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//Geschichte(n) aus Neuweiler… (236)//

Breitenberg und Oberkollwangen mussten 1942 Glocken abliefern Am 30. Dezember 1949 war in der Calwer Zeitung – damals ein Ableger der Schwäbischen...

Breitenberg und Oberkollwangen mussten 1942 Glocken abliefern

Am 30. Dezember 1949 war in der Calwer Zeitung – damals ein Ableger der Schwäbischen Zeitung – unter der Überschrift, „Zweimal Glockenweihe“, zu lesen, dass in Breitenberg und Oberkollwangen neue Kirchenglocken eingetroffen und auf die Türme befördert worden sind. Damals bildeten die Dörfer eine Doppelkirchengemeinde mit Sitz des Pfarramts in Breitenberg. Seit 2012 ist diese mit Neuweiler verschmolzen. Zeitzeugen wissen von vor 75 Jahren auch zu berichten, warum in drei 1949 gelieferte Glocken die Jahreszahl 1950 eingeprägt ist: Man hatte nicht damit gerechnet, dass diese vor der Jahreswende eintreffen. Sie kamen am 22. Dezember 1949 an.

Warum war die Beschaffung überhaupt nötig geworden? Mit dem Einsammeln von Kirchenglocken auch in diesen beiden Schwarzwalddörfern besorgte sich das NS-Regime Material für sein Kriegswerkzeug. Mit Gewichts- und Größenangaben hatten die Geläute schon 1940 gemeldet werden müssen. Nach Kriegsende gingen die Kirchengemeinden noch in den späten 1940er-Jahren daran, diese wieder zu vervollständigen. Eine Glocke war 1949 im Kirchturm in Oberkollwangen zu ersetzen und wurde mit Menschenkraft nach oben gezogen. Auf der 230 Kilo schweren Vorgängerin war am unteren Rand zu lesen: „Ersatz für die im Weltkrieg 1914-1918 abgegebene Glocke“. Sie läutete am Angelbach zu Zeitangabe und Kirchgang ab 1921 bis 1942 gerade 21 Jahre lang. Das ersetzte Stück stammte aus dem Jahr 1885 und war wie die neuen Glocken von der Firma Kurtz in Stuttgart hergestellt worden.

Breitenbergs „uralte“ Glocke 1918 fürs Geläut gerettet

Im Ersten Weltkrieg, wo man auf gleiche Art und Weise die Materialknappheit ausglich, wurde in Breitenberg sogar die laut Volksmund „uralte“ Glocke enteignet. Sie ist um 1500 gegossen, wiegt 165 Kilo und wurde 1918 gerade noch vor dem Einschmelzen gerettet. Die Nachforschungen zum 50-jährigen Glockenjubiläum vor gut 25 Jahren des damals tätigen Pfarrers Friedrich Hörger und Kirchengemeinderats Axel Götz ergaben, dass das bis heute wohlklingende Stück seinerzeit zurückgekauft werden konnte. Es war dafür ursprünglich von der Metallanstalt Calw eine Entschädigung von 787,50 Mark bezahlt worden. Nach Abzug von Kosten für Zimmermann Wahl und Schmied Krauß aus Breitenberg von 20 Mark fürs Abnehmen sowie an Fuhrmann Pfeifer aus Neuweiler von sechs Mark für den Transport wurde der Rest in einem Glocken-Erneuerungsfonds angelegt.

Zwei neue Glocken kamen 1949 nach Breitenberg. Die eine ersetzte die 1845 von Kurtz gegossene, 410 Kilo schwere. Die zweite vervollständigte das Geläut zum abgestimmten Dreiklang. Dazu hieß es in der Calwer Zeitung: „Breitenberg. Auch unser Ort hat nun wieder sein neues Geläut. Vergangene Woche wurde es unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde in würdigem Rahmen auf den Turm gebracht, wobei Pfarrer Berger die Weiherede hielt.“ Zur „schlichten Feierstunde“ anlässlich der Weihe in Oberkollwangen sagt der gleiche Artikel, dass die Glocke folgende, ungewöhnliche Inschrift trägt: „Sie haben zerschlagen viel Glocken gut/Umsonst war zerschlagen viel teuer Blut/Man schuf uns die Glocken aus Feuersglut/Unsere Seelen befehlen wir Gottes Hut“.

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Ausgabe 21/2025
von Gemeinde Neuweiler
22.05.2025
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