sichtbaren Welt in die unsichtbare.

So verwundert es nicht, dass Volz in Neuweiler die Friedhofshalle von der Außenwand- und Glasfenster-Gestaltung bis zur Anordnung des Kriegerdenkmals 1974/75 künstlerisch gestaltet und begleitet hat. Auch die Metallplastik und das Buntglasfenster in der Friedhofshalle Breitenberg oder der Taufstein in der Gaugenwalder Kirche erhielten Form und Farbe nach seinen Vorgaben. Vor allem im Landkreis Calw und gelegentlich darüber hinaus hat er unzählige seiner ansprechenden Werke hinterlassen: im öffentlichen Raum, an und in Gebäuden oder auch etwa als Büste für private Kunden und Liebhaber. Die von Dr. Heinrich Günzler, der als Landarzt alter Schule mit dem Leitspruch „Ich diene!“ in Neubulach ob seiner besonderen Verdienste 1977 als Ehrenbürger gewürdigt wurde, schaut dem Besucher im gar nicht ganz kleinen Museum in Altbulach aus einer Ecke entgegen.

Breitenberger Friedhofsgebäude vor 50 Jahren parallel entstanden

Noch vor der Gemeindereform in Auftrag gegeben und begonnen, konnte die Friedhofshalle in Neuweiler 1975 eingeweiht werden. Planer war der Zavelsteiner Architekt Karl Eugen Krieg. Pech hatte man beim Bau, als ein ungewöhnlich heftiger Sturm nachts die frisch betonierte Rückwand zum Einsturz brachte. Glück hatte die Gemeinde, dass sie sich zum Abschluss einer Bauwesenversicherung entschieden hatte, denn so erlitten damals weder die Kommune noch das Bauunternehmen finanziellen Schaden. In Zusammenarbeit mit dem Architekten sorgte Albert Volz dafür, dass Halle, Kreuz am Ehrenmal und Friedhof zu einem Ganzen verflochten wurden. Die Baukosten beliefen sich damals auf rund 200.000 D-Mark, dazu kam ein Aufwand von 80.000 D-Mark für die Friedhofserweiterung. Parallel und in ähnlichen Dimensionen verliefen Friedhofshallenbau und Bestattungsplatzgestaltung in Breitenberg.

Aber zurück zu Albert Volz: Der Igel in Igelsloch oder das wasserspeiende Kunstwerk bei einer Gartenbaufirma in Altburg stammen ebenso von ihm wie das zur 900-Jahr-Feier aus rötlichem Sandstein 1976 geschaffene Mutter-Kind-Denkmal auf dem Marktplatz-Brunnen in Deckenpfronn. In der musealen Ausstellung gibt es auch Bilder, denn gelegentlich hat er auch gemalt. Aber sein Schwerpunkt war das Formen von Kunstwerken aus Stein, Holz, Ton oder Metall. Doppelt bewundernswert ist das vielfältige Werk, weil für ihn der Zweite Weltkrieg 1943 endete, da er als zu 90 Prozent Kriegsversehrter anerkannt wurde. Dennoch entwickelte er eine enorme Arbeitsleistung und Gestaltungskraft. Sein Talent erkannt hatte ein Arzt am Lazarett in Trier 1940. Zum Training der Motorik nach einer Verwundung hatte er dem Patienten Knete gereicht, und dieser schuf daraus beeindruckende Figuren.

In Trier und Stuttgart zum Kunststeinmetzen und Künstler geworden

Bei einem weiteren Aufenthalt nach neuerlicher Verwundung bei einem Fronteinsatz vermittelte ihm dieser Arzt an der Schule für Kunst- und Handwerk in Trier eine Ausbildung. Der seine schwere Verwundung von 1943 behandelnde Professor Thiel in Tübingen schuf eine Verbindung zu dem Direktor der Akademie der bildenden Künste, dem berühmten Professor Fritz von Graevenitz (1892-1959), der Volz' außerordentliche Begabung ebenfalls erkannte und ihm ein Gaststudium an der Akademie ermöglichte. So wurde aus dem Hilfsarbeiter und aus der Not heraus freiwilligen Soldaten ein geprüfter Bildhauer und späterer Meister seines kunstvollen Fachs. Von Graevenitz würdigte ihn später sogar in einem kleinen Buch mit dem Titel: „Albert Volz – Ein Bauernkünstler im Schwarzwald“.

Nach dem Museumsbesuch betrachteten die Ruhestandsblauröcke auf dem Weg ins Abschlusslokal „Alte Krone“ in Altbulach weitere Werke von Volz. Da gibt es in der Kirche den rundum fein verzierten, aus einem mächtigen Sandsteinblock gearbeiteten Altar, vor der Kirche das Kriegerdenkmal und an der Kirchenmauer den Brunnen, wo als Figur der letzte erkennbare Büttel des Orts ausruft. Geöffnet hat das Museum in Altbulach vom 1. April bis 30. September, immer am ersten Sonntag im Monat oder nach Voranmeldung; diese ist bei Andreas Volz unter Telefon 07053/3279 oder per E-Mail VolzAndl@t-online.de möglich. In den Sommermonaten werden auch immer wieder einmal Sonderausstellungen präsentiert. In diesem Jahr waren Werke der Malerin Gaby Bohnet zu sehen.

Text und Bilder: Hans Schabert

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Ausgabe 40/2024
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02.10.2024
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